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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erkannte. Aus irgendeinem Grund hatte Mrs McGinty diesen Artikel mitsamt den Fotografien ausgeschnitten. Warum? Nur um ihn aufzubewahren, weil die Geschichten sie interessierten? Das glaubte Poirot nicht. Mrs McGinty hatte in ihrem Leben nur sehr wenige Dinge aufbewahrt. Poirot wusste das aus dem Polizeibericht über ihre Habe.
    Am Sonntag hatte sie diese Geschichte ausgeschnitten, und am Montag hatte sie eine Flasche Tinte gekauft. Man durfte daraus schließen, dass sie, die niemals Briefe schrieb, einen Brief schreiben wollte. Wäre es ein Geschäftsbrief gewesen, so hätte sie wahrscheinlich Joe Burch gebeten, ihr zu helfen. Also war es nicht geschäftlich gewesen. Aber was dann?
    Poirot sah wieder auf die Fotografien.
    »Wo«, fragte der Sunday Comet, »sind diese Frauen jetzt?«
    Poirot meinte, dass eine davon im vergangenen November in Broadhinny gewesen sein mochte.
     
    Erst am nächsten Tag stand Poirot Miss Pamela Horsefall gegenüber.
    Miss Horsefall hatte nicht viel Zeit für ihn, weil sie, wie sie ihm sagte, eiligst nach Sheffield fahren musste.
    Miss Horsefall war groß und sah aus wie ein Mann, der viel trank und rauchte. Wenn man sie anschaute, schien es höchst unwahrscheinlich, dass die Gefühlsergüsse im Sunday Comet aus ihrer Feder geflossen waren. Aber so war es.
    »Also los, reden Sie schon«, sagte Miss Horsefall ungeduldig zu Poirot. »Ich muss weg.«
    »Es ist wegen Ihres Artikels im Sunday Comet. Im vorigen November. Die Serie über ›Tragische Frauen‹.«
    »Ach so. Die war recht mies, was?«
    Poirot äußerte sich hierzu nicht, sondern fuhr fort:
    »Ich meine hauptsächlich den Artikel in der Ausgabe vom 19. November, über Frauen, die mit Verbrechen zu tun hatten. Er behandelte Eva Kane, Vera Blake, Janice Courtland und Lily Gamboll.«
    Miss Horsefall lächelte.
    »›Wo sind diese Frauen jetzt?‹ Ich erinnere mich.«
    »Ich vermute, Sie bekommen zuweilen Briefe, wenn solche Artikel erscheinen.«
    »Darauf können Sie sich verlassen! Manche Leute scheinen nichts Besseres zu tun zu haben als Briefe zu schreiben. Jemand ›hat einmal den Mörder Craig auf der Straße gesehen‹. Jemand möchte mir seine Lebensgeschichte erzählen, die weit tragischer ist als alles, was ich mir vorstellen könnte.«
    »Haben Sie nach dem Erscheinen jenes Artikels einen Brief von einer Mrs McGinty aus Broadhinny bekommen?«
    »Mein lieber Mann, wie soll ich das wissen? Ich bekomme Briefe körbeweise. Wie soll ich mich an einen einzelnen Namen erinnern?«
    »Ich dachte, Sie könnten sich daran erinnern«, sagte Poirot, »weil Mrs McGinty ein paar Tage darauf ermordet wurde.«
    »Jetzt reden Sie vernünftig.« Miss Horsefall vergaß ihre Ungeduld, nach Sheffield zu fahren, und setzte sich rittlings auf einen Stuhl. »McGinty… McGinty. Ich erinnere mich an den Namen. Von ihrem Zimmerherrn über den Schädel geschlagen. Kein sehr aufregendes Verbrechen vom Publikumsstandpunkt aus. Kein Sex-Appeal dabei. Sie sagen, die Frau hat mir geschrieben?«
    »Ich glaube, sie hat dem Sunday Comet geschrieben.«
    »Ist dasselbe. Das würde zu mir kommen. Und bei diesem Mord – und da ihr Name in den Meldungen stand – sollte ich mich erinnern…« Sie verstummte. »Hören Sie mal, der Brief kam nicht von Broadhinny, der kam von Broadway.«
    »Also, erinnern Sie sich?«
    »Na, ich bin nicht sicher… Aber der Name… Komischer Name, nicht wahr? McGinty! Ja, eine grässliche Schrift und ganz ungebildet. Hätte ich bloß begriffen… Aber ich bin sicher, dass er von Broadway kam.«
    Poirot sagte: »Sie sagen selbst, dass die Handschrift schlecht war. Broadway und Broadhinny können da ganz ähnlich aussehen.«
    »Ja, da haben Sie Recht. Schließlich kann man ja nicht alle diese komischen Namen von Dörfern kennen. McGinty – ja. Daran erinnere ich mich bestimmt.«
    »Können Sie sich vielleicht auch daran erinnern, was sie in ihrem Brief schrieb?«
    »Etwas von einer Fotografie. Sie wüsste, wo eine Fotografie wie die in der Zeitung war, und ob wir ihr etwas dafür bezahlen würden und wie viel.«
    »Und haben Sie geantwortet?«
    »Mein lieber Mann, solches Zeug wollen wir nicht. Wir haben die übliche Antwort geschickt. Höflichen Dank, aber nichts zu machen. Aber da wir sie nach Broadway geschickt haben, hat sie sie wohl nie bekommen.«
    »Sie wusste, wo eine Fotografie war…«
    Poirot fiel etwas ein. Maureen Summerhayes’ unbekümmerte Stimme, die sagte: »Natürlich hat sie ein bisschen herumgeschnüffelt.«
    Mrs

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