Vertraue mir (German Edition)
eine Kugel ist nicht mehr drin, die habe ich rausgeholt. Ich hoffe, ich habe dabei nicht zu sehr gewütet.“
Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Nein, dafür dass du nur eine kurze Sanitäterausbildung aus der Armyzeit aufweisen kannst, sieht es sehr gut aus. Eine saubere Wunde und sie fängt schon an, sich zu schließen. Das Klammerpflaster darunter war eine gute Idee, denn für Nähen ist es schon zu spät. Da müsste ich die Wundränder neu anschneiden und das wollen wir der jungen Dame doch nicht antun. Sie hat, denke ich, genug durchgemacht und wahrscheinlich noch einiges vor sich, nicht wahr?“
Alle drei sahen Doc Halliwell nachdenklich an.
Elaine ergriff das Wort.
„Was schlagen Sie vor, was Maura nun machen soll, Doc?“
Der alte Herr bedeutete Gabe seinen Oberkörper frei zu machen und erneuerte auch dessen Verband. Dann gab er ihm eine Tetanusspritze. Die drei warteten geduldig auf seine Antwort. Er blickte Maura in die Augen und dachte das gleiche, wie Gabe eine Woche zuvor, dass er noch nie ein solches helles Grün gesehen hatte. Er bemerkte aber auch die Erschöpfung und Angst, die in diesen Augen lag. In liebevollem Ton sagte er:
„Zuerst nach Hause gehen und sehen, ob in der vertrauten Umgebung die Erinnerung zurückkehrt. Aber die Chance ist wahrscheinlich nicht besonders groß. Wenn sich bis morgen nichts ändert, würde ich ihr einen Spezialisten empfehlen, Doktor Wenders. Er ist Psychologe und hat Erfahrungen auf dem Gebiet der Amnesie, wie man Gedächtnisverlust in der Fachsprache nennt. Er hat schon einige sehr anerkannte Bücher darüber geschrieben. Von diesen kannst du dir gerne bei mir eines abholen, Gabe! Vielleicht macht es euch die Sache leichter verständlich. Und Mrs. Callahan möchte ich gerne übermorgen wieder sehen, wenn möglich in meiner Praxis. Nach 20 Uhr empfange ich nur noch Patienten, die nicht so gerne in einem öffentlichen Wartezimmer herumsitzen. In Ordnung?“
Maura lächelte ihn mühsam und mit blassem Gesicht an. „Ja, vielen Dank, Doktor.“
Doc Halliwell nickte den Frauen zu. „Gabe, lass’ sie nicht alleine auf die Straße! Vielleicht ist sie in Gefahr. Schließlich ist ja auf sie geschossen worden. Hast du irgendeine Idee, wer das gewesen sein könnte?“
Gabe schüttelte den Kopf. „Glaube mir, ich habe mir den Kopf schon eine Woche lang darüber zerbrochen. Die Person war mittelgroß, es hätte ein Mann oder eine Frau sein können, ich kann es nicht sagen. Ein schwarzer Skianzug wirkt ziemlich geschlechtslos, weißt du! Als ich auf dem Berg angekommen war, habe ich nur noch einen schwarzen Landrover verschwinden sehen, für ein Erkennen des Nummernschildes war er schon zu weit weg. Nun ja, wir müssen eben die Augen offen halten. Maura, Elaine, ich bringe euch jetzt nach Hause. Elaine, bitte schauen Sie ein bisschen mit, denn ich kenne mögliche Feinde von Maura nicht und sie selbst vermutlich momentan auch nicht.“
Elaine wackelte mit dem Kopf. „Also ehrlich gesagt, der einzige Mensch, den ich als Feind Mauras eingestuft hätte, sind Sie! Und da war ich mir damals schon nicht sicher, und jetzt bin ich es erst recht nicht mehr.“, murmelte sie dann leise vor sich hin. Gabe hatte es dennoch gehört und nickte ihr dankbar lächelnd zu.
Maura stieg in Gabes schlichten dunkelblauen Rover und sie folgten Elaines rotem Sportwagen aus der Garage hinaus auf eine sonnenüberflutete Montgomery-Street. Während sie auf der lebhaften Straße durch das Hande lszentrum San Franciscos fuhren, schwiegen beide.
Maura nahm die Umgebung in sich auf, suchte nach Einzelheiten, an die sie sich erinnern konnte – nichts! Sie gab auf und sah zu Gabe hinüber. Als er ihren Blick spürte, sah er sie kurz an und räusperte sich.
„Maura, da ist noch etwas, was ich dir sagen muss. Als ich vorhin telefoniert habe, habe ich Tims Eltern angerufen. Sie sind schon auf dem Weg in deine Wohnung. Weißt du, ich kenne Elaine nicht. Sie macht einen ehrlichen Eindruck, aber ich weiß nichts über sie und das ist mir für dich einfach zu gefährlich momentan. Die Callahans kenne und schätze ich sehr!“
Maura war zusammengezuckt. Sie sagte so leise, dass er sich anstrengen musste, sie zu verstehen: „Aber dafür werden mich die beiden nicht schätzen, wenn sie merken, dass ich mich weder an sie noch an ihren Sohn erinnere.“
„Ich habe es ihnen schon gesagt! Sie waren geschockt, aber ihre größte Sorge gilt dir. Das war übrigens schon immer so. Sie haben dich wohl
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