Veyron Swift und das Juwel des Feuers
Gitterwänden kamen. Tom und Veyron wurden hineingestoßen, die Schrate quetschten sich zu ihnen. Tom wollte am liebsten die Augen schließen, aber er fürchtete, sie würden ihm dann irgendetwas antun. Ein Hebel wurde umgelegt, rüttelnd setzte sich der Aufzug in Bewegung. Als er sich wieder öffnete, hatten sie die Kommandozentrale der ganzen Anlage vor sich, das Herz von Nemesis‘ Machenschaften.
Die Kommandozentrale bestand aus zwei separaten Räumen. Das erste war ein düsteres Büro mit nur einem einzigen schwarzen Schreibtisch, davor ein schwarzer Thron. Dahinter lag der eigentliche Kontrollraum mit den ganzen Anzeigen, Messgeräten, Schaltern und großen Knöpfen. Alles wirkte sehr archaisch, fast schon primitiv, aber nichtsdestotrotz wirkungsvoll. Wer auf der ganzen Welt konnte schon behaupten, er besäße die Fähigkeit ein Portal zwischen zwei Punkten der Erde zu öffnen? Niemand, außer Nemesis.
Nun saß er vor ihnen, gehüllt in seinen schwarzen Kapuzenumhang, ihnen den Rücken zukehrend. Seine konturlose Metallmaske lag auf dem großen Schreibtisch und Tom fürchtete sich vor dem Gesicht, in das sie jeden Moment blicken mochten. Er hörte, wie Nemesis in einer leisen, unverständlichen Sprache flüsterte. Vor ihm auf dem Tisch lag ausgebreitet jenes schwarze Buch, das Tom bereits aus seinem Traum kannte. Die Seiten des Buches waren vergoldet. Was immer Nemesis daraus vorlas, es machte ihn neugierig. Er beugte sich ein wenig vor, um mehr sehen zu können, doch der eiserne Griff der Schrate hielt ihn an Ort und Stelle. Auf einmal schlug Nemesis das Buch zu.
»Ich hatte jemanden anderen erwartet, Mr. Veyron Swift. Nagamoto vielleicht, oder einen anderen Simanui, aber ganz bestimmt nicht Sie «, sagte er und drehte sich zu ihnen um. Tom erstarrte, als er in das Gesicht gegenüber blickte.
Es war Harry Wittersdraught!
»Das kann doch gar nicht sein«, keuchte Tom. »Das kann doch einfach gar nicht sein. Sie sind doch gestorben!«
Nemesis, oder besser gesagt Harry Wittersdraught, überaus lebendig und größer und stärker als in Toms Erinnerung, verzog seinen Mund zu einem höhnischen Lächeln. Seine Haut war aschfahl, die Augen blutunterlaufen. Rund um seine Lippen war das Fleisch aufgerissen, jedes Wort das er sprach, musste ihm Schmerzen bereiten. Lachen oder grinsen, daran war gar nicht zu denken. Seine Augen glühten wie heiße Magma, die aus den Tiefen eines Vulkans herausquoll. Bestimmt das Werk eines dunklen Zaubers.
»Nagamoto ist gerade verhindert, darum bin ich schnell eingesprungen. Ich hoffe, es stört Sie nicht allzu sehr, Harry«, gab Veyron unerschrocken zurück. Er lächelte sogar, schelmisch und herausfordernd. Tom konnte dagegen keinen einzigen Muskel rühren, zu entsetzt war er über den Anblick, in den sich der arme, krumme Harry Wittersdraught verwandelt hatte. Veyron fuhr ungerührt fort.
»Zuerst narrten Sie mich ja ziemlich ordentlich, wer Sie wirklich sind. Ich hielt sogar Nagamoto eine Zeitlang für Nemesis. Ich war zu vorsichtig, das muss ich zugeben, wägte zulange die Informationen gegeneinander ab. Erst nachdem Fizzler mir Ihren wirklichen Namen verraten hatte und Sie sich dummerweise im Wald gezeigt hatten, war der Fall klar. Nur Sie konnten Nemesis sein und niemand sonst. Es hätte mir schon klar sein sollen, als Sie mit der Trage den Abhang runterrutschten und Fizzler auf Sie gefallen war. Sein elendes Flehen war eigentlich Information genug - oder mit welcher Kraft sie ihn fortgeschleudert hatten. Ich war ein Narr, zu sehr von Ihrem gebrochenen Bein abgelenkt. Ein guter Einfall übrigens. Ich fürchte, ich habe auch Ihren „Tod“ leider vollkommen fehlinterpretiert. Ich sollte fortan besser von Ihrer Flucht sprechen. Jetzt bin ich jedoch hier, um meine Fehler zu korrigieren.«
Nemesis grunzte verächtlich, wandte sich wieder seinem Buch zu.
»Zu spät, Mr. Veyron Swift. Ich besitze jetzt das Juwel des Feuers. Eigentlich müsste ich Ihnen sogar danken. Was für ein fataler Fehler, meine Agentin nicht zu töten, als Sie die Gelegenheit dazu hatten. Jessica, komm her, kümmere dich um unsere Besucher«, rief er.
Jessica Reed trat aus dem Kontrollzentrum. Sie trug jetzt wieder einen engen, schwarzen Anzug, der ihre Vampirhaut vor Sonnenlicht schützte. Als sie Tom und Veyron erblickte, wirkte sie ehrlich schockiert, doch schnell fing sie sich und wandte sich an Nemesis.
»Was soll mit Ihnen geschehen, mein Gebieter«, fragte sie, hörbar um einen
Weitere Kostenlose Bücher