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Villa des Schweigens

Villa des Schweigens

Titel: Villa des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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halblang. Komme ja gleich. Jetzt erzähl doch mal schnell – wie ist es denn so?«
    »Also das Zimmer ist total cool und die Villa auch und die Leute hier sind ... sind ...« Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. »... okay«, sagte ich schließlich etwas lahm.
    »Nur okay?«
    »Na ja, der, dem das Haus gehört, der ist irgendwie ein bisschen komisch, so abweisend. Und mit einem anderen habe ich noch keine zwei Worte gewechselt. Der haut immer ab. Das Mädchen ist ein bisschen launisch und ...«, ich überlegte, »dann ist da noch ein echt süßer Typ.«
    »Ui«, machte Nadja. »Jetzt wird's spannend.«
    »Nein«, sagte ich hastig. »Nicht, was du denkst. Der hat 'ne Freundin. Aber er ist ganz nett.«
    »Nadja!«, brüllte es erneut.
    »Scheiße, ich muss los«, sagte sie. »Ach übrigens – Oliver war gestern hier.«
    »Alleine?«, presste ich heraus.
    »Nee«, sagte sie mitleidig. »Mit ihr. Aber sie hat sich Saft aufs Kleid gekippt!«
    Wir lachten beide.
    »Tschüss dann!«
    Ich legte das Handy weg. Blickte kurz auf meine nackte, kahle Wand und griff mir dann ein Buch.
    Eine halbe Stunde später ließ ich es wieder fallen. Ich konnte mich irgendwie nicht konzentrieren. Die Türen zum Garten standen offen und ich hörte jemanden husten. Eine alte Frau. Die von nebenan? Die bei meinem Anblick so erschrocken war? War sie wirklich nicht ganz dicht, wie Stefan behauptete? Aber mit wem hätte sie mich verwechseln sollen? Mir fiel die blaue Umhängetasche ein, die ich benutzt hatte. Vielleicht hielt mich die Frau für Jette? Ich betrachtete den Kalender an der Wand. Schlug die Seite um zu August. Dort hatte Jette mehrere Einträge verzeichnet. Georgs Party . BaföG-Amt . Und Arbeit bei Ginos . Merkwürdig. Wieso hatte sie das alles geplant, wenn sie doch wusste, dass sie nach Schottland gehen würde? Ich ließ das Blatt los. Vielleicht war sie ja total spontan. Draußen verschwand bald das letzte Tageslicht und ich beschloss, noch mal kurz in den Garten zu gehen, um etwas frische Luft zu schnappen.
    Auf einem Nachbargrundstück mähte jemand den Rasen. Das monotone Brummen und der frische Grasgeruch erinnerten mich urplötzlich an den Schrebergarten meiner Eltern, und obwohl ich es vor niemandem in der Welt zugegeben hätte, verspürte ich in diesem Moment leichte Sehnsucht nach zu Hause. Ich redete mir ein, dass ich den vollen Kühlschrank und die frisch bezogenen Betten vermisste, aber tief in mir wusste ich, dass es noch etwas anderes war. Das Gefühl von Sicherheit.
    Ich gab mir einen Ruck und ging den schmalen Pfad entlang. Das hier war doch das unabhängige Leben, frei von nörgelnden Eltern und schulischen Pflichten, wie ich es mir immer erträumt hatte. Es war nur schade, dass niemand sehen konnte, wie cool ich jetzt war. Die Leute um mich herum schien es jedenfalls nicht so zu beeindrucken wie Nadja.
    Ich befand mich jetzt am Ende des Gartens, wo eine dichte Hecke die Sicht auf die angrenzenden Villen versperrte. Hier hinten war der Garten noch verwilderter. Meterhohe Disteln und Brennnesseln wucherten und eine alte Matratze schimmelte vor sich hin. Mit einem letzten Jaulton hörte der Rasenmäher jäh auf. Die plötzlich eingetretene Stille wirkte wie ein Schock. Ganz in meiner Nähe raschelte es. Ich blieb stehen. Gab es hier Ratten? Meine Augen schweiften von rechts nach links, obwohl ich in der Dämmerung kaum noch was sehen konnte. Da spürte ich eine Bewegung an meinem Fußgelenk. Erschrockensprang ich zur Seite und sah gerade noch den buschigen Schwanz eines Eichhörnchens in der Dunkelheit verschwinden.
    Mann, was war nur mit mir los? Ich war auf einmal so schreckhaft. Zeit, in mein Zimmer zurückzukehren. Meine E-Mails zu checken und mir den Blog meiner Cousine durchzulesen, die seit ein paar Monaten in Australien war. Ich drehte mich um und sah die erleuchtete Villa in der Abenddämmerung vor mir liegen. Majestätisch, wie aus einem alten Film. Die riesigen hellen Fenster unten, die dunklen oben.
    Doch halt. Ein ganz schwacher Lichtschimmer flimmerte im Obergeschoss. Wie konnte das sein? Ich fixierte das Fenster, aus dem der Lichtschein kam.
    Da war noch etwas.
    Ein Umriss, oder ein Vorhang, der schief hing. Je näher ich an das Haus herankam, umso deutlicher konnte ich es sehen. Und plötzlich setzte mein Herz eine Sekunde lang aus. Es gab keinen Zweifel.
    Dort oben stand jemand am Fenster und sah hinaus. Direkt zu mir herunter.
    Ich konnte nicht erkennen, wer es war, aber Claire spielte

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