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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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er gefüttert wurde. Es war, als begreife er die Notwendigkeit, leise zu sein und rasch zu handeln. Als sie ihn wieder in sein Tuch steckte, schalt sie sich wegen ihrer Torheit. Adair war ein Kind, er war kaum ein Jahr alt. Sie hatte sich von ihrem Aberglauben närrisches Zeug einreden lassen und seinem offenkundigen gutmütigen Verhalten viel zu viel beigemessen. Sie hoffte nur, dass die Luft, die der Kleine bestimmt geschluckt hatte, weil er so hastig getrunken hatte, nicht ausgerechnet dann entweichen wollte, wenn sie versuchten, an ihren Feinden vorbeizuschleichen.
    Sie bemühte sich, Ruhe zu bewahren, als sie hinter Tavig den Abhang hinablief. Bei jedem Schritt fürchtete sie, dass ein Zweig zerbrechen oder ein Steinchen sich lösen könnte. An und für sich vertraute sie ihrer Fähigkeit, sich sehr leise zu bewegen, doch ausgerechnet jetzt fiel es ihr schwer, diese Zuversicht beizubehalten.
    Sie kamen so nah an Ivers Leuten vorbei, dass Moira sich einbildete, sogar ihren Atem zu hören. Zu gern hätte sie einen Blick in ihre Richtung geworfen, unterdrückte diesen Wunsch jedoch standhaft. Tavig hatte das Maul der Ziege wieder mit Lumpen zugebunden, nun blieb nur noch zu hoffen, dass diese nicht trotz des Knebels ein paar Geräusche zustande brachte. Als die Pferde der Männer unruhig wurden und zu stampfen und zu schnauben begannen, wäre ihr fast das Herz stehen geblieben, doch sie gehorchte Tavigs Wink weiterzugehen. Erst als sie das Lager ein gutes Stück hinter sich gelassen hatten, wagte sie wieder zu atmen.
    »Du machst das hervorragend, Liebes«, flüsterte Tavig, während er ihr um einen steilen Vorsprung half.
    »Ich würde mich weitaus besser fühlen, wenn der Boden, über den wir gehen, nicht so beschaffen wäre, dass man ständig Angst hat, Lärm zu machen.«
    »Wir werden gleich bei einfacherem Gelände ankommen.«
    Als sie endlich den mit Felsen übersäten Fuß der Hügel erreicht hatten, atmete Moira erleichtert auf. Das Gefühl von weichem Gras und Moos unter ihren Füßen beruhigte sie. Immerhin musste sie jetzt nicht mehr befürchten, dass ein einziger falscher Schritt sie verraten könnte. Inzwischen war Tavig stehen geblieben und nahm der Ziege ihren Knebel ab.
    »Bist du dir sicher, dass du das jetzt schon tun kannst?«, fragte sie, denn die Ziege konnte manchmal sehr laut sein.
    »Falls Ivers Männer dort droben in den Hügeln die Ziege überhaupt hören, werden sie bestimmt davon ausgehen, dass sie Mungan gehört. Es hat das Tier ziemlich gestört, mit verbundenem Maul herumzurennen, so etwas ist auch nicht ganz ungefährlich.« Er warf einen Blick auf die Hügel. »Jetzt kann ich es dir ja gestehen: Ich habe nicht geglaubt, dass wir so leicht entkommen könnten.«
    »Ich bin froh, dass du mir das nicht gestanden hast, bevor wir es versucht haben. Ich hatte schon so genug Angst.«
    Er beugte sich zu ihr und küsste sie sachte. »Meine arme kleine Moira. Halt noch ein bisschen durch, gleich sind wir in Sicherheit.«
    »Wirst du mir die Wahrheit sagen, wenn ich dich frage, ob du die Burg deines Cousins auch im Dunkeln finden wirst?«
    »Aye. Und bald wird es nicht mehr so dunkel sein wie im Moment. In Kürze wird der Mond unseren Weg beleuchten. Ich fürchte, das ist der einzige Trost, den ich dir momentan geben kann.«
    »Er reicht.«
    Tavig nickte und zog los. Moira hielt mit ihm Schritt, auch wenn sie den Boden kaum sehen konnte. Deshalb ließ sie Tavig nicht aus den Augen; solange sie seinen Tritten genau folgte, würde ihr schon nichts passieren. Als sich der Mond endlich zeigte, atmete sie erleichtert auf. Es hatte ihr gar nicht behagt, im Dunkeln herumzustolpern.
    »Da drüben ist sie«, verkündete Tavig bald darauf.
    Als Moira in die Richtung sah, in die er deutete, hätte sie vor Überraschung fast laut aufgeschrien. Sie hatte mit einem kleinen Wohnturm gerechnet, doch Mungan Colls Burg war weitaus größer. Offenbar hatte er sich ein paar Anregungen bei den großen englischen und französischen Burgen geholt. Mit ihrer dicken Ringmauer wirkte die Burg tatsächlich verführerisch sicher.
    »Glaubst du nicht, wir sollten bis morgen früh warten, damit man uns besser sieht, wenn wir uns nähern?«, fragte sie.
    »Das wäre vielleicht klüger, aber jetzt, wo ich mein Ziel vor Augen habe, bringe ich nicht die Geduld dafür auf. Wir sind ja nur zu zweit, abgesehen von Adair und der Ziege. Ich glaube nicht, dass man uns als große Bedrohung sehen wird. Außerdem bin ich den meisten

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