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Veyron Swift und das Juwel des Feuers

Veyron Swift und das Juwel des Feuers

Titel: Veyron Swift und das Juwel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobi Fischer
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nicht wüsste. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit«, gestand er plötzlich. Er blickte auf zu den Wolken.
    »Ich kannte deine Eltern besser, als ich zugeben wollte. Deine Mutter und ich, wir waren mehr als nur Nachbarn. Wir wuchsen gemeinsam auf und bestritten zusammen so einige Abenteuer. Susan war ein wundervoller Mensch, warmherzig und abenteuerlustig. Eine bessere Freundin konnte man sich als eigenbrötlerischer Junge nicht wünschen. Stets hat sie mich verteidigt, wenn die Nachbarskinder mir zusetzten - was sie oft taten. Einmal hat sie sich sogar mit Jungs geprügelt, die viel größer und älter waren als sie. Sie nahm die Dinge immer so unvorstellbar leicht, alles schien ihr einfach zuzufliegen, nichts fiel ihr schwer. Irgendwann im Teenageralter haben wir uns auseinander gelebt, unsere Interessen gingen in verschiedene Richtungen. Sie liebte das Leben, ihre Abenteuerlust ließ niemals nach. Ich dagegen verkroch mich in meinen Büchern, verbrachte mehr Zeit in Hörsälen als unter Freunden. Viele hatte ich sowieso nicht. Eines Tages wurde sie schwanger. Dein Vater und sie waren schon seit zwei Jahren ein festes Paar gewesen, also hatten es alle erwartet. Sie bat mich um den Gefallen, als dein Patenonkel einzuspringen, auf ihre übliche, fröhliche, unbekümmerte Art. Konnte ich ihr jemals etwas abschlagen? Nein. Also willigte ich ein. Ich verstehe bis heute nicht, warum sie ausgerechnet mich auswählte. Sie kannte meine Schwächen, vielleicht habe ich es deshalb nicht ernst genug genommen. Schließlich zog ich zum Studieren fort. Deine Mutter habe ich nicht wieder gesehen, bis vor etwa einem halben Jahr.
    Plötzlich war sie da, genau an der Stelle, wo wir beide uns zum ersten Mal begegnet sind. Sie war angeblich nur zufällig in der Wisteria Road, als sie Mrs. Fuller begegnete, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass sie nach mir suchte. Sie erinnerte mich an mein Versprechen und sagte auch, dass bald irgendetwas geschehen würde. Vielleicht ahnte sie etwas, Menschen haben manchmal solche Eingebungen. Dann ging sie wieder. Das war das letzte Mal, dass ich sie lebend zu Gesicht bekam«, erzählte Veyron, seine sonst so selbstbewusste dunkle Stimme zitterte. Tom zitterte auch, vor Aufregung und Staunen. Veyron drehte sich um, blickte zurück in die Richtung ihres Lagers und den Sternen darüber. Er fuhr fort.
    »Als ich vom Unfalltod deiner Eltern hörte, beging ich den sicher größten Fehler meines Lebens. Ich habe dich deiner Tante überlassen, aus Selbstsucht und Eigennutz. Was sollte ich schon mit einem Jugendlichen anfangen, der mir auf die Nerven gehen und nichts von dem verstehen würde, was ich tue? Stattdessen überließ ich es einer lebensuntüchtigen, mit dieser gewaltigen Aufgabe vollkommen überforderten jungen Frau. Hätte ich mich mehr mit ihr beschäftigt, ich hätte den Ausgang dieses Dramas vorhersehen können. Nein, ich hätte es vorhersehen müssen .
    Das war unverzeihlich, Tom, unverzeihlich. Ich fürchte, Willkins und du, ihr habt beide recht, was mich betrifft. Ich bin ein Scheusal, kalt und unbarmherzig, immer nur berechnend und obendrein besserwisserisch. Du dagegen bist wahrhaftig der tapferste, ehrlichste und warmherzigste Junge, den ich jemals kennenlernen durfte. In dieser Eigenschaft gerätst du ganz nach Susan. Darum habe ich dich mitgenommen, denn ich war mir sicher, dass ich dir vertrauen kann, mehr als jedem anderen Mensch der Erde - außer deiner Mutter vielleicht. Ich weiß nicht, wie dieses Abenteuer für uns noch ausgehen mag, darum dachte ich, du solltest das alles wissen. Sollten wir die Sache heil überstehen und du möchtest dann nicht mehr bei mir bleiben, nun, ich könnte dich gut verstehen. Ich werde dich gehen lassen, wo immer du hin möchtest.«
    Tom standen die Tränen in den Augen. Er blinzelte sie fort, versuchte sich zu entspannen.
    »Eigentlich sind Sie ganz nett. Ein bisschen verrückt vielleicht, aber ansonsten schwer in Ordnung. Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich gerne in der Wisteria Road bleiben«, raunte er und räusperte sich, um nicht losheulen zu müssen. Er meinte es vollkommen ehrlich. Alles was zwischen ihnen vorgefallen war, sollte ab jetzt vergeben und vergessen sein.
    Veyron klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Sie marschierten hinunter in ein flaches Tal und auf der anderen Seite eine weitere Anhöhe hinauf. Dort blieben sie erneut stehen. Tom verschlug es die Sprache.
     
    Sie blickten hinunter auf das Lager der Schrate.

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