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Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Titel: Vier Arten, die Liebe zu vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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kaum merklich den Kopf. Ich lass mich nicht einwickeln,
sagte dieser Blick, keine Gefahr.
    Er kam nicht dazu, sich für diesen kleinen Eifersuchtsanfall zu
schämen, denn Thomas stand in der Tür, gähnte, streckte sich und bat um einen
Espresso.
    Â»Das brauch ich jetzt auch«, sagte Serafina, »noch jemand?«, und sie
stand auf, um die Kaffeedose zu öffnen, den größeren Filtereinsatz in den
Siebträger zu stecken, zwei Portionen Kaffeepulver einzufüllen, den Hebel
geschickt und routiniert wie eine Barista, die den ganzen Tag nichts anderes
tut, in die Maschine zu drücken und mit Kraft in die richtige Position zu
drehen, zwei Tassen und Unterteller aus dem Oberschrank zu nehmen und die Küche
einen Augenblick später mit dem Schnurren der Maschine und Duft des Kaffees zu
erfüllen.
    Â»Danke«, sagte Thomas, als sie ihm seine Tasse reichte.
    Â»Deswegen bin ich eigentlich hier«, sagte Serafina, während sie den
ersten heißen Schluck nahm. »Ich wollte mir Kaffee von dir ausleihen. Ich hab
eine lange Nacht vor mir und war zu faul, bis ganz zum Billa zu rennen.«
    Â»Die Übersetzung?«, fragte Michael und schüttete Kaffeepulver aus
der Dose in ein sauberes kleines Marmeladenglas.
    Â»Jetzt will er’s schon bis morgen Abend haben.« Sie berührte Thomas
an der Schulter und sagte: »Das ist ein superschönes Jackett«, stellte die
leere Tasse auf die Küchentheke, lächelte in die Runde und ging: »Danke für die
Ablenkung. Zurück zur Fron.«
    ~
    Â»Die ist ja toll«, sagte Thomas ein bisschen verlegen
wegen ihres Lobs, »man könnte wieder zum Glauben zurückfinden.«
    Michael schluckte die Frage hinunter, wieso er denn vom Glauben
abgefallen sei, denn in Thomas’ Stimme schwang wieder dieser Ernst mit. Bernd
sah Michael an und fragte: »Bist du scharf auf sie? Hast du was mit ihr?«
    Â»Beides wär Privatsache«, antwortete Michael, »ginge dich nichts
an.«
    Â»Ah, so ist das. Verstehe.« Bernd lehnte sich zurück in seinem Stuhl
und nickte Wagner zu, der eben die Küche betrat, einen Blumenstrauß auspackte
und ihn Michael reichte: »Die Vase musst du beisteuern.«
    Sie waren verdutzt – ein Mann, der Männern Blumen bringt, hat die
Überraschung auf seiner Seite. »Sauschön«, sagte Thomas, und: »Das wär doch
nicht nötig gewesen«, versuchte Bernd zu witzeln, während Michael den Strauß in
eine zylinderförmige gläserne Vase stellte und Wasser einlaufen ließ.
»Wunderschön«, sagte er, »du kannst öfter kommen«, und Wagner hatte zum ersten
Mal die Anerkennung seiner Freunde errungen. Er strahlte.
    Â»Hier gibt’s nicht grad viele Gärten«, sagte er, »das Auge braucht
grün.«
    Michael schob ihm ein Glas zu und hob mit fragendem Gesichtsausdruck
die Fendant-Flasche. Wagner schüttelte den Kopf: »Ist mir noch zu früh. Wasser
wär mir lieber.«
    Er bekam ein Glas und trank gierig.
    Â»Diese Fairy O ist übrigens der Hammer«, sagte Bernd, »ich hab zwei
Alben von ihr angehört. Die Stimme ist unglaublich, und sie singt wie Gott und
Teufel. Und die Songs sind gut.«
    Â»Lief das vorher im Salon?«, fragte Thomas.
    Â»Ja«, sagte Bernd.
    Â»Dann bin ich deiner Meinung. Grandios. Ich bin davon aufgewacht und
fühlte mich erhoben. Danke, dass du so schweinelaut gemacht hast.«
    Â»Entschuldige, das war echte Begeisterung.«
    Â»Nein. War ernst gemeint.« Thomas bediente sich an den Oliven, nach
denen bis jetzt noch niemand gegriffen hatte. »Unser Michael hier scheint einen
Schlag bei Ausnahmefrauen zu haben. Die Nachbarin, die Sängerin, mal sehen, wen
wir noch alles kennenlernen.«
    Â»Ich lebe eigentlich eher zurückgezogen«, sagte Michael. Er war
verlegen. Mit Lob hatte er nicht gerechnet und wusste er nicht umzugehen.
    Â»Aber wenn Besuch kommt, dann Qualitätsbesuch«, sagte Bernd, »wie
wir zum Beispiel.«
    Thomas nahm die Weinflasche und schenkte allen einen Schluck ein.
Nicht viel, nur eine Art Dekoration im Glas, auch für Wagner, der sein Wasser
ausgetrunken hatte. Er hob sein Glas und sagte: »Auf uns.«
    Â»Und Emmi«, sagte Michael.
    Â»Und die Nachbarin«, sagte Bernd.
    Â»Und die Sängerin«, ergänzte Wagner.
    Sie kippten die Gläser mit nach hinten gelegten Köpfen, als wäre
Schnaps darin.
    Â»Emmi war auch eine

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