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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kane?«
    »Dass sie keineswegs das unschuldige Opfer war, für das die Öffentlichkeit sie hielt. Ich war damals noch ein ganz junger Bursche und erinnere mich, wie mein alter Chef und Inspektor Traill, der den Fall bearbeitete, darüber sprachen. Traill glaubte (bitte sehr, er hatte keinen Beweis), dass der nette, kleine Gedanke, Mrs Craig aus dem Weg zu räumen, ganz und gar Eva Kanes Idee gewesen war – und dass sie nicht nur daran gedacht, sondern ihren Gedanken auch ausgeführt hat. Craig kam eines Tages nachhause und sah, dass seine kleine Freundin die Angelegenheit kurzerhand erledigt hatte. Sie meinte, es würde als natürlicher Todesfall durchgehen, glaube ich. Aber Craig wusste es besser. Er bekam es mit der Angst, verbarg die Leiche im Keller und arbeitete den Plan aus, Mrs Craig im Ausland sterben zu lassen. Dann, als das Ganze herauskam, versicherte er verzweifelt, er hätte alles allein getan und Eva Kane hätte nichts davon gewusst. Nun«, Kommissar Spence zuckte die Achseln, »niemand konnte das Gegenteil beweisen. Das Zeug war im Hause. Beide hätten das Gift verwenden können. Die kleine Eva Kane bestand aus nichts als Unschuld und Entsetzen. Und das hat sie auch sehr gut gemacht. Sie war eine geschickte kleine Schauspielerin. Inspektor Traill hegte Zweifel – aber er konnte sich auf nichts stützen. Ich erzähle Ihnen das bloß so, Monsieur Poirot. Es gibt kein Beweismaterial.«
    »Aber es zeigt einem doch die Möglichkeit, dass zumindest eines dieser ›armen Opfer‹ ein bisschen mehr war – eine Mörderin, die vielleicht wieder morden könnte… Und jetzt zur nächsten, zu Janice Courtland. Was können Sie mir über die erzählen?«
    »Ich habe die Akten angeschaut. Ein übles Subjekt. Wenn wir Edith Thompson aufgehängt haben, dann hätten wir auch Janice Courtland hängen müssen. Ein unangenehmes Paar, sie und ihr Mann, die Wahl zwischen ihnen fällt einem schwer, und sie hat diesen jungen Mann bearbeitet, bis er ganz wild geworden ist. Aber vergessen Sie nicht, die ganze Zeit stand da ein reicher Mann im Hintergrund, und um den zu heiraten, wollte sie ihren Mann aus dem Weg räumen.«
    »Hat sie ihn geheiratet?«
    Spence schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung.«
    »Sie ging ins Ausland – und dann?«
    Spence schüttelte wieder den Kopf.
    »Sie war eine freie Frau. Man hatte sie nicht angeklagt. Ob sie geheiratet hat, oder was aus ihr geworden ist, wissen wir nicht.«
    »Man könnte sie jeden Tag auf einer Cocktailparty treffen«, sagte Poirot, dem Dr. Rendells Bemerkung einfiel.
    »Sehr richtig.«
    Poirot betrachtete das letzte Foto.
    »Und das Kind? Lily Gamboll?«
    »Zu jung, um wegen Mordes angeklagt zu werden. Wurde in eine Erziehungsanstalt gesteckt. Hat sich dort gut geführt. Lernte Stenographie und Schreibmaschine, und man verschaffte ihr während der Bewährungsfrist eine Stellung. Hat gut gearbeitet. Zuletzt haben wir aus Irland von ihr gehört. Ich glaube, wir können sie vergessen, Monsieur Poirot, genau wie Vera Blake. Schließlich hat sie sich gut geführt, und man darf es jemandem nicht ein Leben lang vorwerfen, dass er als zwölfjähriges Kind in einem Wutanfall etwas Schlimmes getan hat. Was meinen Sie?«
    »Ich könnte sie vergessen«, räumte Poirot ein, »wenn da nicht die Fleischhacke wäre. Man kann nicht leugnen, dass Lily Gamboll ihre Tante mit einer Fleischhacke erschlug, und der unbekannte Mörder von Mrs McGinty benützte etwas, das wie eine Fleischhacke gewesen sein soll.«
    »Vielleicht haben Sie Recht. Nun, Monsieur Poirot, sind Sie an der Reihe mit Erzählen. Ich freue mich zu sehen, dass noch niemand versucht hat, Sie umzubringen.«
    »N-nein«, gab Poirot nach kurzem Zögern zu.
    »Ich sage Ihnen offen, dass ich seit jenem Abend in London ein paarmal Angst um Sie hatte. Was ist nun mit den Einwohnern von Broadhinny?«
    Poirot öffnete ein kleines Notizbuch.
    »Wenn Eva Kane noch lebt, müsste sie jetzt an die Sechzig sein. Ihre Tochter, von deren Leben als Erwachsener unser Sunday Comet ein so rührendes Bild gemalt hat, wäre nun in den Dreißigern. Lily Gamboll wäre auch ungefähr so alt. Janice Courtland wäre jetzt wohl Ende Vierzig.«
    Spence nickte beifällig.
    »So kommen wir zu den Einwohnern von Broadhinny mit besonderer Berücksichtigung derer, für die Mrs McGinty arbeitete.«
    »Sehr richtig, denke ich.«
    »Ja. Das Ganze wird durch die Tatsache erschwert, dass Mrs McGinty mal hier und mal dort arbeitete, aber wir wollen für den Augenblick

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