Verwegene Herzen (German Edition)
gegen die Wand. Beide Frauen zuckten zusammen. Dann schrie draußen im Gang jemand auf. Meg unterdrückte einen Aufschrei. Ungeachtet ihrer eigenen Sorge fühlte Ada den Wunsch, sie zu beruhigen. „Wir werden durchhalten.“
„Das hoffe ich, ja.“
Ein weiterer Angriff ließ die Tür erzittern. Ein Schwert traf in das Holz. Ein Schlag ertönte. Ein anderer Mann schrie etwas. „Haltet ein! Wir geben auf!“
„Meg, wer hat da gesprochen?“
„Dryden.“ Meg stand auf. Das Schwert in ihrer Hand schabte über den Fußboden. „Er hat sich ergeben.“
„Was heißt das für uns?“
„Das weiß ich noch nicht.“ Draußen klirrten erneut Schlüssel. „Stell dich hinter mich.“
Ada erhob sich. Ihre Fußsohlen schmerzten. Vorsichtig trat sie mit den Fersen auf und versuchte, die behelfsmäßigen Verbände nicht zu belasten. Sie berührte den erhobenen Arm ihrer Schwester, mit dem diese das Schwert hielt.
„Hör auf, Meg, bitte. Wenn der Sohn des Earls sich ergeben hat, welche Hoffnung bleibt dir dann noch?“
„Keine.“ Ein unerwartetes Schluchzen erstickte das eine Wort.
In diesem Moment flog die Tür auf. Vor einer Wand aus Waffen und Fackeln erschien der Umriss von Sheriff Finch in der Tür. Ada wich zurück. Schmerz durchzuckte ihre Fußsohlen, und sie schwankte. Nur die Sandsteinwand, die sie mit der Schulter berührte, verhinderte, dass sie stürzte. „Geht weg von mir.“
Meg umfasste das Schwert. „Wer ist das, Ada?“
„Ah, Ihr müsst mein ungebetener Gast sein“, sagte der Sheriff.
Der ruhige Klang seiner Stimme brachte auch das letzte Anzeichen eines Konfliktes im Verlies zum Verstummen. Jetzt gab es nur noch ihn und die leise Drohung, die von ihm ausging. „Ada, sagt Eurer Schwester, dass man sich in Nottingham niemals über gezogenen Waffen einander vorstellt. So etwas Barbarisches zeugt von schlechten Manieren.“
„Bitte, Meg“, flüsterte Ada. „Er wird dich umbringen.“
Meg hielt ihr Schwert höher. „Nein, das wird er nicht. Er braucht mich.“
Finch lächelte, zeigte seine Zähne wie ein Raubtier vor einem Angriff. „Sie ist nicht dumm. Und auch nicht feige – anders als manch anderer in dieser verpfuschten Angelegenheit.“
Ada blickte an dem Sheriff vorbei und begegnete kurz Drydens Blick. Eine Mischung aus Scham und Abscheu bedeckte sein Gesicht, dann wandte er sich ab.
„Aber sie kennt mich noch nicht so gut wie Ihr es tut, Ada“, fügte Finch hinzu. „Sie weiß nicht, wie überzeugend ich sein kann.“
„Bitte!“ Ada wusste selbst nicht, ob sie Finch um Gnade anbettelte oder Meg, damit sie vernünftig wurde.
Finch betrat die Zelle. Hätte Meg sehen können, sie hätte ihm mit einem Schlag den Kopf abtrennen können. „Ihr habt recht, Meg, meine neue Freundin. Ich brauche Euch. Aber Ihr müsst das Schwert senken. Sofort.“
Vier bewaffnete Männer mit Helmen betraten die Zelle und stellten sich an Finchs Seite. Ein Mann in einer blutverschmierten Tunika trat vor. Er drängte Ada an die Wand und presste die Hand in deren Nacken. Dann hob er sein Schwert und berührte mit der Spitze sanft ihre Haut am Hals.
„Meg“, flüsterte Ada. „Bitte.“
Meg schloss die Augen, obwohl es nicht nötig gewesen wäre. Sie hätte die Lider zurückziehen und mit einem Messer hineinschneiden können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Aber sie schloss die Augen. Sie musste sich konzentrieren.
Ada zitterte spürbar an ihrer Seite. Die Furcht, die von ihr ausging, verursachte Meg Übelkeit und machte sie schwindeln. Was immer Finch ihrer Schwester angetan haben mochte, es bewies, dass er die Drohungen in die Tat umsetzte, die er in ruhigem Tonfall ausstieß. Weitere Männer drängten sich in die Zelle, ihr schwerer Atem erinnerte an die Geräusche von Pferden im Stall. Mehr Männer warteten draußen im Gang.
Und Dryden hatte sich ergeben. Er musste unter ihnen sein.
Aber Will. Sie konnte Will nicht hören. Die Versuchung, seinen Namen zu rufen, war groß.
„Seid ein kluges Mädchen“, sagte Finch. „Lasst die Waffe sinken.“
Sie runzelte die Stirn und dachte über das nach, was er gesagt hatte. In seinem Tonfall hatte eine Drohung gelegen. Eine Drohung, die anders geklungen hatte als alle, die sie bisher gehört hatte. Ein Schauer überlief sie. Aber sie würde sich von diesem Mann nicht unterbuttern lassen. Er war ein Dieb und ein Grobian, und nur sein Rang unterschied ihn von einem Schurken wie Hugo.
Sie öffnete die Augen und auch die Hand. Klirrend fiel
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