Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
leer.

Kapitel 16
    Erst nach ein paar Kilometern war ich mir sicher, dass uns niemand folgte. Als ich den Fuß vom Gaspedal nahm und der Wagen langsamer wurde, merkte ich, wie ausgelaugt und steif ich war.
    «Sind wir in Sicherheit?», fragte Sophie. Sie atmete noch immer schwer. Auf ihrem blassen Gesicht sah die Schwellung schlimmer aus denn je.
    «Ich glaube.»
    Sie schloss die Augen. «Mir wird übel.»
    Ich fuhr schnell an den Straßenrand. Sophie stolperte aus dem Wagen, kaum dass ich angehalten hatte. Ich ließ den Motor laufen und behielt das Moor im Auge. Obwohl ich sie beruhigt hatte, wäre es mir lieber gewesen, weit weg von diesem Ort zu sein. Es wurde immer dunkler, und das im Wind raschelnde Sumpfgras betonte nur die Einsamkeit. Wir hätten die einzigen Lebewesen hier draußen sein können.
    Aber das waren wir nicht. Während ich auf Sophie wartete, zog ich mein Handy hervor und sah mit Erleichterung, dass es ausreichend Empfang hatte. Ich wählte Terrys Nummer und hoffte, dass er ranging. Es schien eine Ewigkeit zu klingeln, und erst als ich dachte, gleich würde sich die Mailbox einschalten, nahm er ab.
    «Ich hoffe, es ist wichtig.» Er sprach so undeutlich, als wäre er entweder sehr müde oder betrunken. Doch selbst Terry traute ich nicht zu, mitten in einer solchen Ermittlung zu trinken.
    «Wir sind beim Black Tor. Wir haben   …»
    «Wer ist wir?»
    «Sophie Keller ist bei mir, sie hat sich gestern selbst aus dem Krankenhaus entlassen und   …»
    «Keller? Was hast du dort mit ihr zu suchen?»
    «Das ist doch egal! Monk ist hier!»
    Das schien anzukommen. «Red weiter.»
    Da es immer dunkler wurde, fasste ich mich kurz. «Du hast ihn also nicht aus der Nähe gesehen?», meinte Terry, nachdem ich fertig war.
    «Terry, es war Monk! Ich habe keinen anderen Wagen gesehen, er kann also noch nicht weit sein.»
    Ich hörte, wie sich Terry über seine Bartstoppeln strich. «Okay, ich kümmere mich darum.»
    «Sollen wir warten?»
    «Ich glaube, wir kommen auch so zurecht.» Sein Sarkasmus war unüberhörbar. «Wenn ich euch brauche, weiß ich ja, wo ich euch finde.»
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Gespräche mit Terry lösten nur noch Ärger in mir aus. Ich steckte das Telefon weg und ging zu Sophie. Sie lächelte mich matt an. «Sorry, falscher Alarm.»
    «Wie fühlst du dich?»
    «In meinem Kopf hämmert es ein bisschen, aber das ist halb so schlimm. Hast du die Polizei angerufen?»
    «Ich habe gerade mit Terry Connors gesprochen. Er bringt alles in Gang.»
    Bei der Erwähnung von Terry verzog sie das Gesicht, sagte aber nichts. «Müssen wir warten?»
    «Das ist nicht nötig, meinte er.»
    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass wir bleiben müssten, bis die Polizei eintraf, aber so war es mir fast lieber. Ich schaute hinaus aufs Moor. In der Dunkelheit und bei dem Nebel konnte man kaum noch etwas erkennen. Sophie zitterte, und ich wusste, was sie dachte.
    Monk war noch dort draußen.
    Ich legte meinen Arm um sie. «Komm, ich bringe dich nach Hause.»
     
    Auf dem Weg nach Padbury wurde der Nebel immer dichter. Ich musste über die Straßen schleichen und konnte trotz der Scheinwerfer nur wenige Meter weit sehen. Dass wir das Dorf erreicht hatten, merkte ich erst, als plötzlich der dunkle Umriss der alten Kirche im Nebel aufragte wie der Bug eines Schiffes.
    Ich hielt in der Einfahrt zu Sophies Garten und schaltete den Motor aus. In der darauffolgenden Stille hatte ich das Gefühl, wir wären auf den Meeresboden gesunken. Als wir zum Haus gingen, schaute ich mich immer wieder nervös um und lauschte angestrengt auf jedes Geräusch. Eingehüllt in Nebel, konnten wir kaum die Hand vor Augen sehen.
    «Du solltest hier wirklich ein paar Lampen anbringen lassen», sagte ich, als sich über den Zweigen des Obstgartens gespenstisch der kegelförmige Brennofen abzeichnete.
    «Hier draußen brauche ich keine», entgegnete Sophie und suchte in ihrer Tasche nach dem Hausschlüssel. Als ihr klarwurde, wie paradox ihre Äußerung war, stockte sie. «Normalerweise jedenfalls.»
    Doch die Haustür war heil, und das neue Schloss, das der Tischler angebracht hatte, wirkte beruhigend stabil. Nachdem Sophie die Tür geöffnet hatte, sahen wir, dass drinnen alles noch genau so war, wie wir es zurückgelassen hatten.
    Bis zu diesem Moment hatte ich nicht gemerkt, wie angespannt ich gewesen war.
    Angesichts des tiefen Seufzers, mit dem Sophie die Tür verriegelte, nahm ich an, ihr ginge es genauso.
    «Wie

Weitere Kostenlose Bücher