Vertrau mir, Tara
Schultern und dirigierte sie in die Küche. “Lassen Sie uns etwas trinken. Haben Sie einen Brandy da?”
“Im Sideboard im Esszimmer”, stieß sie hervor. Sie zitterte am ganzen Körper.
“Wir brauchen auch Kerzen, dann setze ich Wasser auf. Nach einem heißen Kaffee oder Tee geht es Ihnen wieder besser.”
“Das wäre schön.”
Sie setzte sich in den Schaukelstuhl und lauschte dem Sturm, der ums Haus tobte, während sie Adam zuschaute. Ihr war kalt, aber nicht nur vor Angst. Sie war ganz aufgeregt und hatte irgendwie das Gefühl, etwas Erregendes, Verbotenes zu tun.
Als sie den starken Kaffee trank, in den Adam einen Schuss Brandy gegeben hatte, spürte sie sogleich die wohlige Wärme, die sich bis in ihre Zehenspitzen auszubreiten schien.
“Das ist … sehr nett von Ihnen”, sagte sie seltsam befangen.
Er zuckte die Schultern und schien in Gedanken ganz weit weg zu sein. “In Notfällen muss man sich aufeinander verlassen können. Ich nehme an, das Schlimmste ist vorbei.”
“Glauben Sie, derjenige, der in dem Auto gesessen hat, kommt zurück?”
“Nein.” Adam schüttelte den Kopf. “Bestimmt nicht, denn man weiß jetzt, dass Sie nicht allein sind.”
Aber das bin ich doch, dachte sie und umfasste den Becher mit beiden Händen. “Wenn Sie Buster mitgebracht hätten, würde ich Sie bitten, ihn bei mir zu lassen.”
“Es tut mir leid. Ich konnte nicht ahnen, dass Ihre Idylle hier auch hässliche Seiten hat.”
“Ich auch nicht.” Sekundenlang schwieg sie und senkte den Kopf, sodass ihr das Haar wie schützend vor das Gesicht fiel. “Adam, könnten Sie heute Nacht hier bleiben, bitte?”, fragte sie schließlich.
“Anstelle von Buster? Sozusagen als Ersatz?”, antwortete er gleichgültig und sah sie nachdenklich an. “Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist.”
“Ich möchte nicht allein sein, ich habe schreckliche Angst”, erklärte sie leise.
“Das Gewitter ist beinahe vorbei. Dann haben Sie auch bald wieder Strom. Vielleicht saß in dem Auto nur ein Liebespaar.”
“Wenn Sie das wirklich glauben, warum waren Sie dann beunruhigt und haben aufgepasst?”
“Weil ich verrückt bin.” Er machte eine Pause und seufzte. “Sie haben gewonnen, Tara. Ich hole nur rasch meine Sachen und bin gleich wieder da.”
“Ich mache Ihnen das Bett im Schlafzimmer meiner Eltern.” Sie stand auf.
“Nicht nötig, ich habe einen Schlafsack.”
“Dann gebe ich Ihnen wenigstens Handtücher.” Ihr Lächeln wirkte ziemlich kläglich. “Danke, Adam.”
“Lassen Sie uns erst die Nacht hinter uns bringen, ehe wir über Dankbarkeit reden.”
Tara war oben, als er mit dem Schlafsack unterm Arm und einer Reisetasche in der Hand zurückkam. Er legte die Rolle aufs Bett und betrachtete die Kerze, die sie auf einer Untertasse auf den Nachttisch gestellt hatte.
“Sehr komfortabel”, sagte er.
“Brauchen Sie sonst noch etwas?” Sie ging zur Tür.
“Na, das ist eine vieldeutige Frage.” Plötzlich schüttelte er ungeduldig den Kopf. “Legen Sie sich ins Bett, Tara. Die Nacht ist bald vorüber, und morgen haben Sie ihr Auto wieder und können nach London fahren.”
Er durchquerte den Raum, zog die Vorhänge zurück und blickte hinaus in die Dunkelheit.
Irgendwie wirkt er angespannt, überlegte sie und sagte ruhig: “Adam, wenn Sie noch wütend auf mich sind, kann ich das verstehen. Es tut mir leid, dass ich das Bild zerrissen habe und dass ich so ausfallend geworden bin. Ich hatte kein Recht …”
“Es ist unwichtig.” Seine Stimme klang rau, und er drehte sich nicht um. “Ich hatte sowieso vor, Ihnen das Bild zu schenken. Deshalb konnten Sie letztlich damit machen, was Sie wollten.”
“Oh.” Sie war verblüfft und schluckte. “Dann … gute Nacht.”
Endlich drehte er sich um. “Ich glaube, das zu hoffen, wäre eine Illusion, meinen Sie nicht auch?”, fragte er und lächelte kühl. “Jetzt ab mit Ihnen ins Bett, sonst lohnt es sich nicht mehr.”
Langsam ging sie den Flur entlang in ihr Zimmer. Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, seit sie wegen des Gewitters aufgestanden war.
Ohne den Morgenmantel auszuziehen, hüllte sie sich in die Decke und blies die Kerze auf dem Nachttisch aus. Sie hörte, wie Adam umherwanderte und wie sein Bett quietschte, als er sich hinlegte.
In der Ferne grollte der Donner, und obwohl das Gewitter so weit weg war, kam es Tara immer noch sehr bedrohlich vor. Wie mein unbekannter Feind, dachte sie und erbebte.
8. KAPITEL
Tara weinte
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