Vertrau mir! - Thriller
blau angelaufenem Gesicht und grauen Lippen, und er griff nach Lukes Kehle.
Luke schreckte hoch, sein Mund war trocken, die Haut feucht vom Schweiß. Aubrey saß angekleidet und mit nassen Haaren auf ihrem Bett und sah zu ihm herüber. Sie hatte den Fernseher eingeschaltet, und als er auf den Bildschirm blickte, sah er die Bilder der beiden Männer, die in der Gasse getötet worden waren: Chris und den armen Polizisten.
Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton lauter. Es war noch niemand festgenommen worden, und es gab auch noch keine Verdächtigen.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte er zu Aubrey.
Er ging ein Stück und sah an einer belebten Kreuzung ein altes Münztelefon vor einem kleinen Laden. Aber das war zu nah. Er fuhr ein paar Kilometer mit dem Bus und fand wieder einen Laden an der Ecke, der ein Münztelefon hatte. Er warf ein paar Vierteldollarmünzen ein, wählte die Nummer der Polizei und sagte schnell und deutlich: »Ich habe heute schon einmal angerufen und den Hinweis zu dem Mord an dem Polizisten durchgegeben. Die beiden Leute, die das getan haben, sind möglicherweise auch für den Bombenanschlag in Texas verantwortlich, und sie planen einen noch größeren Anschlag, den sie Hellfire nennen, aber ich weiß nicht, worum es dabei geht.« Er legte auf. Er hätte etwas über Henry sagen können; er hatte es nicht getan. Warum? Er war Henry nichts mehr schuldig. Doch er hatte es nicht herausgebracht, obwohl Henrys Schuld für ihn erwiesen war. Er
griff erneut nach dem Hörer und begann zu wählen, legte aber wieder auf.
Insgeheim wusste er genau, warum er Henrys Namen nicht erwähnt hatte; er wollte selbst mit ihm abrechnen. Er wollte Henry schwach und verwundbar sehen, er sollte eingestehen, dass er Luke hintergangen und Lukes gut gemeinte Arbeit für seine widerwärtigen Zwecke benutzt hatte. Mit diesen ihn selbst beunruhigenden Rachegefühlen fuhr Luke zum Motel zurück.
Als er ins Zimmer kam, hatte Aubrey auf einen anderen Nachrichtensender umgeschaltet. Die Behörden in Alaska berichteten, dass drei Männer aus Seattle festgenommen worden waren, die versucht hatten, eine Ölpipeline bei Sitka zu sabotieren. Sie waren mit mehreren selbst gebauten Bomben erwischt worden, deren Sprengkraft groß genug war, um ein riesiges Loch in die Rohrleitung zu reißen, so dass die Lieferungen für Tage unterbrochen gewesen wären. Die Männer waren angeblich Umweltextremisten. Die Börsen glaubten, dass nur knapp großer Schaden für die Wirtschaft abgewendet worden war, vor allem nachdem gerade erst eine Pipeline in Kanada explodiert war: Der Ölpreis kletterte auf eine Rekordhöhe, und die Märkte brachen spürbar ein.
»Seattle«, sagte Luke. »Ich habe in Seattle einige radikale Umweltaktivisten gefunden, die ich auch an Henry weitergeleitet habe. Das könnten sie sein.«
»Oder auch nicht.«
»Ich denke bei jedem Anschlag, bei jedem politisch motivierten Verbrechen zwangsläufig an die Night Road. Mein Gott, ich habe ihm so viele Namen geliefert. Selbst wenn es nur fünfzig wären, die es ernst meinen, dann hieße das eine Million Dollar pro Terrorist.«
»Da merkt man erst, wie leicht sich alles auf den Kopf stellen
lässt«, sagte Aubrey. »Wenn es nur ein paar Leute gibt, die die Wirtschaft ruinieren wollen, dann könnten sie es mit chirurgischer Präzision tun. Unsere Kraftwerke. Die Lebensmittelversorgung. Kommunikationsnetze.« Sie sah ihn traurig an. »Wenn sie genügend Leuten Angst machen, dann verändern sie unser ganzes Leben.«
»Ja«, sagte er. »Man hat ja an 9/11 gesehen, was ein paar Leute mit bescheidenen Mitteln anrichten können. Die ganze Operation hat eine halbe Million gekostet. Diese Typen könnten mit viel mehr Geld einen noch viel größeren Schaden anrichten. Denen geht es nicht um einen einzigen Anschlag. Dieses Geld ermöglicht ihnen eine ganze Serie, eine richtige Terrorwelle.«
Im nächsten Beitrag ging es um Eric, ohne dass sein Name genannt wurde. Man sah ein Absperrband rund um das Wohnhaus in der Armitage Avenue. Keine Zeugen, keine Beschreibung des Täters, nur die Tatsache, dass drei Leute - ein Mann und eine Frau, die beide von einem anderen Mann verfolgt wurden - auf die Straße gelaufen waren und fast einen schweren Busunfall verursacht hätten. Der Moderator fügte hinzu: »Das Lincoln-Park-Viertel erlitt einen Stromausfall, den angeblich eine Computerstörung bewirkt hatte, obwohl sonst keine Probleme im Stromnetz gemeldet wurden; ComEd
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