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Vielen Dank für das Leben

Vielen Dank für das Leben

Titel: Vielen Dank für das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Berg
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aufgelöst, das tapsig Welpenhafte, die Empörung ist weg, und die Jahre haben eine Person werden lassen, die sich dabei ertappte, als Erklärung für mangelnden Schwung innerlich ein: In meinem Alter… anzufügen.
    Räumen Sie Ihren Spind und kommen Sie nicht wieder, dann werden wir von einer Anzeige absehen, aber in Ihren Papieren werden wir es vermerken, in einem Altersheim bekommen Sie in diesem Land keinen Fuß mehr auf den Boden, sagte der Direktor, er schwitzte, der Direktor, er log, Toto war zu müde, um ihn zu bemitleiden, war zu höflich, um korrigierend einzugreifen. Wir haben eindeutige Beweise, die Sie des Diebstahls überführen. Sicher hätte Toto darauf bestehen können, die Beweise zu sehen, die es nicht gab, natürlich hatte Toto sie nicht bestohlen, die Menschen, mit denen ihr so behaglich gewesen war, aber die Botschaft war eindeutig, der Direktor wollte sie hier nicht mehr sehen, wollte sie loswerden und hatte sich diesen unwürdigen Streich überlegen müssen, weil Personal fehlte und es keine Handhabe gab, Toto zu entlassen. Es war so absolut befremdlich zu beobachten, wie sich der Mann wand, er fühlte sich durch Totos Anwesenheit in seinen Grundwerten erschüttert, was auch immer die sein mochten.

Es ist nicht ungewöhnlich,
    dass ein Mann Leiter eines Altenheims ist, besonders wenn es sich um eine staatliche Einrichtung mit vierhundert Betten handelt. Da ist nicht von Rentnern oder Personen die Rede, Gäste heißen sie, Belegung der Gästebetten heißt es, da wird gerechnet, da sind Kompetenz und Erfahrung gefragt, da sind keine Sentimentalitäten erlaubt. Frauen sind am Anfang sentimental, die Pflegerinnen, dann backen sie Küchlein für die Alten und setzen ihnen Hüte auf und feiern Geburtstag. Das vergeht ihnen nach spätestens einem Jahr Dienst. Vergeht einem doch alles. Eine Pflegerin schafft es selten in die Geschäftsleitung. Das ist verdammt ein Unternehmen, da sind Köpfe gefragt, nicht wahr, und mit Mitleid lässt sich kein Blumentopf gewinnen. Herr Bramann wusste, dass er ein kluger Mann war, er hatte die Anforderungen, die ein ordentliches Leben an seine Benutzer stellt, entsprechend erfüllt, hatte sich in der Schule um ansehnliche Resultate bemüht, hatte gedient, Jura studiert, abgeschlossen, gearbeitet und als Vollendung der ersten Lebensetappe geheiratet. Seine Frau hatte ein nahezu symmetrisches Gesicht, es gab kaum einen Mann, der sie nicht attraktiv fand, sie erfüllte die Ansprüche, die ein Mann an eine Frau stellen kann, sie war natürlich, anteilnehmend und immer verfügbar. Durch sie hatte er zwei Kinder hergestellt, die ebenfalls ausnehmend symmetrische Gesichter besaßen.
    Man hatte ihm immer gesagt, dass ein Mensch mehr wollen muss, und daran hatte er sich gehalten.
    Für ihn existierten die Idioten aus seiner Familie.
    Er nahm sie wahr.
    Personen, die sich außerhalb des Radius seines Hauses aufhielten, verschwammen. Sie schienen ihm unscharfe Bäume.
    Bramann betrachtete sich im Spiegel, er überprüfte, ob Flecken an seiner Kleidung waren, er sah sich an, und das Bild löste kein Empfinden aus. Er hätte auch jemand anderes sein können. Oder nicht da. Bramann dachte nie an den Tod. An das Ende zu denken oder zu reden schien ihm unnütz. Bevor er Vorstand der Altersresidenz wurde – eine Bezeichnung, die ihm versicherte, dass er über Humor verfügte, denn er musste immer laut auflachen, wenn er sie schrieb oder las –, hatte er sich als Abmahnanwalt einen Ruf gemacht. Das hatte ihn nicht mehr gereizt, seit der Beruf so im öffentlichen Interesse stand. Glauben Sie’s nur, die Wachstumsbranche in Europa sind Alte. Ein überalterter Kontinent, wo nur noch Narren auf die Kaufkraft junger Menschen setzen. Gleich nach der finanzkräftigsten Bevölkerungsgruppe der Alten kommen die Frauen. Besser ausgebildet als die Männer meist, und was wollen die, die wollen Sicherheit und Sauberkeit.
    Bramann hatte für seine Pflegerinnen einen neuen Schminkspiegel anbringen lassen. Er mochte seine Angestellten nicht, er verachtete sie nicht, er verwaltete sie. Einzig bei einer Pflegerin, die seit zwei Jahren bei ihm tätig war, entwickelte er Emotionen. Unter all den Personen, die ihn umgaben und die wirkten wie ein schlecht eingestellter Fernseher. Die vollkommen unklare Aussage dieser Person brachte Herrn Bramann völlig aus dem Konzept. Sie war in einer Art unantastbar, die ihn wütend werden ließ. War Bramann wütend, half es ihm, zu verreisen. Er verreiste zweimal

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