Verwechslungsspiel in Griechenland
im Dunkeln. Gleich darauf hörte Ria ihn nach den Hunden pfeifen.
Ich werde ihn nie begreifen!, dachte sie mutlos. Mal schien er sie zu hassen, und im nächsten Moment … “Er begehrt mich, das ist alles”, flüsterte sie vor sich hin und versuchte, die aufkeimende Hoffnung in ihrem Herzen zu ersticken. Schließlich war er ein sinnlicher Mann, und wahrscheinlich konnte er jede Frau haben, die er wollte. Und das hieß, dass er in ihr, Ria, nur eine interessante Abwechslung sah. Vielleicht reizte sie ihn, weil sie seiner ersten Liebe ähnelte.
“Vergiss das nicht, Dummkopf!”, befahl sie sich leise mit tränenerstickter Stimme. “Du wärst nur eine von vielen Geliebten.”
Als Ria am nächsten Morgen müde das Esszimmer betrat, begrüßte Poppy sie laut und überschwänglich. “Hallo, Ria! Na, du Schlafmütze? Komm, frühstücke endlich. Wir sind fast fertig. Diese Seeluft macht mich ganz hungrig.”
Nikos, der neben Poppy saß, hatte ihr einen Arm um die Schulter gelegt und lächelte sie nachsichtig an.
Den Grund für Poppys Stimmungsumschwung sollte Ria sofort erfahren. “Dimitrios will uns ein Haus zeigen. Wir fahren gleich los. Wenn du willst, kannst du mitkommen.”
“Ein Haus?”, wiederholte Ria ungläubig.
“Ja, du Dummkopf. Vier Wände und ein Dach. Kapiert?”
“Könnt ihr euch denn das überhaupt leisten? Vielleicht solltet ihr lieber eine Wohnung …”
“Es ist ein Hochzeitsgeschenk!”, rief Dimitrios durch die offene Tür aus dem Nachbarzimmer.
Sie fuhren alle zusammen. Ria schaute Nikos an, der vielsagend die Schultern zuckte. “Hunde, die bellen, beißen nicht”, meinte er leise, jedoch nicht leise genug.
“Ich kann auch beißen, verlass dich darauf.” Dimitrios erschien auf der Türschwelle. Er trug einen leichten grauen Anzug und ein weißes Hemd, und sein Gesicht war frisch rasiert.
Poppy stand auf. “Kommst du mit, Ria?”
Ria schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich lächerlich ausgeschlossen. Die anderen hatten offenbar ohne sie fahren wollen.
“Natürlich kommt sie mit!”, antwortete Dimitrios so unfreundlich, dass Poppy errötete. “Was meinst du, auf wen ich die ganze Zeit warte? Aber erst muss sie frühstücken.” Schmollend setzte Poppy sich wieder.
Die Fahrt im Landrover dauerte etwa eine halbe Stunde. Ria saß vorn neben Dimitrios, und obwohl sie sich auf die faszinierende Landschaft zu konzentrieren versuchte, war sie sich seiner Nähe nur zu deutlich bewusst. Nikos und Poppy saßen aneinandergeschmiegt auf dem Rücksitz. Von Zeit zu Zeit drangen Kichern oder leises Seufzen nach vorn.
Einmal begegnete Ria Dimitrios’ Blick. “Soll ich Nikos bitten, dass er fährt?”, fragte er, und als Ria unwillkürlich errötete, lachte er leise.
Schließlich kamen sie an würfelförmigen weißen Häusern vorbei, die in Grüppchen auf den Hängen der sonnenverbrannten braun-grünen Hügel standen. Hin und wieder erhaschte Ria einen Blick auf das ruhige türkisgrüne Meer und unverbaute weiße Strände. Die Wärme und die leuchtenden Farben taten ihr wohl. Zufrieden seufzte sie auf und streckte sich.
Dimitrios sah sie von der Seite an und lächelte warm und verständnisvoll. “Da freut man sich, dass man lebt, nicht wahr?”
Das Häuschen lag am Rand einer geschäftigen Kleinstadt inmitten eines kleinen, ummauerten Gartens. Durch ein großes Holztor betraten sie einen bezaubernden Hof. Der Boden war mit einem Mosaik aus winzigen Kieselsteinen ausgelegt, in der Mitte wuchs ein malerischer Feigenkaktus, und über der einen Hälfte wölbte sich ein Dach aus Wein- und Bougainvillearanken. Die alte Steinmauer war von blühenden, süß duftenden Sträuchern überwuchert.
Während Dimitrios die alte Holztür aufschloss, landeten zwei kleine Vögel flatternd auf einem Fensterbrett und beäugten die beiden Menschen neugierig. “Wie zwei Turteltauben”, meinte Dimitrios zu Ria spöttisch und sah Nikos und Poppy nach, die gerade ins Haus gingen. “Sehr passend, findest du nicht?”
“Ich weiß nie, ob du etwas ernst meinst oder nicht.” Sie wollte den anderen nach drinnen folgen.
Dimitrios hielt sie jedoch sanft zurück. “Soll ich es dir beibringen? Es würde bestimmt Spaß machen.” Zufrieden beobachtete er, wie sie wieder errötete. “Ich fange gerade an zu glauben, dass das echt ist!” Er strich ihr mit dem Zeigefinger über die Wange und den Hals hinab bis zu der Stelle, wo unter der Haut ihr Puls klopfte.
“Bitte nicht!” Selbst seine Grausamkeit war
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