Vertrau mir, Tara
nichts. Ich will mit dir anstoßen, dass du die Vergangenheit endlich überwunden und dich davon befreit hast.” Becky setzte sich an den Küchentisch. “Harry und ich befürchteten schon, du würdest es nie schaffen.”
“Ihr solltet aufhören, euch in meine Angelegenheiten zu mischen, und euch stattdessen um eure eigenen kümmern”, erwiderte Tara ärgerlich und zog den Korken aus der Flasche.
“Das macht keinen Spaß.” Becky nahm das Glas entgegen, das Tara ihr reichte, und hob es hoch. “Auf den Sex, der wie das Salz in der Suppe ist.” Sie warf einen Blick auf die Eier. “Ich komme beinahe um vor Hunger. Hast du etwas übrig für mich?”
“Das geht in Ordnung. Die junge Dame kann meinen Anteil haben”, ertönte plötzlich Adams Stimme von der Tür her.
Erleichtert stellte Tara fest, dass er korrekt angezogen war und die Reisetasche und den Schlafsack bei sich hatte.
“Ich muss jetzt gehen.” Er lächelte sie freundlich an.
“Wirklich?” Sie hoffte, sie würde sich nicht so sehnsüchtig anhören, wie sie sich fühlte. “Übrigens, das ist Becky Allan, meine Schwester. Becky, das ist Adam Barnard.”
“Du liebe Zeit”, sagte Becky leicht belustigt und musterte ihn anerkennend. “Sie sind ganz anders, als ich erwartet hatte. Völlig anders.”
“Ah ja”, antwortete Adam mit ernster Miene. “Ist das gut oder schlecht für mich?”
Becky lachte ihn an. “Das verrate ich erst, wenn ich mich mit Tara unterhalten habe.”
Ich könnte sie umbringen, schoss es Tara durch den Kopf.
“Danke, dass du mir heute Nacht geholfen hast”, wandte sie sich an Adam und bemühte sich, genauso gleichgültig zu klingen wie er.
“Gern geschehen. Du brauchst nur zu rufen, und ich bin da.”
“So ein Angebot kann man doch nicht ignorieren”, mischte sich Becky ein.
Tara warf ihr einen zornigen Blick zu und begleitete Adam zur Haustür.
“Es tut mir leid”, flüsterte sie unglücklich.
“Ist doch alles nicht so schlimm.” Er küsste sie flüchtig. “Bis später.”
Dann stürmte Tara zurück in die Küche. “Schämst du dich überhaupt nicht?”, fuhr sie ihre Schwester an.
“Nein, eigentlich nicht. Weshalb auch?”, antwortete Becky unbekümmert. “Ich bin wirklich beeindruckt, kleine Schwester. Du hast es faustdick hinter den Ohren. Wie viele Männer hast du hier versteckt?”
Tara gab Butter in die Pfanne fürs Rührei. “Wovon redest du?”
“Ach, egal. Behalte deine kleinen Geheimnisse für dich. Ich würde mich für ihn entscheiden, er ist der Richtige.”
“Darum geht es hier gar nicht. Es ist alles ganz anders, als du denkst.”
“Ja, ist schon gut”, erwiderte Becky besänftigend. “Er sah richtig erschöpft aus, während du wie eine Katze wirkst, die Sahne geschleckt hat. Das ist alles ganz normal.” Sie stand auf. “Die Butter wird zu braun. Am besten lässt du mich das Essen machen und ziehst diesen verführerischen Fummel endlich aus und etwas Anständiges an.”
Gegen ihren Willen lachte Tara. “Okay, wie du willst.”
Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, hatte Tara sich schon wieder besser unter Kontrolle. Und nach dem Rührei, das Becky mit gegrillten Tomaten garniert hatte, ging es ihr noch besser. Dann erzählte sie ihrer Schwester, was mit dem Auto passiert war.
“Was sagt denn die Polizei dazu? Du hast es doch gemeldet, oder?”, fragte Becky schockiert.
“Ja, aber man ist ratlos. Es gibt keine Fingerabdrücke, nur den halben Abdruck eines Reifens.”
“Das ist eine seltsame Geschichte. Warum hat man es ausgerechnet auf dich abgesehen?”
Tara zuckte die Schultern. “Das wüsste ich auch gern. Ich habe nicht die geringste Ahnung.”
“Und was macht Adam Barnard hier?”
“Er ist Mr. Deans Enkel, ihm gehört jetzt das Haus.”
“Was für eine Überraschung! Demnach war der alte Mann doch kein überzeugter Einsiedler.”
Tara rechnete mit weiteren Fragen, aber ihre Schwester schwieg nachdenklich. Erst als Tara anfing, den Tisch abzuräumen, sprang Becky auf.
“Ich muss nach Hause. Ich wollte mich nur vergewissern, dass dein Liebesleben funktioniert. Lad mich zur Hochzeit ein.” Sie umarmte Tara herzlich. “Tschüs, Kleines. Besuch uns bald – und bring deinen Lover mit”, fügte sie hinzu und verschwand.
Aber erst eine halbe Stunde später fuhr Becky den Weg wieder hinauf, wie Tara zufällig von einem der Fenster in der oberen Etage aus bemerkte. Ist wohl klar, wo sie noch gewesen ist, sie ist unverbesserlich, dachte sie
Weitere Kostenlose Bücher