Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Alligator.« Susan trank zufrieden einen Schluck gesüßten Eistee.
    »Die können schneller rennen als wir«, bemerkte Dr. Yarbrough. »Das würde man nicht meinen, wenn man sie so sieht.«
    »Wenn man von Alligatoren spricht …« Latigo sah angestrengt auf sein Glas hinunter, da eine verflossene Liebste vorbeischwirrte, ihm naserümpfend einen stahlharten Blick zuwarf und weiterging.
    »Latigo, allein schon der Lippenstift und der Nagellack müssten dich abschrecken.« Susan zwinkerte ihm zu.
    »Wie bitte?« Latigos Augen wurden weit.
    »Schwarzer Nagellack und dunkel-lila Lippenstift. »Was hast du dir gedacht?«
    »Er hat gar nicht gedacht«, sagte Dr. Yarbrough lachend, und die zwei lachten mit ihm.
    »Lila.« Susan schüttelte den Kopf. »Ich werde die Männer nie verstehen.«
    Latigo strich ihr mit dem Zeigefinger über die Hand. »Ich denke, du verstehst uns ganz gut.«
    »Das denke ich manchmal auch, bis mein über alles geliebter Mann in eine Eisenwarenhandlung geht. Du meine Güte! Mehrere hundert Dollar später wankt er schwerbeladen mit Schraubenschlüsseln und Schraubenziehern wieder raus.«
    Dr. Yarbrough nahm die Speisekarte zur Hand. »Habt ihr Hunger? Geht auf mich.«
    Susan und Latigo bedankten sich artig und bestellten Salat.
    Harry musste auf Susan abgefärbt haben, denn sie fragte Latigo: »Du hast Kunden zu ReNu geschickt. Was meinst du, was da los ist?«
    »Ich weiß es nicht. Victor weiß es auch nicht. Es ist ziemlich beunruhigend.«
    »Warum empfiehlst du Kunden an ReNu?«
    »Gute Arbeit, gute Preise. Unfallreparaturbetriebe geben Gewährleistung für ihre Arbeit.«
    »Das heißt, du bist nicht außen vor?«, entfuhr es Susan.
    »Das heißt, wenn sie schludrig arbeiten, kann ich sie rankriegen. Auch die besten Werkstätten können mal einen miesen Tag haben. Das Versicherungswesen ist komplexer, als du vielleicht denkst. Im Kodex von Hammurabi werden schon im Jahre 1750 vor Christus Versicherungen erwähnt.«
    Susan, die spürte, dass er im Begriff war, zu seinem Lieblingsthema Versicherungsgeschichte auszuholen, lenkte ihn ab. »Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass Liebe ein Feuer ist, gegen das es keine Versicherung gibt? Selbst wenn man zusammenbricht und verbrennt.«
    Dr. Yarbrough lachte, zum einen über diesen Gedanken, zum anderen, weil Susan den ihnen drohenden langweiligen Vortrag abgewendet hatte.

20
    A m Freitag, dem 1 . Juni, erfrischte die kühle Morgenluft Harry, die den schier endlosen Rasen von St. Lukas mähte. Um zehn Uhr war der türkisblaue Himmel gesprenkelt mit sahnigweißen Kumuluswolken, die über dem smaragdgrünen Gras schwebten. Als Harry sich erst mal an den Nullwendermäher gewöhnt hatte – ihr alter Aufsitzrasenmäher hatte nach fünfundzwanzig Jahren schließlich den Geist aufgegeben –, fragte sie sich, wie sie ohne den neuartigen Mäher hatte leben können. Statt eines Lenkrades gab es zwei lange Griffe, die sich vorwärts und rückwärts bewegen ließen. So kam sie viel näher an die Ecken heran als mit einem herkömmlichen Mäher. Zwar musste sie entlang den Pfaden trotzdem einen Kantenschneider benutzen, dennoch sparte der Nullwender sehr viel Zeit.
    Pfingstrosen, die jetzt in voller Blüte standen, säumten die langen, mit Ziegeln gepflasterten Pfade. Der kirchliche Gartenverein – dem neuerdings auch viele Männer angehörten, seit einige beim Gärtnern ebenso miteinander konkurrierten wie beim Grillen – hatte mit den Pfingstrosen eine Farbenpracht aus Weiß, Rosa und Fuchsienrot geschaffen. Harry bewunderte, wie schön die Anlage aussah, egal zu welcher Jahreszeit. Im Winter leuchteten die roten Beeren der Stechpalmen, und neben Herbs Garage schuf Feuerdorn eine Fülle von Orangerot, das besonders bei Schnee gut zur Geltung kam. Harry liebte Gartenarbeit, aber ihr fehlte die Zeit, um sich ihr zu widmen. Sie konzentrierte sich auf ihre Ernte, auf die Fohlen und die Arbeit mit den Pferden. Versonnen schaute sie zu dem niedriger gelegenen Friedhof hinunter, über dessen Mauern sich alte cremefarbene Kletterrosen ergossen. Hätte sie doch nur mehr Zeit.
    Der Duft von frisch gemähtem Gras munterte sie auf. Frisch gemähtes Gras machte Harry froh, am Leben zu sein.
    Hin und wieder blickte Herb von seinem Schreibtisch auf, um zuzusehen, wie eines seiner Lieblingspfarrmitglieder draußen drauflosmähte.
    Kichernd sagte er zu Eloquenz auf seinem Schoß: »Siehst du das Muster? Sie mäht in einer Richtung, dann in der anderen zurück.

Weitere Kostenlose Bücher