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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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McGinty hatte geschnüffelt. Sie war ehrlich, aber sie wusste gern alles. Und die Leute bewahrten Dinge auf – närrische, bedeutungslose Dinge aus der Vergangenheit. Bewahrten sie aus sentimentalen Gründen auf oder wussten gar nicht mehr, dass sie noch da waren.
    Mrs McGinty hatte eine alte Fotografie gesehen und hatte später die Reproduktion im Sunday Comet erkannt. Und sie hatte sich gefragt, ob damit Geld zu verdienen wäre.
    Er stand schnell auf. »Danke sehr, Miss Horsefall. Sie werden mir die Frage verzeihen: Stimmten die Einzelheiten, die Sie erwähnt haben? Es ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass das Jahr des Craig-Prozesses falsch war – er fand tatsächlich ein Jahr später statt, als Sie schrieben. Und im Fall Courtland war der Vorname des Mannes, wie ich mich erinnere, Herbert und nicht Hubert. Lily Gambolls Tante wohnte in Buckinghamshire, nicht in Berkshire.«
    Miss Horsefall machte eine wegwerfende Geste mit ihrer Zigarette.
    »Mein lieber Mann, Genauigkeit ist da überflüssig. Das Ganze war von der ersten bis zur letzten Zeile ein romantischer Mischmasch. Ich habe die ganze Geschichte ein bisschen sentimental aufgemotzt und dann mit großem Trara geschrieben.«
    »Was ich meine – die Charaktere Ihrer Heldinnen sind vielleicht auch nicht ganz so, wie sie dargestellt wurden?«
    Pamela wieherte wie ein Pferd.
    »Natürlich nicht. Was glauben Sie denn? Ich habe gar keinen Zweifel, dass Eva Kane durch und durch ein kleines Luder war und keineswegs die verletzte Unschuld. Und diese Courtland, warum hat sie acht Jahre lang schweigend unter einem perversen Sadisten gelitten? Weil er Geld hatte wie Heu und der romantische Freund keinen Groschen.«
    »Und das tragische Kind Lily Gamboll?«
    »Ich möchte nicht, dass sie bei mir mit einer Fleischhacke herumtobt.«
    »Sie wanderten aus – sie fuhren in die Neue Welt – ins Ausland – um ein neues Leben zu beginnen. Und wir haben gar keinen Beweis, dass sie später wieder hierher zurückkehrten?«
    »Gar keinen«, gab Miss Horsefall zu. »Jetzt muss ich aber wirklich weg…«
    Später an diesem Tag rief Poirot Spence an.
    »Ich hab schon an Sie gedacht, Poirot. Haben Sie etwas? Irgendwas?«
    »Ich habe nachgeforscht«, erwiderte Poirot grimmig.
    »Ja?«
    »Und das Ergebnis meiner Nachforschungen ist: Die Leute in Broadhinny sind alles sehr ehrbare Leute.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Monsieur Poirot?«
    »Ach, mein Freund, denken Sie doch einmal nach. ›Sehr ehrbare Leute.‹ Das ist schon früher mal ein Motiv für einen Mord gewesen.«

9
     
    » A lles sehr ehrbare Leute«, murmelte Poirot, als er vor der Gartentür von Crossways stand.
    Ein Messingschild am Türpfosten kündigte an, dass hier Dr. med. Rendell wohnte.
    Dr. Rendell war ein kräftiger, fröhlicher Vierziger. Er begrüßte seinen Gast mit entschiedener Begeisterung.
    »Unser ruhiges kleines Dorf ist geehrt durch die Anwesenheit des großen Hercule Poirot«, sagte er.
    »Ach«, wehrte Poirot wenig überzeugend ab. Er war recht zufrieden. »Sie wenigstens haben also schon von mir gehört?«
    »Natürlich haben wir von Ihnen gehört. Wer hätte das nicht?«
    Die Antwort darauf hätte Poirots Selbstachtung geschadet. Er sagte nur höflich: »Ich habe Glück, dass ich Sie antreffe.«
    Es war kein besonderes Glück. Es war ganz im Gegenteil ein ganz genaues Timing. Aber Dr. Rendell antwortete herzlich:
    »Ja. Sie haben mich gerade noch erwischt. Eine Operation in einer Viertelstunde. Nun, was kann ich für Sie tun? Ich brenne vor Neugier zu erfahren, was Sie hier machen. Sind Sie zur Erholung hier? Oder haben wir ein Verbrechen in unserer Mitte?«
    »Imperfektum, nicht Präsens.«
    »Imperfektum? Ich erinnere mich nicht…«
    »Mrs McGinty.«
    »Natürlich. Natürlich. Das hatte ich vergessen. Aber Sie wollen doch nicht sagen, dass Sie sich damit beschäftigen – jetzt, so spät?«
    »Ich darf Ihnen das im Vertrauen sagen. Ich bin von der Verteidigung beauftragt. Neues Beweismaterial, aufgrund dessen sie eine Berufung einlegen kann.«
    Dr. Rendell erwiderte scharf: »Aber was für neue Beweise kann es da geben?«
    »Das darf ich Ihnen leider nicht verraten.«
    »Natürlich. Entschuldigen Sie, bitte.«
    »Aber ich habe ein paar Dinge herausgefunden, die, wie ich sagen darf, sehr merkwürdig sind, sehr – wie soll ich mich ausdrücken? – sehr interessant. Ich bin zu Ihnen gekommen, Dr. Rendell, weil ich hörte, dass Mrs McGinty gelegentlich für Sie gearbeitet hat.«
    »Ach ja, ja,

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