Verzaubert in Florenz
immer, was du begehrst?”
Er nickte, von Kopf bis Fuß strotzend vor Selbstbewusstsein. “Immer!”
Georgia lag noch lange wach, nachdem sich die Tür hinter Luca geschlossen hatte. Nun liegen also die Karten offen auf dem Tisch, dachte sie. Und Gianluca Valori wird zum ersten Mal in seinem Leben erfahren, dass er nicht alles bekommt, was er haben will.
Verzweifelt ließ sie den Blick durch das wunderschöne Zimmer schweifen. Warum konnte er nicht jemand anders sein? Irgendein ganz gewöhnlicher Mann. Luca besaß alles, was sie sich von einem Mann jemals erträumt hatte: gutes Aussehen, Charme, Intelligenz und die Fähigkeit, sie bei der geringsten Berührung zu entflammen. Und er wollte sie. Problematisch war nur, was er von ihr wollte.
Georgia zählte im Geiste die Hindernisse auf, die einer Beziehung zu Luca Valori im Weg standen. Solange sie unter Marco Sardis Dach wohnte, war es unmöglich, mit Luca eine Affäre anzufangen. Und nach Beendigung ihres Ferienjobs würde sie nach England zu ihren Eltern fliegen und erst zu Beginn des neuen Schuljahres nach Italien zurückkommen. Als Lehrkraft an der internationalen Schule in Venedig konnte sie sich erst recht keine Liebesaffäre mit dem berühmten Luca Valori leisten, der durch seinen spektakulären Rückzug auf dem Höhepunkt seiner Karriere in Italien geradezu ein Idol geworden war. Mrs. Blanchard, die Schulleiterin, hatte bei ihrer Einstellung sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nur Lehrkräfte mit untadeligem Ruf beschäftigte.
Außerdem gab es da noch James. Er sollte eigentlich ganz oben auf der Liste stehen, dachte Georgia schuldbewusst. Sein letzter Brief fiel ihr ein, in dem er ihr geschrieben hatte, wie sehr er sie vermisste und sich auf das Wiedersehen mit ihr freute. Sie hingegen hatte, seit sie Luca kannte, die wöchentlichen Briefe an James nur noch als lästige Pflicht betrachtet.
Gequält von ihrem schlechten Gewissen und stärker werdenden Kopfschmerzen, versuchte sie sich über ihr Verhältnis zu James klar zu werden. Ehrlicherweise musste sie sich eingestehen, dass sie ihn nie wirklich geliebt und nur deshalb, und nicht wegen ihres Berufs, die Hochzeit immer wieder hinausgeschoben hatte – eine Erkenntnis, die ihr für den Rest der Nacht den Schlaf raubte.
Als Elsa am nächsten Morgen zu Georgia ins Zimmer kam, traf sie ihre Patientin nicht sonderlich ausgeruht an. Die energische, mütterliche Frau beklagte die Ringe unter Georgias Augen, half ihr ins Bad, damit sie den verstauchten Knöchel schonte, und bürstete ihr dann vorsichtig die dichten blonden Haare.
“Sie haben wohl schlecht geschlafen?”, erkundigte sie sich, während sie Georgia in das frisch gemachte Bett half.
“Ja. Mein Kopf tat ziemlich weh.” Georgia lächelte dankbar. “Tut mir leid, dass ich Ihnen so viel Arbeit mache.”
“Unsinn!”, schnaufte Elsa. “Ich schicke Ihnen jetzt Pina und Alessa mit dem Frühstück. Aber heute gibt es Tee, keinen Kaffee. Anweisung von Dr. Fassi.”
Georgia sah, dass draußen wieder strahlend die Sonne schien, als hätte es kein Gewitter gegeben. Dann wurde die Tür aufgerissen, und Alessa stürmte zu Georgia ans Bett.
“Geht es dir wieder besser, Georgia?”, erkundigte sich das Kind mit sorgenvoller Miene.
Lächelnd streckte Georgia die Arme aus. “Ja. Aber nun komm in meine Arme, dann wird es mir gleich noch besser gehen.”
Alessa legte Georgia die Arme um den Nacken und gab ihr einen Kuss. “Du bist gestürzt und hast dir den Kopf verletzt, und ich bin daran schuld.”
“Nein, dich trifft keine Schuld. Ich bin daneben getreten. Und mein Kopf ist wieder in Ordnung”, versuchte Georgia das Kind zu trösten. “Sieh, da kommt Pina mit unserem Frühstück.”
Das junge Mädchen sagte Guten Morgen und erkundigte sich schüchtern nach dem Befinden der Patientin. Sie stellte das schwere Tablett ab, rückte einen Tisch zum Bett und dazu einen Stuhl für Alessa, die wie ein Wasserfall redete, während Pina das Frühstück servierte.
“Falls Sie keinen Wunsch mehr haben, werde ich jetzt Elsa helfen”, sagte das Mädchen zu Georgia.
“Ich werde Georgia bedienen”, bot Alessa eifrig an.
“Wie du siehst, Pina, bin ich bestens versorgt”, meinte Georgia lachend.
Beruhigt durch Georgias Anblick, ließ Alessa sich das Frühstück schmecken, umsorgte jedoch geradezu rührend ihre kranke Lehrerin.
“Ich würde heute viel lieber bei dir bleiben, als zu Zia Claudia zu fahren”, sagte das Kind.
“Ich werde
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