Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
Ventura. »Ja, Armando.« Konfrontieren Sie die Verantwortlichen von River damit. Fragen Sie nach dem Spieler. Nennen Sie seinen Namen. Anschließend schildern Sie mir die Reaktion. Man wird Sie in den Boden stampfen wollen. Vielleicht wäre es besser, ich schicke Ihnen jemanden, zum Geleitschutz … Wieder Gelächter, die eine oder andere spöttische Bemerkung. Erst muss ich mir Sorgen machen, dass Sie sich bei der Kälte noch den Tod holen. Und jetzt habe ich Angst, dass Sie Prügel beziehen. Das ist das Letzte, was ich will. Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie sich nicht verprügeln lassen? »Keine Angst, Armando.« Na, gut. Aber sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt, mein junger Freund. Und jetzt gehen Sie. Suchen Sie jemanden von der Clubführung. Fragen Sie ihn nach Mario Juan Bautista Pittilanga. Soll ich den Namen noch mal sagen? Pittilanga. Auf geht’s, mein Guter. Und danach melden Sie sich noch mal bei mir.
Liebe
Mono lernte Lourdes kennen, als er bei den Schweizern anfing. Lourdes leitete den Produktionsbereich des Labors, wodurch sie öfter miteinander zu tun hatten, um sich abzustimmen und Strategien zu verfeinern. Beim vierten oder fünften Treffen fasste sich Mono ein Herz und fragte sie, ob sie mit ihm ausgehen wolle.
Leider – wie Fernando später immer wieder betonte – sagte diese Lourdes nein. Leider, weil Mono damals einigen Erfolg bei Frauen hatte und es nicht mehr gewohnt war, eine Abfuhr zu erhalten. Hätte sie ja gesagt – lamentierte Fernando, wenn er wieder mal sinnlos die Ereignisse rekonstruierte –, wäre nichts weiter passiert. Sie wären ein oder zwei Mal essen gegangen, vielleicht auch ins Bett, und dann: Abflug. Schließlich sah Lourdes zwar ganz gut aus, aber sie war keine Frau, die einem den Schlaf raubte. Doch die Abfuhr des Fräuleins spornte Mono an, trieb die Erwartungen ins Unermessliche. Und weil sie ihr Nein mit den traurigen Augen vom Typ »Wer weiß welches schmerzhafte Geheimnis sich in diesem Herz verbirgt?« untermalte, wurde diese Frau für Mono zu einer Obsession, teils, weil ihn unmögliche Unterfangen schon immer gereizt hatten, teils, weil es jeden Mann ärgert, wenn er eine Abfuhr erhält.
Er warb um sie, bestürmte sie, verführte sie, er bequatschte sie, umgarnte sie, verzauberte sie, er bezirzte sie, überzeugte sie von der Tiefe seiner Gefühle und der Ernsthaftigkeit seiner Absichten, bis sie schließlich nachgab und sich von ihm zum Essen ausführen ließ.
Überglücklich bereitete Mono den Abend vor, als gälte es die Festung von Curpaytí zu stürmen. Er überließ nichts dem Zufall: Aftershave, Restaurant, Wildblumen, Unterwäsche von schlichter Eleganz. Wenn er nicht auch noch eine Mariachiband auftreten ließ, dann nur, weil man ihm die Telefonnummer zu spät gab und die Musiker bereits einen Auftritt bei einer silbernen Hochzeit in Lomas del Mirador zugesagt hatten.
Trotzdem verlief der romantische Abend, den Mono bis ins kleinste Detail vorbereitet hatte, nicht gerade ideal. Als ihr neuer Verehrer sie bei Kerzenlicht bat, ihm ihr Herz auszuschütten (Mono war felsenfest davon überzeugt, dass er am besten den tiefsinnigen Frauenversteher gab, um die Tür zu ihrem Herzen aufzustoßen), brach sie in Tränen aus und erzählte ihm von ihrer unglücklichen Liebe zu Ianich Letoin, einem der Schweizer Ingenieure der Firma. Dieser Letoin war nicht nur Schweizer, pummelig, rothaarig und käsebleich – wie Mono dachte, während er ihr zuhörte –, sondern, wie ihm Lourdes mit schluchzendem Schluckauf gestand, auch verheiratet.
Als Fernando am nächsten Tag von den näheren Umständen des Treffens erfuhr, riet er seinem Bruder, die Finger von der Frau zu lassen. Er handle sich nur Ärger ein und solle sich lieber eine andere suchen. Aber es war nichts zu machen. Mono hatte sich unsterblich in diese blöde Kuh verliebt. Und er schwebte auf Wolke sieben, weil das lange Zuhören und Trösten im ersten Teil des Abends mit Streicheleinheiten im zweiten Teil belohnt worden war. Was Mono als einen durchaus angemessenen Preis erachtet hatte.
34
Im Klassenzimmer ist lediglich Fernando zu hören, wie er die Gänge zwischen den Schulbänken abschreitet. Als er wieder vorne ankommt, dreht er sich um und betrachtet seine Schüler, die gerade einen Test schreiben. Ohne sie aus den Augen zu lassen, geht er rückwärts und lehnt sich neben der Tafel an die Wand, was er sofort bereut: Bestimmt ist jetzt sein ganzer Rücken voller Kreide.
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