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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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»Ich habe nie einen Menschen getroffen, der darum gebeten hat, zum Grigori gemacht zu werden.«
    »Das liegt vielleicht daran, dass ihr kaum in Kontakt mit Menschen kommt«, sagte Vlad. »Stimmt es, dass ihr lieber wechselnde Gruppen von Blutspendern zu euch holt, als dass ihr die Wüste verlasst und auf die Jagd geht?«
    Damien schnaubte. »Vorsicht, Ariane, jetzt schaltet er gerade auf Professor. Wenn er zu dozieren anfängt, bist du aus Notwehr lange vor Sonnenaufgang eingeschlafen.«
    »Macht doch nichts«, erwiderte Ariane. »Ich finde die unterschiedlichen Bräuche und Traditionen der einzelnen Dynastien faszinierend.« Sie wandte sich wieder Vlad zu. »Woher in aller Welt haben Sie Informationen über die Erwählten? Niemand weiß auch nur das Geringste von ihnen.«
    Auf Vlads sanftes Drängen hin erzählte Ariane von den Sterblichen, die monatelang in die Wüste kamen und zum Ausgleich für regelmäßige Blutspenden von vorne bis hinten bedient wurden, wie sie es sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen können. Damien warf Diana einen Blick zu. Sie saß am anderen Ende der Couch und hatte sich, abgesehen von ein paar spitzen Bemerkungen, auf einen ausgesprochen freundlichen Umgangston verlegt. Als sie jetzt Damiens Augen auf sich spürte, verzog sie leicht spöttisch den Mund, konzentrierte sich aber rasch wieder auf Ariane und Vlad.
    Mist, sie spürte Vlads Interesse ebenfalls, und sie wusste ganz genau, dass ihm das nicht gefiel.
    Damien überlegte, irgendeine völlig unpassende Bemerkung vom Stapel zu lassen, nur um Arianes Aufmerksamkeit zurückzuerobern, aber da würde er sich nur eine Retourkutsche einfangen, die sich gewaschen hatte. Vlad kannte ihn zu gut, als dass so eine plumpe Taktik klappen könnte. Damien schaute sich im Zimmer um und hoffte auf irgendeine Inspiration. In dem Moment erging sich Vlad in einer seiner vielen Lieblingstheorien, die er über alle nur erdenklichen langweiligen Themen parat hatte.
    »Wissen Sie«, sagte Vlad, und sein osteuropäischer Akzent machte sich stärker bemerkbar wie immer, wenn er unachtsam wurde, »ich habe mir noch nie das Mal einer Grigori genauer anschauen können.«
    Diana lachte. »Den Göttern sei Dank. Sonst würdest du jetzt wahrscheinlich nicht mit uns zusammen hier sitzen.«
    Vlad blickt sie leicht gekränkt an. »Ich könnte mit einem Grigori fertigwerden, wenn es darauf ankäme.«
    »Nein«, widersprach Ariane. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Du solltest mal die Schwerter sehen, die sie mit sich rumschleppen«, grummelte Damien, der sich ärgerte, dass ihn alle auf einmal links liegen ließen. Das Ganze war zu einer reinen Vlad-Dracul-Show verkommen, mit zwei entzückten Frauen und einem fünften Rad am Wagen: ihm. Vlad war einer der wenigen Leute, die Damien wirklich gut leiden konnte, aber seine animalische Anziehungskraft, was das andere Geschlecht betraf, nervte ohne Ende. Vor allem weil Damien genau wusste, dass der Gute vollkommen zufrieden war, wenn er sich, nur angetan mit seinem Bademantel, in seiner Bibliothek einschließen und über ein paar alten verstaubten Büchern brüten konnte.
    »Wenn eure Männer auch nur annähernd so hinreißende Kleidung tragen würden, hätte ich das Grigori-Mal längst gesehen. Ich wäre dann traumatisiert, aber ich hätte es gesehen.« Vlad machte eine Pause, und Damien, der plötzlich stocksauer wurde, wusste genau, was jetzt kommen würde.
    »Haben Sie was dagegen«, fragte Vlad und beugte sich vor, »wenn ich Ihr Mal etwas genauer unter die Lupe nehme?«
    Damien biss die Zähne zusammen. Er musste den Mann bremsen. Die einzige Lösung, die ihm spontan einfiel, war keine sonderlich gute, aber er würde dann wenigstens nicht zuschauen müssen, wie Ariane zu einer Art flottem Dreier direkt hier auf der Couch verführt wurde.
    Beim bloßen Gedanken an solch eine Szene sprang er so abrupt auf die Beine, dass die anderen ihn geschlossen anstarrten, als hätte er den Verstand verloren.
    Hatte er wahrscheinlich sogar. Na wenn schon.
    »Ich habe eine Idee«, verkündete er, kam sich dabei aber wie der letzte Trottel vor. »Dein Vorschlag, ›Ich zeige dir meins, wenn du mir deins zeigst‹ zu spielen, hat durchaus was Verlockendes, aber deine kleine Darbietung vorher hat mich auf einen Gedanken gebracht, Vlad.«
    »Tatsächlich?« Sichtlich amüsiert lehnte sich Vlad zurück.
    Schlagartig wurde Damien klar, dass er dem Mann auf den Leim gegangen war. Was bedeutete, er war unglaublich leicht zu

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