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Vertrau mir, Tara

Vertrau mir, Tara

Titel: Vertrau mir, Tara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Craven
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die hochhackigen Schuhe – die nicht ihr gehörten.
    Plötzlich wurde die Schlafzimmertür geöffnet, und Jack kam heraus. Er trug seinen roten Hausmantel aus Seide, darunter war er nackt, wie unschwer zu erkennen war. In der einen Hand hielt er eine Zigarette, in der anderen zwei leere Weingläser.
    “So, so”, sagte er bei Taras Anblick. “Was für eine Überraschung! Du kommst im richtigen Moment. Jetzt brauche ich wenigstens deine Sachen nicht zusammenzupacken.”
    Tara stand wie erstarrt da. “Packen? Ich … verstehe nicht, was du meinst.”
    “Doch, mein Liebe. Du verstehst sehr gut.” Er lächelte sie an. “Du musst ausziehen. Je eher, desto besser.”
    “Wie bitte?” Sie sah ihn fassungslos an. “Ich soll ausziehen?”
    Jack seufzte betont geduldig. “Angeblich bist du doch ein so cleveres Mädchen”, spottete er.
    “Aber du kannst doch nicht …” Sie schluckte. “Das ist ein Scherz, oder?”
    “Oh nein.” Er zuckte die Schultern. “Du langweilst mich. Ich war bereit, noch eine Zeit lang mitzuspielen, solange die Chance bestand, dass du nützlich sein könntest für meine Karriere. Doch da du mir nicht helfen kannst und willst, habe ich mir eine neue Freundin zugelegt. Du, meine Liebe, wirst nicht mehr gebraucht.”
    “Das meinst du nicht ernst”, erwiderte sie rau. “Das ist ganz unmöglich, Jack. Wir lieben uns doch.”
    “Irrtum. Ich habe die Tatsache geliebt, dass du die Tochter des Chefs bist.” Er lächelte wieder, und zum ersten Mal fiel ihr auf, wie brutal und rücksichtslos er war.
    “Wir wollten heiraten”, stieß sie hervor und hätte die Worte am liebsten wieder zurückgenommen.
    “Richtig”, stimmte er zu. “Für einen Sitz im Aufsichtsrat hätte ich es sogar getan. Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass ich den Job nicht bekommen habe. Es wäre die reinste Hölle gewesen, bei dir bleiben zu müssen. Du nimmst alles viel zu ernst und bist im Bett langweilig. Deine kindliche Begeisterung konnte nie darüber hinwegtäuschen, dass du kein Naturtalent bist.”
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, den Schmerz nicht mehr ertragen zu können. Dennoch gelang es ihr, mit erhobenem Kopf zu erklären: “Dann ist es wohl am besten, ich packe wirklich meine Sachen zusammen.”
    “Ja.” Er füllte die Weingläser. “Dir ist hoffentlich klar, dass ich nicht allein bin.”
    “Natürlich. Es tut mir leid, dass ich euch gestört habe.”
    “Warum bist du überhaupt so früh schon hier? Hast du etwa auch die Kündigung bekommen?” Er bemerkte, wie schockiert sie war, und lachte. “Oh ja, vorige Woche hat man mir fristlos gekündigt. Man hat mir ein Monatsgehalt und eine Abfindung angeboten, womit ich einverstanden war. Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen zu machen, ich gehe zu einem Freund nach Brasilien”, fügte er hinzu.
    “Dann tun mir dein Freund und Brasilien leid. Die Leute haben mit dem Regenwald schon genug Probleme.”
    “Sieh an, das Kätzchen zeigt Krallen”, spottete er. “Versuch es nicht auf die harte Tour, Süße. Julia kann im Badezimmer warten, bis du alles gepackt hast”, fuhr er fort. “Beeil dich bitte.”
    Tara bemühte sich, das zerwühlte Bett zu ignorieren, während sie ihre Sachen in die Koffer warf. Schließlich legte sie die Schlüssel auf den Tisch und verließ die Wohnung. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
    Unten auf der Straße hielt sie ein vorbeifahrendes Taxi an und ließ sich zu ihren Eltern nach Chelsea fahren.
    “Alles in Ordnung, Mädchen?”, erkundigte sich der Fahrer besorgt.
    “Oh ja, mir ist es noch nie besser gegangen”, hatte sie unter Tränen erwidert.
    Tara richtete sich im Bett auf. Sie zitterte, und das Seidennachthemd klebte ihr am Körper, als wäre sie gerade aus einem Albtraum aufgeschreckt.
    Sie stand auf, ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Der Himmel war silbergrau, und vom Fluss her legte sich leichter Nebel übers Land. Wie ein Geisterschiff schaukelte die
Caroline
auf den sanften Wellen hin und her.
    Ich weiß genau, weshalb ich plötzlich von den Erinnerungen gequält werde, dachte Tara, während sie sich hinsetzte und sich mit den Armen auf die Fensterbank stützte. Es hatte etwas mit Adam Barnard zu tun, der in Sichtweite auf seiner Jacht schlief.
    Er hatte sich in ihr Leben und in ihr Bewusstsein gedrängt wie kein anderer Mann seit Jack. Nie wieder lasse ich so große Nähe zu, hatte sie sich in den ersten schlimmen Wochen vorgenommen.
    Seine grausamen Worte konnte sie nicht vergessen.

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