Veyron Swift und das Juwel des Feuers
mich ein wenig mit Vincent, Ihrem Hauscomputer, zu unterhalten, der alle meine Fragen beantwortet hat. Darum weiß ich auch, dass König Spencer einen bindenden Vertrag mit den Simanui eingehen musste, um all seine Wundergeräte nach Elderwelt schaffen zu dürfen.
Die Simanui sind die Weltenwächter, ihnen obliegt der Schutz dieses Sanktuariums. Sie würden Floyd rasch in die Schranken weisen, sollte ihn eines Tages der Wahnsinn packen. Wie gesagt sind da immer noch die Zwerge. Für sie sind Verträge heilig und die Simanui stehen bei ihnen hoch in der Gunst«, berichtete er. Tamara warf einen überraschten Blick auf Floyd. Der zuckte nur mit den Schultern und ließ sich tief in seinen Sessel sinken.
»Wie ich schon sagte«, seufzte er. »Einfach zurücklehnen und entspannen. Das würde Ihnen wirklich nicht schaden, Tamy. Ich darf Sie doch Tamy nennen, nicht wahr? Nein? Na gut, dann halt Tamara . Ach, Sie sind wirklich langweilig. Schade, schade.«
Die A4 raste mit Höchstgeschwindigkeit durch den Eisenbahnkanal und erreichte die Hauptstadt am anderen Ende der Insel binnen einer halben Stunde. Inzwischen war es dunkel geworden. Floyd machte sich große Sorgen, dass er seine Party verpassen könnte. Endlich empfingen sie die Lichter der Hauptstadt. Das war ihr Name. Julian der Erste, nur kreativ wenn es ums Geschäftemachen ging, hatte ihr keinen Namen gegeben und es bürgerte sich auf Talassair ein, die Hauptstadt einfach nur Hauptstadt zu nennen.
Anders als Fanienna stand die Hauptstadt nicht für Schönheit und Kunst, sondern für Prunk und Protz. Fast jedes Gebäude glich einem Palast, mit weiß polierten Fassaden und goldenem Zierrat an Fensterstöcken und Türrahmen. Es blitzte und blinkte überall in der Stadt. Die Prachtstraßen, breit wie Autobahnen, waren allesamt gepflastert und goldene Metallschienen trennten Fußgängerwege von den Fahrspuren für Kutschen und die vielen hundert Oldtimer, die wie Ameisenschwärme über die Straßen wuselten. Das Königshaus subventionierte das Autofahren und jeder der auf Talassair – und ganz besonders in der Hauptstadt – etwas auf sich hielt, lieh sich einen der zahllosen Oldtimer, welche die Ramers nach Elderwelt brachten oder dort nachbauen ließen. Sämtliche Automobile waren nämlich Eigentum des Königs und konnten nur gegen eine Gebühr ausgeliehen werden, wie die Fernweltler von Floyd erfuhren.
Wenn man mal einen Baum oder eine Hecke fand, dann in strenge geometrische Formen geschnitten. Die Natur musste sich in Talassair dem Stadtbild anpassen, nicht umgekehrt. Die meisten der wenigen Bäume zeigten daher kugelrunde Kronen und die Hecken waren im perfekten Winkel rechteckig.
Mitten in der Stadt lag Palast Nummer Eins, das größte Gebäude im Umkreis, für Tom ein Palast, den er wirklich als einen solchen bezeichnen konnte. Die hohen Wände zählten riesige Fensterreihen, dazwischen stützten prunkvolle Säulen das leicht überhängende Kupferdach. In der Mitte des Palastes führten zwei riesige Torbögen in den rechteckigen Innenhof. Der Zug des Königs hielt genau darauf zu. Im Innenhof gab einen kleinen Bahnhof, der allein dem König vorbehalten blieb. Der Bahnsteig dort bestand nicht aus Holz, sondern aus weißem Marmor, gesäumt von goldenen Laternenmasten, die bis zum höchsten Stockwerk aufragten. Von jedem hing anstelle einer einfachen Lampe ein Lüster aus glitzernden Kristallen.
Der Zug hielt an, ein graubärtiger Zwergen-Schaffner öffnete die Tür und bat alle Fahrgäste auszusteigen. Floyd, Tamara, Veyron und Tom traten hinaus. Die Besucher des verrückten Königs schauten und staunten. Tom bemerkte, wie Tamara die ganze Zeit den Kopf schüttelte. Er hörte sie immer wieder abfällig »was für eine Verschwendung« murmeln. Floyd führte die drei hinüber zu den Eingangstüren des Palastes. Farin erwartete sie bereits auf den Stufen und verbeugte sich vor seinem Lehnsherrn.
»Eure Majestät, willkommen in Palast Nummer Eins. Es ist alles vorbereitet, die Chronik liegt zur Durchsicht bereit. Wenn Ihr mir alle bitten folgen wollt. Was die Party betrifft: Sie geht in zwei Stunden los, wenn Majestät also die Güte hätten, nicht allzu viel Zeit in den Archiven zu verbringen, wir wären sehr dankbar«, sagte Farin mit unterwürfigem Ton. Er wich zurück, als Floyd an ihm vorbeiging und vor den Türen stehenblieb. Der König schnippte mit den Fingern, die Türen öffneten sich wie von Geisterhand. Mit einem glucksenden Kichern trat er
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