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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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ein Labor auf Penta V, eine Bestattungsanstalt, was auch immer. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, der Lotse wäre nach wie vor an Bord. Und viel weniger hätte sie gedacht, der Kapitän würde einen petrifizierten Leichnam in seinen privaten Räumen aufstellen.
    »Es hätte wenig Sinn, ihn irgendwohin zu bringen. Und es würde nicht seinem Willen entsprechen.« Eliza warf Tullama einen entsetzten Blick zu. »Nein, nein, natürlich kann er nicht sprechen«, sagte Tullama hastig. »Schließlich ist er tot, jedenfalls nach so ziemlich allen Definitionen, die unsere Mediziner dafür parat haben. Er hat allerdings äußerst detaillierte Anweisungen hinterlassen, ein sehr ausführliches Testament. Ich versuche, mich daran zu halten, solange es nur geht.«
    Eliza ging nah heran. Hätte sie nicht gewusst, dass das ein echter menschlicher Leib war, den eine unverständliche Kraft hatte unbeweglich und steinern werden lassen, sie hätte es für die außerordentlich kunstvolle Arbeit eines Bildhauers gehalten. Es war nicht so, dass die Perfektion des modellierten Leibes fehlerfrei gewesen wäre. Die Zehennägel und Fingernägel sahen aus, als wären sie kürzlich geschnitten worden; am linken Schienbein waren die Vertiefungen einer alten Narbe zu sehen; ein Leberfleck an der Hüfte wölbte sich einen halben Millimeter hervor; jeder Muskel, jede Sehne war sichtbar; jedes Detail absolut lebensecht; auf der Brust kräuselten sich steinerne Haare; am Hals steckte ein letzter Pulsschlag in den Adern fest; der Mund war leicht geöffnet, sodass man hinter den Lippen Zähne und Zunge sehen konnte; da war eine hervortretende Vene auf dem Penis; der Schatten einer Tätowierung auf beiden Bizepsen; der Bauchnabel war ein unvollständiger Halbmond; und wenn man im richtigen Winkel auf die leicht abstehenden Ohren sah, schimmerte das Licht der Bildwand hindurch. Gerade diese kleinen Abweichungen von der Vollkommenheit machten es glaubhaft, kein Bildwerk vor sich zu haben, sondern tatsächlich einen versteinerten Mann.
    »Ich fasse es nicht«, sagte Eliza, »der Lotse, in Stein verwandelt wie vom bösen Zauberer in einem dieser alten Märchen ... Warum ist er nackt?«
    »Seine Kleidung ist nicht mit ihm versteinert. Außerdem wollte er es so. In den letzten Tagen bereitete ihm Kleidung zusätzliche Pein, der Wärmehaushalt stimmte nicht mehr, irgendetwas in der Art.«
    »Ist es nicht unwürdig, ihn so auszustellen? So ... entblößt?«
    Tullama lächelte. »Er kam ursprünglich von Billabong, das ist eine ziemlich warme Welt, in der Nacktheit sowieso als nicht weiter bemerkenswert betrachtet wird.« Der Kapitän wurde wieder ernst und stopfte die Fäuste in die Taschen seiner Uniform, als er weitersprach. »Und außerdem – je weiter der Prozess voranschritt, desto rascher entfernte er sich von allem, was wir für normal und angemessen halten. Auch und vor allem was seinen Geist betrifft. Zum Schluss tat es weh, mit ihm zu reden.«
    Eliza umrundete den erstarrten Mann einige Male, wobei sie sorgsam den Grünpflanzen auswich, dann sah sie Tullama ins Gesicht. »Und jetzt«, sagte sie, »würde ich gern wissen, warum Sie mir das ... ihn gezeigt haben.«
    Tullama ließ sich in den Sessel vor einer der Konsolen fallen und legte die Hände auf die dunklen Tastaturen, als wolle er irgendwelche komplizierten Befehle eingeben. »Christoff wollte diese letzte Aufgabe unbedingt erfüllen, das hatte er sich fest vorgenommen – die Überlebenden der Vilm van der Oosterbrijk finden und retten, das eine noch, dann ist Schluss. So etwas in der Art. Nachdem er die ersten Signale aufgespürt hatte, einfach durch Glück, wurde er in diesen Raum gebracht und hat ihn nie wieder verlassen. Es ging nicht mehr. Der Prozess beschleunigte sich dramatisch, als hätte jemand auf den Knopf für schnellen Vorlauf gedrückt. Oder als hätte Christoff mit purer Willenskraft etwas oben am Berg aufgehalten, was wie eine Lawine hinunterstürzte, als er losließ. Ein Feind, der sich lange an den Toren hatte aufhalten lassen, aber dann umso schneller die Stadt überrannte, als er erst einmal eingelassen worden war.«
    Eliza betrachtete die Gestalt Christoffs und sagte nichts.
    »Er wollte sehen, was vorgeht«, sprach Tullama weiter, »und deshalb sind hier diese Installationen. Er wollte alles wissen, was die Überlebenden der Oosterbrijk und Vilm betrifft. Er hat alles beobachtet und gehört, was geschehen ist.« Tullama blickte irgendwie ängstlich zu den Augen der

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