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Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Titel: Vierter Stock Herbsthaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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Kommentar.
    „Also wie gesagt: Hier sieht man, dass jemand ein Kostüm trägt. Aber damals hatte ich eben nicht den Eindruck, dass da jemand kostümiert vor mir steht … auch wenn das ziemlich dunkel war.“
    „Aber von der Größe und vom Aussehen-“
    „Ja natürlich“, unterbreche ich ihn. „Die Größe und das Aussehen stimmen schon, das stimmt alles. Aber mein Eindruck war eben ein ganz anderer … Ihre Tochter müsste irgendwie mit dem Kostüm verschmelzen, mit dem Ding zusammenwachsen, dann vielleicht … puh, ich kann das einfach nicht richtig in Worte fassen. Aber die Größe und das Aussehen stimmen. Haben Sie eine Ahnung, wie alt das sein kann?“
    Strauss geht näher ran und schaut dem Wesen … das ja nur seine Tochter in einem Kostüm ist … direkt ins Gesicht. Das Ding ist größer als er.
    „Viele Jahrzehnte, vielleicht sogar Anfang des letzten Jahrhunderts … schwer zu sagen.“
    „Kann ich jetzt raus“, kommt dumpf die Stimme der Tochter.
    „Ja, gleich. Bitte einen Moment noch.“
    Angestrengt betrachtet Strauss das schwarze, bösartige Gesicht, die Affenmaske.
    „Das ist echtes Leder, auch die Zähne sehen echt aus. Kannst du durch die Glasaugen etwas sehen?“
    „Es geht“, antwortet seine Tochter. „Alles etwas dunkler, aber es geht. Kann ich das Ding jetzt ausziehen, ich bekomme fast keine Luft mehr … außerdem wird es heiß hier drin.“
    „Ja, natürlich.“
    Ich helfe ihr, sich aus dem schweren, innen gepolsterten Kostüm zu schälen. Mit rotem Gesicht und zerzausten Haaren steigt sie aus dem zerknüllten Fellhaufen. Strauss' Tochter geht duschen und wir breiten das Kostüm wieder auf dem Boden aus.
    „Das ist jedenfalls sehr gute Arbeit“, sagt Strauss. „Und es war sicherlich sehr kostspielig, so etwas anfertigen zu lassen. Ich vermute, dass vor vielen Jahren jemand in diesem Kostüm aufgetreten ist … dass mit diesem Kostüm jemand seinen Lebensunterhalt bestritten hat.“
    „Vielleicht war das auch eine Filmrequisite.“
    „Das kann natürlich sein … ich denke allerdings eher an Varieté. Es gab gerade zu Beginn des letzten Jahrhunderts Künstler, die als Affen aufgetreten sind und verschiedene Kunststücke aufgeführt haben. So weit ich weiß erlangten einige sogar eine gewisse Prominenz. Haben Sie dort unten, also in diesem Kellerabteil, irgendwelche Bühnenrequisiten gesehen?“
    „Nein … also nicht direkt. Da war noch Kleidung unten, verschiedene alte Frauenkleider. Allerdings habe ich mir das nicht so ganz genau angeschaut, ich weiß also nicht, ob das Bühnenbekleidung war.“
    „War das alles Frauenkleidung?“
    „Ja … also so weit ich das gesehen habe.“
    „Und finden Sie nicht auch, dass dieses Kostüm meiner Tochter recht gut gepasst hat?“
    „Ja, durchaus.“
    „Könnten wir dann nicht annehmen, dass dieses Kostüm einer Frau gehört hat, dass es vielleicht sogar für eine Frau angefertigt wurde?“
    Ja, natürlich könnten wir das. Ich wüsste nur gerne, worauf er hinaus will. Bevor ich etwas sagen kann, spricht Strauss weiter.
    „Ich habe Ihnen doch erzählt, dass nach dem zweiten Weltkrieg eine Frau in der Wohnung lebte, zu der der Keller gehört. Diese Frau lebte mehrere Jahrzehnte dort, bis in die Achtziger hinein.“
    „Ja, das weiß ich. Aber danach lebten ja noch andere Leute in der Wohnung … von denen könnte ja auch jemand dieses Kostüm-“
    Strauss unterbricht mich. Er spricht schnell, wirkt aufgeregt.
    „Aber der erste Bericht von einem großen, aufrecht stehenden Tier stammt aus dem Jahr 1986, vielleicht erinnern Sie sich. Und wenn nun das Auftauchen dieses Tiers und dieses zerzauste Kostüm da irgendwie zusammenhängen, dann können wir annehmen, dass das Kostüm 1986 schon da war. Und bis in die 80er Jahre hinein lebte eben diese Frau in der Wohnung, deren Namen ich bisher leider nicht herausfinden konnte. Wir haben eine Spur, Frau Pander!“
    Strauss klatscht in die Hände und ballt die Fäuste. Fehlt nur noch, dass er auf der Stelle springt und „Entzückend! Entzückend!“ ruft. Ich merke, wie sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht breit macht. Und dann fällt mir etwas ein.
    „Herr Strauss, Sie meinten doch gerade, dass mit solchen Kostümen Leute in Varietés aufgetreten sind. Mir ist gerade eingefallen, dass die Frau Diehl mir erzählt hat, dass sie früher zusammen mit ihrer Schwester irgendwelche Auftritte hatte … oder mit ihrer Mutter, da bin ich mir nicht sicher. Die haben gesungen und getanzt und

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