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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Sie starrte ihn an. Ihre Augen waren hart und misstrauisch.
    »Sie erinnern sich doch an Mrs McGinty?«
    »Nein. Ich weiß nichts von ihr.«
    »Sie erinnern sich an den Mord? Oder ist ein Mord hier so alltäglich, dass Sie ihn gar nicht mehr bemerken?«
    »Ach, der Mord? Ja, natürlich. Ich hatte vergessen, wie die alte Frau hieß.«
    »Obwohl sie für Sie in diesem Haus arbeitete?«
    »Das hat sie nicht. Ich habe damals nicht hier gewohnt. Mr Carpenter und ich haben erst vor drei Monaten geheiratet.«
    »Aber sie hat für Sie gearbeitet. Ich glaube, immer am Freitagvormittag. Sie hießen damals Mrs Selkirk und wohnten in Rose Cottage.«
    Sie sagte trotzig:
    »Wenn Sie schon alle Antworten wissen, verstehe ich nicht, warum Sie mich was fragen. Übrigens, worum handelt es sich denn?«
    »Ich untersuche die Umstände ihrer Ermordung.«
    »Warum? Wozu denn bloß? Und warum kommen Sie da zu mir?«
    »Sie könnten etwas wissen, das mir hilft.«
    »Ich weiß gar nichts. Warum sollte ich? Sie war nur eine dumme, alte Putzfrau. Sie bewahrte ihr Geld unter dem Fußboden auf, und deshalb hat jemand sie beraubt und erschlagen. Es war ganz widerlich – scheußlich, die ganze Angelegenheit. Wie Dinge, die man in der Sonntagszeitung liest.«
    Poirot ging schnell darauf ein.
    »Wie die Sonntagszeitung, ja. Wie der Sunday Comet. Lesen Sie zufällig den Sunday Comet?«
    Sie sprang auf und ging unbeholfen zu der offenen Tür zum Garten hin. Sie ging so unsicher, dass sie gegen den Türrahmen lief. Poirot dachte an eine schöne, große Motte, die blindlings gegen einen Lampenschirm flatterte.
    Sie rief: »Guy! Guy!«
    Aus einiger Entfernung antwortete eine Männerstimme:
    »Eve?«
    »Komm schnell her!«
    Ein großer Mann von etwa fünfunddreißig Jahren erschien. Er beschleunigte seine Schritte und kam über die Terrasse an die Tür. Eve Carpenter sagte heftig:
    »Da ist ein Mann hier – ein Ausländer. Er stellt mir alle möglichen Fragen über den grässlichen Mord von letztem Jahr. Die alte Putzfrau – erinnerst du dich? Ich hasse solche Sachen. Du weißt, dass ich so was nicht leiden kann.«
    Guy Carpenter zog die Augenbrauen zusammen und kam durch die Tür in den Salon. Er hatte ein langes Pferdegesicht, war bleich und sah recht hochmütig aus. Sein Benehmen war höchst arrogant.
    Hercule Poirot fand ihn nicht besonders sympathisch.
    »Darf ich fragen, worum es sich hier handelt?«, fragte Carpenter. »Haben Sie meine Frau belästigt?«
    Hercule Poirot breitete seine Hände aus.
    »Eine reizende Dame zu belästigen, wäre wohl das letzte, was ich tun würde. Ich hoffte nur, weil die Verstorbene für Sie gearbeitet hat, dass Ihre Frau mir bei meinen Nachforschungen helfen könnte.«
    »Aber – was für Nachforschungen?«
    »Ja, frag ihn das!«, drängte die Frau.
    »Man hat eine neue Untersuchung der Umstände von Mrs McGintys Tod eröffnet.«
    »Unsinn – der Fall ist erledigt.«
    »Nein, da irren Sie. Er ist nicht erledigt.«
    »Eine neue Untersuchung, sagen Sie?« Guy Carpenter runzelte die Stirn. Er sagte misstrauisch: »Durch die Polizei? Unsinn – Sie haben nichts mit der Polizei zu tun.«
    »Das stimmt. Ich arbeite unabhängig von der Polizei.«
    »Er ist Reporter«, sprach Eve Carpenter dazwischen. »Irgendein grässliches Sonntagsblatt. Das hat er gesagt.«
    Ein Schimmer der Vorsicht erschien in Guy Carpenters Augen. In seiner Stellung legte er keinen großen Wert darauf, die Presse zu verstimmen. Er sagte freundlicher:
    »Meine Frau ist sehr empfindlich. Mord und solche Dinge regen sie auf. Ich bin sicher, dass Sie es kaum nötig haben werden, sie zu belästigen. Sie kannte diese Frau kaum.«
    Eve sagte wütend:
    »Sie war nur eine dumme, alte Putzfrau. Das habe ich ihm schon gesagt.«
    Sie fügte hinzu:
    »Und außerdem war sie eine grässliche Lügnerin.«
    »Ach, das ist interessant.« Poirot wandte Mrs Carpenter ein strahlendes Gesicht zu. »Sie hat also gelogen. Das kann ein sehr wertvoller Fingerzeig sein.«
    »Ich verstehe nicht, wieso«, meinte Eve trotzig.
    »Es könnte auf das Motiv hinweisen«, erklärte Poirot. »Das ist genau die Spur, der ich nachgehe.«
    »Man hat sie ihrer Ersparnisse beraubt«, erwiderte Carpenter scharf. »Das war das Motiv des Verbrechens.«
    »Ach«, sagte Poirot leise. »War es das aber wirklich?«
    Er stand auf wie ein Schauspieler, der eben einen bedeutenden Satz gesprochen hatte.
    »Ich bedaure, Madame einen Schmerz zugefügt zu haben«,

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