Veyron Swift und das Juwel des Feuers
mit dem Stab auf dem Boden.
»Vincent, ruf den Herrn. Sein Besuch ist eingetroffen«, rief Farin in den Raum. Tom erschrak, als aus dem Nichts eine sanfte, freundliche Stimme antwortete.
»Selbstverständlich, Schatzkanzler. Die Scans sind abgeschlossen. Die Besucher tragen keine Waffen oder verborgene Gegenstände bei sich.«
Tamara drehte sich in alle Richtungen, doch konnte sie den Ursprung der Stimme nicht ausmachen. Veyron fasste sie an der Schulter.
»Hauscomputer«, raunte er und sie beruhigte sich wieder. Farin murmelte leise und Tom glaubte zu hören, dass er „Vincent“ einen elenden Besserwisser schimpfte. Plötzlich veränderten sich die Bildschirmwände. Die Dschungellandschaft verschwand, wandelte sich zu einem blendenden Weiß. Vor ihnen öffnete sich eine Luke im Boden, ein Thron aus blau schimmerndem Glas fuhr empor.
Nun glitt die Rückwand zur Seite und offenbarte eine große Glastür, die sich lautlos öffnete. Heraus trat ein junger Mann, kaum älter als Veyron. Er wirkte auf den ersten Blick recht unscheinbar, mit blasser Haut und nach hinten geschlecktem Haar, eine verchromte Sonnenbrille über den Augen. Er trug einen teuren schneeweißen Anzug, dazu passende schneeweiße Schuhe. Nur die Sohlen waren golden und klackten laut beim Auftreten. Tom begriff, dass sie tatsächlich aus Gold bestanden. Entsprechend schwerfällig fielen die Schritte des jungen Königs aus. Er ließ sich keuchend in den Thron plumpsen. Mit einem verärgerten Grummeln schlüpfte er aus den Schuhen und warf sie in die Ecke. Er brauchte dazu einige Kraft.
»In diesen Dingern kann man überhaupt nicht gehen! Farin, wir müssen einen Weg finden, Gold dehnbar und leichter zu machen«, schimpfte der König. Er wandte sich endlich seinen Besuchern zu und begann breit zu grinsen. Er schnellte wie eine Sprungfeder aus dem Thron, breitete in feierlicher Geste die Arme aus.
»Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim! Jetzt bin ich aber platt! Ist das nicht Veyron Swift vom College? Natürlich ist er es! Der schlauste Mensch der Erde! Na, ich bin’s, Floyd - Floyd Ramer!«
Veyron erwiderte das Grinsen des Königs mit einem verhaltenen Lächeln.
»Ich habe Sie nicht vergessen, Floyd. Wenn ich ehrlich sein darf: Ihrem spurlosen Verschwinden vor acht Jahren habe ich meine ganze Arbeit zu verdanken und letztlich wohl auch die Tatsache, dass ich hier in Elderwelt gelandet bin«, sagte er und machte einen Schritt auf den König zu, bis ihn der silberne Spazierstock von Farin aufhielt. Doch Floyd winkte ab und befahl den Schatzkanzler mit einem ruppigen Ton an seine Seite, als wäre er sein Schoßhündchen.
»Aus, Farin, aus! Hierher mit dir, sofort! Vincent, eine etwas freundliche Atmosphäre bitte! Wir sind hier unter Freunden!«
Das strahlende Weiß der Wände wechselte zu einer schönen, üppig grünen Gartenlandschaft und Mozarts Eine Kleine Nachtmusik erklang aus den noch immer gut verborgenen Lautsprechern. Die Kleidung des Königs wechselte nun ebenfalls die Farbe, wurde dunkelrot, die Knöpfe leuchteten jetzt gelb. Tom fiel vor Staunen die Kinnlade nach unten.
»Weißt du, Ich habe inzwischen einen eigenen Veyron, einen Bugatti Veyron. Aber der hat 1200 PS unter der Haube und sein Chassis besteht aus Porzellan. Ich habe für ihn eine eigene Rennstrecke oben im Norden der Insel bauen lassen«, plapperte Floyd drauflos und lachte lautstark über seinen eigenen Scherz – als einziger im Raum.
»Mich gab’s schon vor dem Auto mit besagtem Namen«, erwiderte Veyron freundlich, zu Tom raunte er:
»Meine Eltern waren große Fans des klassischen Motorsports. Der berühmte französische Rennfahrer Pierre Veyron ist mein Namensgeber. Jetzt kennst du auch dieses Geheimnis.«
Floyd klatschte vor Begeisterung in die Hände.
»Immer für alles eine Erklärung, der gute Veyron. Manche Dinge ändern sich einfach nie! Wie schön, dich mal wieder zu sehen!«
Erst jetzt nahm er Tom und Tamara in Augenschein, schob seine verchromte Sonnenbrille in bester Ladykiller-Manier auf die Nasenspitze.
»Hallo, wen haben wir da? Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Ich bin Tom.«
»Tamara.«
Floyd stand auf, nahm Tamaras Hand und deutete einen Handkuss an.
»Sie sehen bezaubernd aus, Tamara. Elbische Kleidung, dem Stil nach. Tamara ist kein elbischer Name und dennoch: Mir ist noch keine Frau begegnet, deren Schönheit elbischer war, als die Ihre«, säuselte er.
Tom fand es beleidigend, dass er so einfach übergangen
Weitere Kostenlose Bücher