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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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durch das Dunkel zum Licht… Lesen Sie die Sonntagszeitungen, Mrs Wetherby?«
    Ihre blauen Augen öffneten sich weit.
    »O ja. Natürlich. Wir haben den Observer und die Sunday Times. Warum?«
    »Ich wollte es nur wissen. Mrs McGinty las den Sunday Comet und die News of the World.«
    Er verstummte, aber niemand sagte etwas. Mrs Wetherby seufzte und schloss ihre Augen halb. Sie sagte:
    »Es war alles sehr aufregend. Ihr grässlicher Zimmerherr. Ich glaube, er muss wirklich nicht ganz richtig im Kopf gewesen sein. Offenbar war er sogar ein recht gebildeter Mann. Das macht es noch ärger, nicht wahr?«
    »Wirklich?«
    »Ach ja, ich glaube schon. Ein so brutales Verbrechen. Eine Fleischhacke. Uff!«
    »Die Polizei hat die Waffe nie gefunden«, sagte Poirot.
    »Ich glaube, er hat sie in einen Teich geworfen.«
    »Man hat die Teiche mit Schleppnetzen abgesucht«, warf Deirdre ein. »Ich habe es gesehen.«
    »Kind«, sagte die Mutter seufzend, »sei nicht so morbide. Du weißt, wie sehr ich es hasse, an solche Dinge zu denken.«
    Deirdre wandte sich heftig an Poirot.
    »Sie dürfen nicht weiter darüber sprechen. Es ist schlecht für sie. Sie ist furchtbar empfindlich. Sie kann nicht einmal Kriminalromane lesen.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Poirot und stand auf. »Ich habe nur eine Entschuldigung. Ein Mann soll in drei Wochen hingerichtet werden. Und wenn er es nicht getan hat…«
    Mrs Wetherby stützte sich auf ihren Ellbogen auf. Ihre Stimme war schrill.
    »Aber natürlich hat er es getan«, rief sie. »Natürlich war er’s.«
    Poirot schüttelte den Kopf.
    »Ich bin mir da nicht so sicher.«
    Er ging schnell aus dem Zimmer. Als er die Treppe hinabging, kam Deirdre ihm nach. In der Halle holte sie ihn ein.
    »Was glauben Sie denn?«, fragte sie.
    »Was ich sagte, Mademoiselle.«
    »Ja, aber…« Sie brach ab.
    Poirot wartete.
    Deirdre Henderson sagte langsam:
    »Sie haben meine Mutter aufgeregt. Sie hasst solche Dinge – Raub und Mord und – Gewalttätigkeit.«
    »Dann muss es ein schwerer Schlag für sie gewesen sein, als eine Frau, die hier arbeitete, ermordet wurde.«
    »O ja – o ja, das war es.«
    »Sie war ganz fertig, nicht wahr?«
    »Sie wollte gar nichts davon hören… Wir… ich… wir versuchen, diese… diese Dinge von ihr fern zu halten. All diese Gemeinheiten.«
    »Wie war das im Krieg?«
    »Glücklicherweise wurden wir hier nie bombardiert.«
    »Was haben Sie denn im Krieg gemacht, Mademoiselle?«
    »Ach, ich habe als Luftschutzhelferin in Kilchester gearbeitet. Und bin für den Weiblichen Hilfsdienst gefahren. Ich konnte natürlich nicht von zuhause weg. Mutter braucht mich. Sie wollte so schon nicht, dass ich so viel weg war. Es war alles sehr schwierig. Und dann die Dienerschaft – Mutter hat natürlich nie Hausarbeit verrichtet, sie ist nicht kräftig genug. Und es war so schwer, überhaupt jemanden zu bekommen. Darum war Mrs McGinty ein solcher Segen. Damals begann sie, zu uns zu kommen. Sie hat ausgezeichnet gearbeitet. Aber es ist natürlich nichts mehr so wie früher.«
    »Und macht Ihnen das viel aus, Mademoiselle?«
    »Mir? Ach nein.« Sie schien überrascht. »Aber für Mutter ist das anders. Sie… sie lebt sehr in der Vergangenheit.«
    »Das tun manche Leute«, meinte Poirot. Vor seinem inneren Auge sah er wieder das Zimmer, das er gerade verlassen hatte. Eine Schreibtischschublade war halb herausgezogen gewesen. Eine Schublade voller Kleinigkeiten – ein seidenes Nadelkissen, ein zerbrochener Fächer, eine silberne Kaffeekanne, ein paar alte Zeitschriften. Die Lade war zu voll gewesen, als dass man sie hätte schließen können. Er sagte leise. »Und sie bewahren Dinge auf, Andenken an die alten Zeiten – die Ballkarte, den Fächer, die Fotografien ehemaliger Freunde, selbst die Speisekarten und Theaterprogramme, weil beim Anblick dieser Dinge alte Erinnerungen lebendig werden.«
    »Ich glaube, das ist’s«, sagte Deirdre. »Ich kann es gar nicht verstehen. Ich hebe nie etwas auf.«
    »Sie schauen vorwärts, nicht zurück?«
    »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt irgendwohin schaue… Ich meine, das Heute ist doch im Allgemeinen genug, nicht wahr?«
    Die Haustür wurde geöffnet, und ein großer, magerer, ältlicher Mann betrat die Halle. Er blieb wie vom Blitz getroffen stehen, als er Poirot sah.
    Er sah Deirdre an und hob fragend die Brauen.
    »Das ist mein Stiefvater«, erklärte Deirdre. »Ich… ich weiß nicht, wie Sie heißen.«
    »Ich bin Hercule Poirot.«
    Mr

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