Vilja und das Raeuberfest
anderes. Sonst schaff ich das nicht.«
Im Zelt war es zu dämmrig, um A-Kas Gesichtsausdruck zu erkennen, aber die Stille sagte genug.
Der Reißverschluss des einen Seitenfensters war bis unten hin geöffnet, anscheinend war sie auf diesem Wege zu Hele gelangt. Ich verschwand klammheimlich nach draußen, aber der Wilde Karlo sah mich trotzdem. Er schien zwar etwas überrascht darüber zu sein, wo ich herkam, marschierte dann aber weiter und wiederholte dabei sein wildes Mantra.
Die Stille über dem Lager wurde von einer Bekanntgabe durchschnitten: » Die Veranstalter haben neue Informationen über den Vergiftungs-Anschlag beim Quiche und Ringkampf erhalten! Der Schuldige hat seine Tat gestanden. Es wurde beschlossen, die Identität des Täters nicht bekannt zu geben, aber die Person kommt aus den Reihen der Pärnänens!«
Buhrufe ertönten aus allen Richtungen. Die Unheilvollen warfen den P-Westen böse Blicke zu, die dichtgedrängt um Glitzer-Kimi, Tuija Pärnänen und Contra-Conny standen. Die Hurmalas schienen geschockt zu sein. Es war klar, dass die Beziehung zu den ehemals heimlichen Verbündeten hiermit beendet war. In meinem Gehirn ratterte es gewaltig. Was um alles in der Welt hatten die Pärnänens davon, dass sie die volle Verantwortung für etwas übernahmen, das sie mit den Hurmalas gemeinsam verbrochen hatten?
» Als Nächstes wird der Beschluss zu dieser Angelegenheit bekanntgegeben: Es wurde entschieden, die Gruppenbeschwerden der Unheilvollen vom Fjäll und die der Räuberbergs zu akzeptieren. Den Pärnänens werden fünf Punkte wegen ihres unsportlichen Verhaltens abgezogen. Obwohl sie die anderen Teilnehmer einer großen Gefahr ausgesetzt haben, haben diejenigen, die Opfer dieses Giftanschlags werden sollten – Hele Räuberberg und Seita Anteroinen – ihre eigenen Halbfinalerunden trotzdem gewonnen. Die Vergiftung blieb nur ein Versuch und hatte keine weiteren Folgen. Die Veranstalter haben beschlossen, die Regelung vom Vorjahr beizubehalten, laut der nur diejenigen Punkte erhalten, die es ins Finale geschafft haben. Diese Entscheidung ist endgültig, und man hat keine Rechte, eine Beschwerde einzulegen!«
» Buuh!«, schrien die rotgefiederten Hurmalas, die gehofft hatten, dass Berta im Q & R-Halbfinale Punkte sammeln würde. Auch die Unheilvollen vom Fjäll wirkten enttäuscht. Temme, den ich aus dem SCHWINDEL n kannte, maulte irgendwas, und die dunkeläugigen Räuber aus dem Norden lachten und klopften sich dabei auf die Schenkel. Auch die restlichen Räuber, die aus ihren Zelten getreten waren, verschwanden nun wieder zurück in die Dunkelheit, nachdem der Lärm verstummt war.
Die Pärnänens verloren also fünf Punkte. Das bedeutete, dass sie, indem sie ihre Schuld zugaben, aus dem Finale rausflogen! Wie um alles in der Welt konnte es sein, dass eine Sippe, die sich selbst für so etwas wie die königliche Familie innerhalb der Räubergemeinschaft hielt, freiwillig auf die Teilnahme im Finale verzichtete, besonders da die neuen Feinde – die Hurmalas – den Platz im Finale schon so gut wie in der Tasche hatten? Hatte Contra-Connys versprochene Rache irgendetwas damit zu tun? Ich begann langsam eine dunkle Vorahnung zu bekommen, dass bei der Gaunerkaraoke etwas Schreckliches passieren würde. Eine weitere Ansage unterbrach meine wild galoppierenden Gedanken.
» Liebe Räubergemeinde, in wenigen Augenblicken geht es los: Gleich beginnt das Finale von Quiche und Ringkampf!«
Hinter mir hörte ich ein leises Pfeifen. Hele, die noch immer Hildas gestreiften Kampfanzug trug, stand in der Zeltöffnung und winkte mich herein. Sie war allein. A-Ka war so unbemerkt verschwunden, wie sie gekommen war.
» Ich hab eine Bitte«, sagte das Räubermädchen leise. » Komm nicht, um dir den Kampf anzuschauen. Das ist zwar ein Showkampf, aber die Gefühle der Leute sind so am Hochkochen, dass irgendetwas schiefgehen könnte. Und wenn das passiert, will ich nicht, dass du das siehst!«
Ich war gleichzeitig gerührt und enttäuscht. Glaubte Hele, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn der Ringkampf in eine richtige Schlägerei ausarten würde? War ich für sie, auch nach allem, was wir gemeinsam erlebt hatten, nach wie vor das mimosenhaft-sensible Steuerzahler mädchen, das man vor der bösen Welt beschützen musste? Dann flüsterte sie ein Geheimnis in mein Ohr, das sie einen Moment zuvor von A-Ka gehört hatte.
» Oho!«, entfuhr es mir. Das war wirklich der Hammer! Jetzt war mir klar, dass ich
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