Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
oder woher kommt das blaue Auge?«
Ich nickte eilig. »Alles halb so wild. Ich war nur etwas unachtsam, Sie hätten mich gestern Abend mal sehen sollen. Dagegen fühle ich mich heute schon fast wie neugeboren.« Das war vielleicht etwas übertrieben, aber ich wollte sichergehen, dass Mr. Burton nicht sofort meiner Mutter alles haarklein erzählte.
»Können wir los?«, fragte ich ihn, nahm die Smith & Wesson aus der Küchenschublade und packte sie zurück in meine Handtasche. Mrs. Herzog, die gerade das Geschirr in die Spülmaschine steckte, hob erstaunt den Kopf. »Miss Walles, Sie haben eine Waffe? Was haben Sie denn heute vor, wenn ich fragen darf?«
Eigentlich ging sie das überhaupt nichts an, aber da wir gerade so nett zusammen gefrühstückt hatten, erzählte ich es ihr trotzdem. »Ich treffe mich gleich mit einer Freundin, um für meine Rolle im Musical zu proben.«
»Und dazu brauchen Sie eine Waffe?« Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, ich merkte, dass sie mich auf einmal mit neuem Respekt betrachtete.
Bis vor einer Woche hätte ich ja selbst nicht geglaubt, dass ich je eine eigene Waffe besitzen würde, aber nun war das bittere Realität.
»Man kann nie vorsichtig genug sein. Wir haben leider anonyme Drohungen erhalten und einer unserer Kollegen ist bereits verschwunden. Über die genauen Zusammenhänge wissen wir bisher sehr wenig, aber es ist durchaus möglich, dass dieser Freund in die falschen Kreise geraten ist oder sich Feinde in der örtlichen Drogenmafia gemacht hat«, erklärte ich ihr.
Mr. Burton konnte sich angesichts meines Kopfgeldjäger-Jargons ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen.
Wir verabschiedeten uns von Mrs. Herzog, die angeboten hatte, in der Zwischenzeit meine Wohnung auf Hochglanz zu bringen.
Im Wagen diskutierte ich mit meinem Leibwächter über die Nachricht. Wir kamen überein, dass ich Konstantin heute noch um die Stimmanalyse bitten sollte. Doch bis dahin konnte ich nicht tatenlos darauf warten, dass etwas geschah. Entschlossen zog ich meinen Tablettcomputer aus der Tasche und suchte nach dem Namen Wallenstein im Bostoner Telefonverzeichnis. Vierunddreißig Namen waren aufgelistet, zehn weitere in der näheren Umgebung der Stadt. Darunter waren achtzehn Frauennamen. Blieben also sechsundzwanzig potenzielle Kandidaten für die Opferrolle. Ich suchte einen leeren Zettel aus den unergründlichen Tiefen meiner Handtasche und begann, die Nummern fein säuberlich abzuschreiben.
Kurz bevor wir das Theater erreichten, beendete ich die Arbeit und übergab den Zettel an Mr. Burton: »Während ich bei den Proben bin, können Sie diese Nummern hier abtelefonieren. Vielleicht ist da ja auch unser Wallenstein dabei.« Wir hatten beide keine Ahnung, wie wir den erkennen sollten, aber irgendeine Verbindung zu Daniel oder Garry musste es wohl geben.
Wir übten fast vier Stunden lang. Am Ende konnte ich kaum noch stehen, so fertig und ausgepowert war ich von den verwirrenden Schrittfolgen und den fast schon akrobatischen Einlagen. Aus meinem Mund kam nur noch ein heiseres Krächzen, meine Stimme brauchte dringend eine professionelle Schulung, sonst würde sie den Belastungen der Auftritte niemals standhalten.
Körperlich war die Rolle für mich kein Problem, ich war fit und durchtrainiert und die meisten Elemente kannte ich aus früheren Produktionen, oder aus meiner Highschoolzeit als Cheerleader und unseren Tanzkursen. Meine tanzverrückte Mutter hatte von Anfang an darauf geachtet, dass ich neben meinen Ballettstunden möglichst vielseitig ausgebildet wurde. Das erwies sich jetzt als echter Vorteil.
Für Katie hingegen mussten die Proben ein wahrer Albtraum gewesen sein. Mit ihrer klassischen Ballettausbildung brachte sie zwar die nötige Kraft und die fließend leichten Bewegungsabläufe mit, hatte aber von vielen modernen Elementen des Stücks noch nie gehört.
Ich erkannte, wieviel Durchsetzungswillen und Ausdauer in der zierlichen Tänzerin stecken mussten. Denn sie tanzte das Stück mittlerweile fast perfekt und sie hatte eine so wunderschöne Stimme, dass man ihr kleinere Schrittfehler sowieso verzieh.
»Juliet, bitte lass uns jetzt Schluss machen. Bis zur Aufführung sind es zwar noch ein paar Stunden, aber ich brauche die Zeit dringend, um mich zu erholen.« Katie saß auf einem Hocker und sah mich fragend an.
Ich nickte erschöpft. »Ja, das klingt gut. Ich muss sowieso ein paar Besorgungen machen, jetzt haben die Geschäfte wenigstens noch
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