Vertraue mir (German Edition)
immer wie ihre eigene Tochter behandelt. Tim hat mir das öfters erzählt. Sie sind wirklich großartige Menschen und sie lieben dich! Du wirst schon sehen. Und du brauchst jede Unterstützung in dieser Situation. Ich werde nicht immer bei dir sein können, schließlich habe ich ein kleines Unternehmen zu führen. Und den Callahans vertraue ich vollkommen.“
Maura schwieg. Was für ein einfühlsamer Mensch er doch war. Aber innerlich war ihr schlecht vor Angst vor der kommenden Begegnung.
Sie bogen in eine kleine Straße ein, in der neben kleinen Einfamilienhäuschen auch zwei mittelgroße Wohnblocks standen. Vor einem davon hielt Elaine an und stieg aus.
Gabe parkte direkt hinter ihr. Maura stieg zögernd aus und sah an dem Haus empor. Das schon bekannte Gefühl: Nichts! Sie konnte sich an dieses Haus nicht erinnern.
Elaine sperrte eine Wohnung im vierten Stock auf und sie traten ein. Maura sah sie fragend an und Elaine erklärte ihr nach kurzem Zögern, dass sie Wohnküche und Bad geteilt hätten und jede einen Raum für sich hätte. Die beiden gemeinsamen Räume und Elaines Zimmer waren modern und gemütlich eingerichtet. An einigen Stellen standen dekorative Kleinigkeiten, nichts wirkte überladen, sondern schlicht und geschmackvoll.
Mauras Zimmer bewies auf den ersten Blick, dass sie darin nicht mehr als einen Schlafplatz gesehen hatte.
Kein Schnickschnack, keine Pflanzen, keine Bilder oder Poster an der Wand, das einzige Persönliche in diesem Raum war ein großes gerahmtes Foto von Tim Callahan, welches neben dem Bett auf einem Tisch stand.
Auf dem Tisch stapelten sich dieselben Zeitungsausschnitte, die Maura in Marion Zelenskys Ordner gesehen hatte und sie schluckte. Sie nahm Tims Bild in die Hand und blickte es an, darauf hoffend, dass sie etwas fühlen würde. Gabe und Elaine beobachteten sie von der Tür aus. Da drehte sich Gabe abrupt um und ging zurück in die Wohnküche. Elaine sah ihm mitleidig nach. Er litt, er empfand etwas für Maura, das war unübersehbar. Aber sollte Mauras Erinnerung zurückkehren, würde er sich statt einer Geliebten plötzlich einer Furie gegenübersehen. Das würde wohl schwer zu verkraften sein. Sie trat neben ihn und berührte ihn an der Schulter. „Mr. Bennett, lassen Sie sich einen Rat geben! Ich bin Mauras Freundin. Sie hat viel durchgemacht. Aber wenn Sie nicht aufpassen, dann werden Sie mindestens genauso leiden wie Maura. Warten Sie mit großen Gefühlen, bis sie wieder sie selbst ist, oder noch besser, lassen Sie es sein. Ich fürchte, es wird nicht funktionieren, wenn sie wieder zu sich findet.“
Gabe sah sie an und Elaine erschrak über die Intensität dieser Augen. Sie strahlten auf ihre dunkle Art genauso hitzig wie Mauras grüne. Und sie verrieten den gewaltigen Willen, der in diesem Mann steckte.
Gabe sagte mit rauer Stimme: „Danke für den Tipp, Miss Wyman. Darauf bin ich auch schon gekommen. Es ist nur schon zu spät. Ich liebe diese Frau und werde dennoch versuchen, was ich kann, dass sie sich an Tim erinnert.“ Er lächelte etwas schief, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. „Sollte ich dabei wieder vergessen werden, holt mich eben der Teufel! Aber ich hatte die letzten Jahre nichts, außer dem Geschäftlichen, was meinem Leben einen Sinn gegeben hätte. Dazu zählen für mich auch keine kurzen Affären, in die man kein Gefühl investiert. Maura hat mich wachgerüttelt und ich werde um sie kämpfen, solange sie selbst es zulässt. Werden Sie mir helfen, Miss Wyman?“
Sie sah ihn abwägend an, dann schüttelte sie die lange rote Lockenpracht und lächelte gequält: „Für Sie Elaine. Ich werde Ihnen helfen, aber Gnade Ihnen Gott, wenn Maura zu sich kommt und ihren Zorn wiederentdeckt. Wenn sie Rache und ihren Willen durchsetzen will. Da hat keiner eine Chance. Auch Tim war da machtlos. Es kam zwar selten vor, dass sie bei ihm die Beherrschung verloren hat, aber die Einzigen, die da dann noch helfen konnten, waren die Callahans. Kathleen und Richard sind die Menschen, bei denen sie weich wird. Und ich hoffe, das ist wenigstens geblieben.“
Beide zuckten zusammen, als die Türglocke erklang.
Gabe sagte leise: „Das werden wir gleich sehen. Drücken Sie mir die Daumen.“
Er ging zur Tür, sah kurz durch den Spion und öffnete sie weit.
„Mr. und Mrs. Callahan, ich bin sehr froh, dass Sie so schnell Zeit hatten.“
Ein Paar betrat den Raum und sah sich suchend um.
Richard Callahan war ein Riese. Groß und breit gebaut, mit
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