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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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das vorgestellt?«
    Gut um den heißen Brei geredet. Um die einzige Frage, die wirklich zählt: Wie viel springt für mich heraus?
    »Tja, Armando, wie gesagt, wir haben da nur wenig Erfahrung. Wir wissen natürlich, dass diese Art von Werbung ihren Preis hat. Dass es sie nicht ganz gratis gibt. Und das ist auch völlig okay, nicht, dass wir uns da missverstehen.«
    »Also, Fernando, nimm’s mir nicht krumm, aber was ich dir jetzt sage, ist nur zu deinem Besten«, beginnt Prieto, stützt sich mit den Ellenbogen auf den Tisch und breitet die Hände aus, als wäre er die Unschuld in Person. »Die Welt des Fußballs ist ein übles Milieu, ein sehr übles sogar. Das reinste Haifischbecken. Man muss schon ziemlich schlau sein, um nicht gefressen zu werden. Die guten alten Zeiten sind vorbei. Bolzplatz, Kicken, der ganze nostalgische Quatsch. Heutzutage sind alle Profis. Alle. Auf dem Platz und außerhalb des Platzes. Über den Jungen hab ich mich natürlich erkundigt, diesen Pintilaga. Ich weiß also auch, dass ihr ihn schon überall angeboten habt.«
    Schon wieder, denkt Fernando. Wenn er dieses »überall angeboten« hört, kommt er sich jedes Mal vor, als wäre er nackt auf einer dieser Riesenwerbetafeln der Avenida 9 de Julio abgebildet. Früher oder später erinnert ihn jeder an diese Aktion, jeder.
    »Also, damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich meine nur, dass es nicht leicht ist. Du hast es ja selbst erlebt: Niemand rührt auch nur einen Finger, wenn dabei nichts für ihn rausspringt. Allen geht es nur ums Geld. Die Zeiten, als Fußball noch reine Herzenssache war, die sind ein für alle Mal vorbei. Wenn es sie denn je gegeben hat. Dass früher alles besser war, sauberer, ist auch so ein Ammenmärchen. Die Sachen kamen nur nicht alle raus. Heute haben die Jungs eine Kamera am Arsch kleben, und zwar vierundzwanzig Stunden am Tag. Da kann man eben nichts mehr verbergen. Die Sache ist ganz einfach: Entweder du spielst mit oder du bist raus aus dem Geschäft. Entweder du hältst dich an die Regeln oder du landest auf dem Abstellgleis. Und mit Regeln meine ich nicht Anstandsregeln, nicht diesen Quatsch von wegen Fairness, wie früher im Viertel, Ehrenkodex, Freundschaft, Solidarität, dieser ganze Scheiß. Nein, ich spreche von Businessregeln. Kannst du mir folgen?«
    Kann er? Ja, er kann, wenn auch lustlos. Er muss an Mono denken. Seine Liebe zu Independiente. Was hat er sich für sie gefreut, wie sehr hat er gelitten, noch auf dem Sterbebett. Was für ein Idiot sein Bruder doch gewesen ist. Was für Idioten sie alle sind. Sogar Mauricio hinter seiner zynischen Maske.
    »Also«, sagt Prieto nach einer kurzen Pause, und Fernando stellt sich vor, wie er die Kuchengabel nimmt und sie in eine dieser sorgfältig manikürten Hände rammt, sollte dieser Kerl noch einmal einen Satz mit »also« beginnen. »Fußball, das ist Show. Show, mit der man Geld verdienen kann. Und diejenigen, die das große Geld verdienen, bestimmen, wie der Hase läuft. Hab ich mich klar ausgedrückt?«
    So klar, dass einem das Kotzen kommt, denkt Fernando und nickt.
    »Gut. Du musst dir vor Augen halten, dass ich einiges zu verlieren habe. Wer heutzutage in den Medien arbeitet, hat nur ein Kapital: sein Image. Seine …«
    Er wird es sagen, dieser Wichser wird es tatsächlich sagen.
    »… Glaubwürdigkeit.«
    Er hat es gesagt. Dieser Oberwichser hat es tatsächlich gesagt!
    »Wenn ich in die Welt posaune, dass dieser Pintilinga ein Juwel ist, muss da auch was dran sein.«
    »Ist es, Armando. Wenn du willst, schicke ich dir ein paar Videos.«
    »Nein, Fernando. Ich hab keine Zeit, mir irgendwelche Spiele von Atlético Mitre anzuschauen. Auf dich muss ich mich verlassen können, auf dich.«
    »Kannst du, keine Angst, ich …«
    »Und noch was. Was extrem Wichtiges. Auf gar keinen Fall darf ich mit dem Verkauf des Spielers in Verbindung gebracht werden können. Auf gar keinen Fall. Sonst kannst du das Ganze vergessen.« Zum ersten Mal ist Fernando verunsichert. Bis dahin ist alles so verlaufen wie geplant. Ekelhaft, aber wie geplant.
    »Sorry, aber das müsst ihr irgendwie regeln. Ich kann nicht warten, bis ihr den Jungen nach Polynesien oder an die Desamparados de San Juan vertickert habt.« Er beugt sich über den Tisch rüber.
    »Also …« Schon wieder dieses » also « ! »Es kann ja nicht sein, dass ich dich jede Woche anrufe und nachfrage, ob das Geschäft über die Bühne gegangen ist. Oder dass im Vertrag steht: Zehn Prozent für den

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