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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Siegel auf die Güter gegeben und könne ihr Wort nicht brechen. Am Tag darauf teilte Christina im Rat mit, sie habe den Geistlichen Anweisung gegeben, «sich in ihren Predigten zu mäßigen und nicht über ihre Texte hinauszugehen». Die Geistlichkeit, das schwächste Glied in der Allianz der drei nichtadligen Stände, begann bei diesen Anzeichen einer nachlassenden königlichen Unterstützung sogleich zu schwanken.
    Weder dem Adel noch den Geistlichen, noch den Bürgern oder Bauern war indessen bewusst, dass sie Figuren in einem von Königin Christina betriebenen sehr zynischen, sehr gewagten und sehr raffinierten Spiel waren; dass diese festgeschlossenen Kohorten von altgedienten Militärs, älteren Staatsmännern und langbärtigen Patriarchen von der zielbewussten 25 -jährigen Frau, die ihre Königin war, gelenkt wurden, als seien sie eine Koppel dressierter Pudel. Die bedrohlichen Angriffe der Nichtadligen und das immer lauter werdende Murren auf dem Lande hatten den Adel in einen Schockzustand versetzt. Jetzt, in letzter Minute, gab sie dem Adel zu verstehen, dass sie willens war, ihm ihre Unterstützung zurückzugeben. Die Voraussetzung war allerdings, dass er seine Zustimmung dazu gab, Karl Gustav zum Erbfürsten zu ernennen – und dies bedeutete, dass nicht nur er, sondern auch sein Geschlecht das Recht auf den Thron erhielt. Karl Gustav, der in dem Ruf stand, kein Freund der Aristokratie zu sein, und der einer von Oxenstiernas Gegnern war, hatte deshalb die nichtadligen Stände auf seiner Seite, während der Adel lange Zeit, und teilweise aus genau den gleichen Gründen, mit Nachdruck gegen seine Ernennung gekämpft hatte. Nun jedoch steckte der adlige Stand so in der Klemme, dass er ohne Zögern, ja mit freudiger Erleichterung auf die Bedingungen der Königin einging.
    Karl Gustav und das Geschlecht der Pfälzer hatten damit die Krone gewonnen.
    Als nun der Adel so weit eingeschüchtert war, dass er der Königin gab, was sie wollte, ließ sie ohne mit der Wimper zu zucken ihre früheren Verbündeten fallen. Die Nichtadligen hatten bis zu diesem Punkt einen großen Teil ihrer Legitimität und ihres politischen Gewichts auf die Unterstützung durch die Königin gegründet. In dieser Lage war es für sie unmöglich, das Standbein zu wechseln und ihren politischen Kurs nun gegen die Monarchin weiterzuverfolgen, die sowieso politisch unantastbar war und durch ihr geschicktes Manövrieren eine neue und bedeutende Position als Zünglein an der Waage zwischen den Ständen erlangt hatte. Bei einem neuen Treffen mit der Königin am 28 . August, bei dem unter anderem die Reduktion zur Spache kam, «riefen [die Bauern] einhellig und baten, Ihre Königliche Majestät möge die Güter zurücknehmen», doch sie zeigte sich unbeugsam, weigerte sich, einen Zollbreit nachzugeben, und verteidigte stattdessen den Adel.
    Angesichts dieses unerwarteten Verrats brach die geschlossene Front des Volks in Verwirrung zusammen. Die drei nichtadligen Stände hatten zwar eine entwickelte Taktik, aber keine Strategie. Die Forderungen nach erweiterter Macht für den Reichstag, die sie erhoben hatten und die so explosiv hätten sein können, waren indessen nie ein Ziel an sich, sondern nur ein Mittel im Kampf mit dem Adel und nichts, für das die Nichtadligen zu kämpfen bereit waren. Die hier im Reichstag versammelten Bürger, Geistlichen und Bauern waren auch nicht willens, bis zum Äußersten zu gehen und eine wirkliche politische und soziale Umwälzung des Reichs herbeizuführen. Als sie später ihre berühmte Protestnote schrieben, waren sie sorgsam darum bemüht, in der Einleitung zu betonen, dass sie keineswegs die Oberhoheit der Königin in Frage stellten oder den führenden Männern des Reiches den ihnen gebührenden Lohn missgönnten. Die Nachricht, dass die Königin nun in der großen Frage der Reduktion Stellung genommen hatte, verbreitete sich rasch im ganzen Land und dämpfte die schlimmste Erregung. Christina war jedoch klug genug, darauf zu achten, den verschiedenen nichtadligen Ständen gewisse Zugeständnisse zu machen, die ihren Zorn besänftigten und ihnen das Gefühl gaben, etwas erreicht zu haben: Die Viehsteuer wurde erlassen; die Geistlichen erhielten das Versprechen besonderer Privilegien, nach denen sie lange gelechzt hatten; den Bauern zuliebe wurde ein Dekret erlassen, worin die Arbeitspflicht auf den Gütern strikt begrenzt wurde, und dem Adel wurde eine Verpflichtung abgezwungen, «in keinerlei Weise

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