Vertrau mir, Tara
müde.
Und dann dauerte es nicht lange, bis Adam wieder bei ihr auftauchte.
“Hallo”, begrüßte sie ihn seltsam scheu. “Willst du noch dein Glas Wein trinken?”
Er schüttelte den Kopf. “Ich war in der Werkstatt. Man hat mir versprochen, dass man dein Auto um vier Uhr bringt.”
“Oh.” Sie war verblüfft. Adam lächelte, aber sein Blick wirkte rätselhaft. “Ich habe es nicht eilig.”
“Nein? Ich hatte den Eindruck, du könntest es kaum erwarten, nach Hause zu fahren.”
Ja, das stimmte auch, doch jetzt ist es anders, dachte sie und schluckte. “Du hattest Besuch.”
“Du meinst Mrs. Allan.” Er lächelte anerkennend. “Eine bemerkenswerte Frau, deine Schwester. Sie hat einen unglaublichen Wissensdurst.”
“Oh, das tut mir leid. Sie hätte sich zurückhalten müssen.”
“Sie macht sich deinetwegen Sorgen”, stellte er fest. “Ich habe ihr nichts erzählt, was sie nichts angeht.”
“Hat sie dich gefragt, was du hier machst?”
“Ja. Wir hatten einen offenen, ehrlichen Meinungsaustausch.”
“Das kann ich mir vorstellen.” Tara zögerte kurz. “Ich habe nicht mehr viel im Kühlschrank und weiß nicht, was ich uns heute Abend zum Dinner kochen soll.” Sie hoffte, er würde vorschlagen, auswärts zu essen und zu feiern.
“Deshalb bin ich hier. Ich wollte dir sagen, dass ich heute Abend beschäftigt bin”, erklärte er zu ihrer Enttäuschung. “Auf meinem Anrufbeantworter waren mehrere dringende Nachrichten.”
“Erwartest du Besuch?”, fragte sie, ohne ihn anzusehen.
“Wahrscheinlich.”
Es kann nur Caroline sein, schoss es Tara durch den Kopf, und sie fühlte sich plötzlich sehr elend.
“Und da ich annahm, du wolltest nach London zurückfahren …”
“Ja, ja natürlich”, unterbrach sie ihn viel zu hastig. “Das ist sowieso am besten. Hier hält mich nichts mehr.”
“Tara.” Er machte einen Schritt auf sie zu, doch sie wich zurück. “Ich muss dir etwas erklären.”
“Nein, nicht nötig. Man sollte sich nicht entschuldigen und auch nichts erklären. So lautet doch ein ungeschriebenes Gesetz, oder?”
“Wenn du meinst.” Seine Stimme klang angespannt. “Nächste Woche bin ich auch wieder in London. Ich möchte dich gern sehen.”
Sie schüttelte den Kopf. “Lieber nicht.”
“Was zum Teufel soll das? Natürlich werden wir uns sehen.”
“Warum? Nur weil du mit mir im Bett warst, Adam?” Sie zuckte die Schultern. “So etwas passiert eben, aber deshalb geht die Welt nicht unter. Wir hatten guten Sex, das ist alles. Ich muss zugeben, so guten Sex wie mit dir hatte ich noch nie.”
“So wie Becky sich geäußert hat”, sagte er ruhig, “warst du noch nicht mit vielen Männern zusammen.”
“Was weiß Becky schon von mir?”
“Ich hatte das Gefühl, sie sei ziemlich gut informiert.” Er wirkte ruhig, aber die zu Fäusten geballten Hände verrieten, wie sehr er sich bemühte, sich zu beherrschen.
“Es ist mir auch egal.” Sie blickte ihn kühl an. “Wir sind miteinander ins Bett gegangen, na und? Das sollte nicht zur Gewohnheit werden.”
“Ist das dein letztes Wort? Wir wissen doch beide genau, dass ich dich dazu bringen könnte, deine Meinung zu ändern.” Unvermittelt verstummte er. “Du liebe Zeit, was rede ich da? Vergiss bitte die dumme Bemerkung.”
“Ganz bestimmt”, erwiderte sie. “So, können wir jetzt … weitermachen wie bisher?”
“Nein, so einfach ist das nicht.” Er kam wieder näher. “Mein Liebling, ich möchte dich umarmen – und dir alles erklären.”
Sie hob die Hand, um ihn aufzuhalten. “Nein. Was ich dir gegeben habe, habe ich freiwillig gegeben, wie du bestimmt gemerkt hast. Aber es ist aus und vorbei. Wenn du mehr willst, musst du mich zwingen. Die Folgen sind dir hoffentlich klar.”
Sekundenlang blickte er sie ungläubig an. “Gut, dann geht es eben nicht anders”, sagte er schließlich.
Ehe Tara begriff, was er vorhatte, packte er sie an den Schultern, zog sie an sich und presste die Lippen fest auf ihre.
Er will mich bestrafen, schoss es ihr durch den Kopf. Doch sogar dieser zornige, ungestüme Kuss löste in ihr eine heftige, leidenschaftliche Reaktion aus.
Einen herrlichen, Schwindel erregenden Augenblick spürte sie seinen muskulösen Oberkörper an ihren Brüsten. Ihre Knie wurden ganz weich.
Doch Adam ließ sie wieder los. Sie berührte ihre Lippen, die nach dem leidenschaftlichen, ungestümen Kuss zu brennen schienen.
Er musterte sie unbarmherzig, beinahe verächtlich.
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