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Viereinhalb Wochen

Viereinhalb Wochen

Titel: Viereinhalb Wochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Bohg
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gewölbt wird. Ich bin Dir so dankbar, dass Du uns/mir diese Zeit ermöglichst, indem Du den ganzen Tag und die ganze Woche auf Arbeit bist.
    Tibor:
Ich freue mich so sehr für Dich und dass ich Dir diese sorgenfreie entspannte Zeit ermöglichen kann (-: Und mein Job ist toll!
    Oft ging es mir nur um Kleinigkeiten, die ich meinem Mann mitteilen musste:
    Constanze:
Unser Sohn mag Keith Jarrett. Ist grad eingepennt, als ich die Musik auf dem Laptop angemacht habe
    Tibor:
Unser Kleiner hat Geschmack. (-:
    Manchmal ging es mir auch so schlecht, dass mir meine SMS an Tibor wie Notrufe einer Ertrinkenden vorkamen:
    Constanze:
Please pray for me. I’m having a breakdown in our kitchen over the pain and grief to come with losing our son so soon. I can’t stop crying right now. It hurts so much
(manchmal schrieb ich aus Gewohnheit englisch).
    In diesem Fall rief Tibor mich sofort an, und wir redeten miteinander, beteten.
    Constanze:
Nachdem Du mit mir gebetet hast, bin ich ruhiger geworden. Danke ganz sehr, dass Du mich umgehend angerufen hast. Ich bin total erschöpft im Kopf vom Weinen heute, aber ich weiß auch, dass es rausmuss … und Julius streckt grad wieder den Popo raus
    Tibor:
Streicheln! Will halt gepomiezelt werden
    Jedenfalls ging es bei unseren Konversationen selten nur um irgendetwas Alltägliches, sondern immer auch um Julius:
    Constanze:
Krass, wie die Zeit jetzt rennt. Ich hab dem Kleinen grad erzählt, was er für einen tollen Papa hat, der arbeiten ist, damit wir zwei zusammen zu Hause sein können und die Zweisamkeit ohne Stress genießen können. Da hat er gleich losgestrampelt. Wir sind so stolz auf Dich. Deine zwei von daheim
    Tibor:
Danke Ihr Süßen. Trommel Trommel
    Manchmal waren mir die Tage ohne Tibor zu lang. Dann nahm ich mittags die U-Bahn zu ihm nach Charlottenburg. Er kam mit seinem Lunchpaket aus dem Büro, und wir gingen in einen nahen Park, machten es uns auf einer Bank gemütlich und genossen die Sonne. In solchen Momenten waren wir alle drei im Glück: Ich hatte meinen Tibor, er hatte seinen Sohn, und Julius genoss es, die Hand seines Papas auf der Bauchdecke zu spüren.
    Die Wege dorthin und wieder zurück nach Hause waren für mich nicht ohne: Wenn sich in der U-Bahn eine Familie mit Baby direkt neben mich setzte, liefen mir sofort die Tränen, noch dazu, weil ich spürte, wie Julius das U-Bahn-Fahren liebte – in den Kurven und bei all dem Geruckel machte er einen Radau im Bauch wie sonst nie. Hart war für mich, bei meinen unvermeidlichen Gängen über den Ku’damm an dem Geschäft mit den Umstandsmoden und der Kleinkinderbekleidung vorbeizukommen – dabei wurde es mir jedes Mal körperlich schlecht, weil mir dabei immer bewusst war, dass ich hier nie einkaufen gehen würde. Dass ich meinem Sohn hier nie eine Erstausstattung, einen Babytragesack oder ein Jäckchen würde kaufen können.
    Umso größer war meine Freude abends, wenn Tibor aus dem Büro zurückkam. Dazu hatten wir ein Ritual entwickelt: Abends fing ich mit dem Kochen an, sobald Tibor aus der U-Bahn anrief, um zu sagen, dass er unterwegs sei. Ich hatte das Gefühl, dass Julius just in diesen Momenten extra stark im Bauch klopfte, als hätte er verstanden, dass der Papa gleich nach Hause kommt. Als der schließlich die Wohnung betrat, küsste er immer zuerst mich, dann, eine Etage tiefer auf den Bauch, seinen Sohn Julius.
    »Hier ist dein Papa«, sagte er stets mit besonderer Betonung, und wieder klopfte unser Sohn meistens wie verrückt.
    Wir genossen das so sehr. Was hätten wir uns selbst weggenommen, dachte ich manchmal, wenn wir ihn abgetrieben hätten.
    Einmal war ich besonders mutig in jenen Tagen und wollte mich mit meiner Freundin Suse aus Frankfurt am Main treffen, die gerade auf Heimatbesuch in Ilmenau war. Irgendwo auf dem Weg zwischen dort und Berlin wollten wir uns sehen, etwa in Leipzig – doch ich musste einen Rückzieher machen. Ich merkte, dass ich es nicht aushalten würde, Suse mit ihren beiden kleinen Jungs zu sehen, die sie zu dem Treffen mitbringen würde. Ich merkte, dass ich dazu noch nicht die Kraft hatte, dass ich auch nicht stundenlang in einem Zug voller Menschen sitzen konnte. Mir ging dieser Zustand selbst auf den Nerv, aber ich konnte es nicht ändern. So kam Suse nach Berlin, ohne die Jungs.
    Wir setzten uns in ein Café am Maybachufer, und sie sagte mir, dass sie Angst um mich habe, wenn sie an November denke, dass sie mitgelitten habe in den viereinhalb Wochen, aber jetzt

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