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Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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verabscheute. »Wenn du mit meinen Anweisungen überfordert bist, dann sag es einfach, und ich bitte Michelle, für dich zu übernehmen.«
    »Michelle?«
    »Allerdings.« Er musterte das Mädchen, das zitternd auf seinem Stuhl verharrte. »Sie ist sehr erpicht darauf, meine Gunst zu gewinnen.«
    Michelle schluckte und wandte den Blick ab. Ihre Angst war so überdeutlich, dass Woody sich wunderte, wieso sie nicht zusammenbrach. Die Kleine war klug und würde sicher keinen Fluchtversuch wagen, sondern sich gehorsam fügen, wie er es von ihr erwartete. Und sie versuchte tatsächlich stets, ihm zu gefallen – trotzdem war sie viel zu unberechenbar, um mit wichtigen Aufgaben betraut zu werden, die anspruchsvoller waren als ein Blowjob.
    »Ich kriege das schon hin«, murmelte DeeDee.
    Fantastisch. Man musste nur ein wenig an DeeDees Eitelkeit kratzen, und schon war sie wieder motiviert. Sie wollte die Nummer eins unter den Mädchen werden. Seine Partnerin. Törichtes, kleines Ding.
    »Melde dich, sobald du mehr weißt.«
    »Gut, aber wen von ihnen soll ich denn nun beschatten? Ich kann ja schlecht drei Personen auf einmal verfolgen.«
    Sie war so was von dusselig. Warum musste er immer für alle mitdenken? »Vergiss die Frau.« Frauen waren für seine Belange irrelevant. »Und den einen Kerl triffst du sowieso heute Abend in der Bar, oder? Also hängst du dich jetzt an den zweiten Typen dran.«
    »Oh, ja, klar.« DeeDee räusperte sich. »Ich habe doch erwähnt, dass dieser Mann derselbe ist, mit dem sich der Muskelprotz heute Morgen getroffen hat, oder? Der, mit dem er telefoniert hat?«
    Woody setzte sich langsam auf und stellte die Füße auf den Boden. Nein, das hatte sie nicht. Er kniff wütend die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander.
    Dann witterten die Bullen also etwas und hatten gleich
zwei Mal
herumspioniert. Wie viel wussten sie?
    Wer hatte geredet?
    Michelle wimmerte, als sie seine finstere Miene bemerkte.
    Woody beachtete sie nicht weiter, sondern drückte das Telefon fester ans Ohr und befahl DeeDee: »Erzähl mir alles. Und lass nichts aus.«
    Seinen Job mit bloßer Brust zu erledigen, fiel Reese nicht gerade leicht. Die glühende Sonne hatte ihm inzwischen die Schultern verbrannt und die Laune verdorben. Diesmal würde es sicher schwerer werden, seine brodelnde Wut wieder loszuwerden. Er brauchte Alice, aber noch musste das warten.
    Als die Verstärkung endlich eingetroffen war – nach Reeses Empfinden hatten sie sich viel zu viel Zeit gelassen –, hatten sie bereits ohne weitere Zwischenfälle Rowdys Wagen erreicht und waren damit zum Ort des Geschehens zurückgekehrt.
    Dort war alles ruhig gewesen.
    Die Schützen waren ihnen nicht gefolgt, sondern hatten sich aus dem Staub gemacht und die beiden Burschen, die Reese und Rowdy ausgeschaltet hatten, mitgenommen.
    Die Bullen, wie Rowdy sie so gern bezeichnete, waren erst viel später eingetroffen.
    Reese wollte nur zu gern daran glauben, dass Lieutenant Petersons Feldzug gegen die Korruption innerhalb ihrer Abteilung erfolgreich gewesen war, aber es war doch mehr als dubios, dass die Unterstützung statt der angesetzten fünf satte zwölf Minuten gebraucht hatte.
    Sieben Minuten konnten über Leben und Tod entscheiden. Reese kochte vor Zorn. Rowdy dagegen schien sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen.
    Selbst in ihrem seltsamen Aufzug übernahm Lieutenant Peterson ohne großes Aufheben wieder die Führung, beorderte mehrere Spezialkräfte zum Tatort und schickte die beiden verspäteten Beamten wieder auf Streife.
    Nachdem sie den Schauplatz der Schießerei gesichert hatten, gingen mehrere Beamte von Tür zu Tür und befragten die Anwohner. Doch angeblich hatte niemand etwas gesehen, was Reese nicht sonderlich überraschte.
    Manchmal war es sicherer, sich taub, stumm und blind zu stellen, als Kriminellen ins Gehege zu kommen, die selbst vor einem Mord am helllichten Tage nicht zurückschreckten.
    Wenn sie es denn überhaupt auf ihr Leben abgesehen hatten. Zu diesem Zeitpunkt ließen sich kaum Vermutungen anstellen.
    Der Tag war wie im Flug vergangen, und noch immer hatten sie den Besitzer des Tattoostudios, der sich durch den Hintereingang davongestohlen hatte, nicht ausfindig machen können. Zumindest Reese fühlte sich deshalb schrecklich schuldig.
    Vor einer Stunde etwa war Lieutenant Peterson, geladen wie eine Gewitterwolke, davongestürmt, jedoch nicht, ohne Reese noch einmal zu ermahnen, ihr regelmäßig Bericht zu erstatten.

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