Verzaubert in Florenz
Mondlicht beschienenes Gesicht ließ nicht erkennen, was er dachte. “Vielleicht sollten wir noch mal ganz von vorn beginnen.”
Wie hypnotisiert blickte Georgia in seine dunkel glänzenden Augen und hatte Mühe, sich davon loszureißen. Sie wandte sich ab, fand es schwierig, in der fremden Sprache die richtigen Worte zu finden, und wechselte ins Englische, um sich so unmissverständlich wie möglich auszudrücken. “Falls Sie damit meinen, dass wir während meines kurzen Aufenthalts hier ein gewisses Maß an Höflichkeit im Umgang miteinander wahren sollten, stimme ich Ihnen zu.”
Er lachte bitter. “Ein gewisses Maß an Höflichkeit! Sehr britisch!”
Stumm setzten sie ihren Spaziergang fort, bis Luca erneut das Schweigen brach. “Ich wollte eigentlich nur sagen, Miss Georgia Fleming, dass wir etwas freundlicher miteinander umgehen sollten. Kommen Sie.” Er wies mit dem Kopf zum Haus. “Unser Gespräch hat mich hungrig gemacht.”
“Mich auch. Ich bin für meinen gesegneten Appetit bekannt.”
“Gut. Ich mag Frauen, die gern essen.”
“Die italienische Küche wirkt wahre Wunder”, sagte Georgia in dem Versuch, einen lockeren Ton anzuschlagen. “Obwohl ich mehr esse als in England, habe ich im letzten Jahr hier in Italien etliche Pfunde abgenommen.”
Luca lachte. “Ich bezweifle, dass das bei allen so ist. Vielleicht arbeiten Sie zu viel.”
“Natürlich muss ich mir mein Gehalt in der Schule redlich verdienen”, gab Georgia ihm recht. “Am Ende des Schuljahrs war ich ziemlich geschafft. Ehrlich gesagt wollte ich auch lieber zu Hause bei meinen Eltern faulenzen, als hierherzukommen und Alessa zu unterrichten.”
“Wieso haben Sie dann doch zugestimmt?”
“Wahrscheinlich hat mich Signor Sardis Beschreibung seiner Tochter zu tief berührt”, meinte Georgia lächelnd. “Ich dachte, ich könnte ihr vielleicht helfen.”
“Damit hatten Sie recht, Georgia. Sie erlauben doch, dass ich Sie mit Ihrem Vornamen anrede, jetzt, da wir uns entschlossen haben, höflich zueinander zu sein?”
“Ja.”
“Dass ich Luca heiße, wissen Sie ja bereits.” Er hielt ihr die Hand hin.
Georgia zögerte, ehe sie ihre Hand in seine legte. Er drückte sie fest und blickte Georgia dabei auf eine Weise an, dass sie sich fragte, ob sie nicht ein bisschen zu voreilig gewesen war. Lächelnd zog sie die Hand zurück und trat hastig durch die offene Tür in den Wintergarten, wo Marco Sardi bereits auf sie wartete.
“Sehr gut.” Befriedigt blickte er von einem zum andern. “Wie ich sehe, herrscht zwischen euch beiden Waffenstillstand. Dann können wir ja jetzt in ungetrübter Freude Elsas Kochkünste genießen. Ich habe seit dem Lunch nichts mehr gegessen.”
Zu Georgias Erleichterung herrschte bei Tisch eine überraschend entspannte Atmosphäre. Sie fühlte sich ausgesprochen wohl in der Gesellschaft dieser beiden intelligenten und gebildeten Männer, die sich mit ihr über alle möglichen Themen unterhielten. Unwillkürlich verhielt sie sich Luca gegenüber anders. Als sie ihren Gastgebern versicherte, wie erfrischend es sei, von ihnen als gleichwertige Gesprächspartnerin behandelt zu werden, zeigten sich beide höchst erstaunt.
“Was ist daran so besonders?”, fragte Marco Sardi verwundert.
“Offenbar gibt es Männer, die sich nicht vorstellen können, dass eine Frau mit einem solchen Gesicht auch noch klug ist”, lautete Lucas verblüffende These.
“Aber ohne Intelligenz wäre Schönheit, wie Georgia sie besitzt, gar nicht möglich”, meinte Marco und lächelte entschuldigend. “Jetzt haben wir unseren Gast zum Erröten gebracht.”
“Du bist an diese Kombination von Klugheit und Schönheit gewöhnt, Marco”, sagte Luca. “Maddalena hat beides in hohem Maß besessen.”
Plötzlich wirkte Marcos Gesicht verhärmt. “Wie wahr. Ich vermisse sie in der Fabrik ebenso wie in jeder anderen Hinsicht. Ohne deinen Einsatz in der Firma wäre es mir in den letzten Wochen schlecht ergangen, Luca.”
“Meine Schwester und Marco haben die Firma Valori gemeinsam geleitet”, erklärte Luca. “Ich habe mich bisher nur um das Design und die Technik gekümmert, doch Marco ist gnadenlos. Er spannt mich immer mehr in den Verkauf ein. Das Flugzeug nach Pisa hat mich von meiner letzten Werbetour zurückgebracht.”
“Mit seinem Namen und seinem Gesicht verkauft er mehr Autos, als jede teure Werbekampagne es vermag”, sagte Marco, sichtlich bemüht, seinen Anflug von Trauer zu überwinden. Fragend
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