Verteidigung
DeeAnna Nuxhall, und sie glaubt, dass sie heute mal wieder geschieden wird.«
»Mal wieder?«, fragte David mit einem Blick in ihre Richtung. DeeAnna blinzelte ihm zu. Gefärbte Blondine, gewaltige Brüste, Beine bis zum Hals.
»Bei einer Scheidung habe ich sie schon vertreten. Das heute wäre meine zweite. Aber ich glaube, vorher gab es noch zwei.«
»Sie sieht aus wie eine Stripperin.«
»Es würde mich nicht wundern, wenn sie eine wäre.«
Richter Bradbury war gerade dabei, einige Dokumente zu unterschreiben. Anwälte traten an die Richterbank, unterhielten sich mit ihm, bekamen, was sie wollten, und gingen wieder. Fünfzehn Minuten verstrichen, und Wally wurde langsam unruhig.
»Mr. Figg«, sagte der Richter schließlich.
Wally und David gingen durch die Schranke und an den Tischen vorbei und traten vor die Richterbank, die so niedrig war, dass die Anwälte fast auf Augenhöhe mit dem Richter sprechen konnten.
Bradbury schob das Mikrofon zur Seite, sodass sie sich unterhalten konnten, ohne dass die anderen etwas davon mitbekamen. »Was gibt es Neues?«
»Euer Ehren, wir haben einen neuen Kollegen«, sagte Wally stolz. »Darf ich Ihnen David Zinc vorstellen?« David streckte die Hand aus, die der Richter herzlich schüttelte.
»Willkommen in meinem Gerichtssaal.«
»David war bis jetzt bei einer großen Kanzlei in der Innenstadt. Und nun möchte er das wahre Gesicht von Justitia kennenlernen«, sagte Wally.
»Von Figg werden Sie allerdings nicht viel lernen«, sagte Bradbury schmunzelnd.
»David hat in Harvard studiert.« Wally platzte schier vor Stolz.
»Und was machen Sie dann hier?«, fragte der Richter. Er schien es todernst zu meinen.
»Ich hatte die große Kanzlei satt«, erwiderte David.
Wally übergab dem Richter einige Dokumente. »Wir haben da ein kleines Problem. Meine Mandantin ist die entzückende DeeAnna Nuxhall, vierte Reihe links, gelbes Kleid.«
Bradbury lugte über seine Lesebrille und sagte: »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Sie war vor einem Jahr schon mal da, dritte oder vierte Scheidung.«
»Ich glaube, sie trägt dasselbe Kleid wie vor einem Jahr.«
»Glaube ich auch. Das Kleid ist dasselbe, aber die Brüste sind neu.«
»Läuft da was?«
»Noch nicht.«
David wurde schwindlig. Der Richter und der Anwalt sprachen in einer öffentlichen Sitzung über Sex mit einer Mandantin. Gott sei Dank konnte es niemand hören.
»Wo liegt das Problem?«, fragte Bradbury.
»Sie hat ihre Rechnung noch nicht bezahlt. Sie schuldet mir dreihundert Dollar, und irgendwie kann ich die nicht aus ihr rausquetschen.«
»Welche Teile von ihr haben Sie denn schon gequetscht?«
»Haha. Sie will nicht zahlen.«
»Das muss ich mir genauer ansehen.«
Wally drehte sich um und bedeutete Ms. Nuxhall, zu ihnen an die Richterbank zu kommen. Sie stand auf, schlängelte sich aus der Bank heraus und kam nach vorn. Die Anwälte verstummten. Die beiden Gerichtsdiener wachten auf. Den übrigen Zuschauern fielen fast die Augen aus dem Kopf. Im Gehen war das Kleid noch kürzer, und sie trug schwindelerregend hohe Stilettos mit Plateausohlen, die eine Straßennutte zum Erröten bringen würden. David wich so weit zurück wie möglich, als sie an die Richterbank trat.
Richter Bradbury tat so, als würde er sie gar nicht bemerken. Er war viel zu sehr mit dem Inhalt der Gerichtsakte beschäftigt. »Eine simple, einvernehmliche Scheidung, richtig, Mr. Figg?«
»Richtig, Euer Ehren«, erwiderte Wally.
»Alles in Ordnung?«
»Ja, bis auf diese Sache mit meinem Honorar.«
»Das ist mir gerade aufgefallen.« Bradbury runzelte die Stirn. »Es sieht so aus, als wären noch dreihundert Dollar offen, oder?«
»Ganz richtig, Euer Ehren.«
Bradbury lugte über seine Lesebrille. Sein Blick ging zuerst zur Brust, dann zu den Augen. »Ms. Nuxhall, sind Sie bereit, das Honorar zu bezahlen?«
»Ja, Euer Ehren«, sagte sie mit einer Piepsstimme. »Aber das wird bis nächste Woche warten müssen. Wissen Sie, ich heirate am Samstag, und … na ja … ich bin gerade nicht flüssig.«
Der Blick des Richters wanderte wieder zur Brust, dann zum Gesicht. »Ms. Nuxhall, ich habe die Erfahrung gemacht, dass in Scheidungsfällen das Honorar nie nachträglich gezahlt wird. Ich erwarte, dass meine Anwälte ihren gerechten Lohn erhalten, bevor ich das Scheidungsurteil unterzeichne. Wie hoch ist das Gesamthonorar, Mr. Figg?«
»Sechshundert. Die Hälfte davon wurde im Voraus bezahlt.«
»Sechshundert?«, sagte Bradbury
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