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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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sich um einen Mann wie ihn nicht kümmerten; er trug keine eingepflanzten Flüstermaschinen im Arm. Und seitdem er den todgeweihten Lotsen interviewt hatte, galt sein Status als unantastbar, zumindest was diesen speziellen Weltenkreuzer betraf. In Vilms Hauptstadt – das hochtrabende Wort ließ ihn lächeln – verbrachte er kaum ein paar Stunden. Es sah sehr menschlich, sehr normal und sehr vertraut dort aus, fand er, einmal abgesehen von dem unmöglichen Wetter. Seine Aufzeichnungsgeräte, Sensoren und Kameras, die sich wie farbig leuchtende Blütenblätter um seinen Kopf entfalteten, stellten nach einigen Stunden in der feuchten Luft Vilms ihren Dienst für immer ein, und Kevin war gezwungen, auf weniger moderne Technik zurückzugreifen. Er traf eine Gruppe von abenteuerlich und für diese Witterung völlig unzulänglich gekleideten Frauen und Männern, die in ihre Siedlung zurückkehrten, und als er sie bat, ihn in ihr Dorf zu führen und dort für eine Weile aufzunehmen, willigten sie ohne langes Überlegen ein. Auf diese Art gelangte er in die jüngste Siedlung Vilms, die nicht einmal einen Namen hatte. Man nannte sie einfach das Dritte Dorf.
    Im Haus der Familie Cass kam er unter. Es war ein kleines Zimmer in einem umgebauten Container, den man mit einer Zugmaschine aus dem Gebirge gezerrt hatte. Alle Häuser waren umgemodelte und ausgebaute Dinge, die als Wohnung zu benutzen niemandem eingefallen wäre, als sie Teile des Weltenkreuzers waren. Kevin durchstreifte das Dorf und fotografierte die skurrilen Bauten aus möglichst ungewöhnlichen Perspektiven. Allen Aufnahmen war eins gemeinsam: Immer waren die Objekte auf diesen Bildern nass. Die Triebwerksdüse, die zum zweistöckigen Iglu ausgebaut war und die pfiffige, aus unzähligen Röhren bestehende Behausung, die an eine Raffinerie erinnerte. Im Zwischenraum zweier paralleler, aufrecht in den Boden gerammter Panzerplatten gab es eine Unterkunft, in der alle Räume nur zweihundertzwanzig Zentimeter breit waren, dafür allerdings achtzehn Meter lang; sieben davon übereinander. Da war ein aus gezackten Panzerungsbruchteilen gefügtes Haus, das einem Puzzle glich, und jener plumpe Kasten von einem Container, in dem Kevin wohnte. Die Bilderserie, die sich aus diesen pittoresken Appartements ergab, war einfach allerliebst. Völlig unbrauchbar war das kleine Zelt unter einer gigantischen, schräg aufgespannten Plane, das Zelt, in dem Carl Carlos hauste. Viel zu dunkel. Hätte ihm an diesem ersten Tag ein Flaschenteufelchen geweissagt, dass keines der Bilder je den Regenplaneten verlassen würde, Kevin hätte den Reisebehälter des vorwitzigen Propheten verächtlich zerschlagen.
    Der Hausherr, Hubert Cass, war ein wortkarger Kerl, der Kevin gewähren ließ und ihn nie fragte, was ein kräftiger Mann wie er untätig trieb im Dritten Dorf. Früh war er fort, wenn Kevin augenreibend aus seinem Zimmer kam, und abends kam er einsilbig und müde wieder. Er war auf den Feldern beschäftigt, wo das Dritte Dorf einheimische Pflanzen anbaute. Die Vilmer ernteten merkwürdig aussehende Knollen und bereiteten eine Art Tinktur daraus, doch fand Kevin nie heraus, wozu sie diente. Manchmal gab es erregte Diskussionen über besonders abstoßend geformte Feldfrüchte, bei denen Kevin nicht die Bohne verstand, worum eigentlich sich der Streit drehte. Es interessierte ihn auch nicht. Er streifte in der Umgebung umher. Immer in Sichtweite der Gebäude, sicherheitshalber. Man hatte ihm gezeigt, wie rasch eine gewisse einheimische Tierart damit war, organische Stoffe zu vertilgen. Man nannte diese Kreaturen Wurbls, und das Benehmen dieser Tiere war eine widerwärtige Angelegenheit. Kevin hatte gesehen, was mit einem auf den Boden gelegten Stück Fleisch geschah. Haarige Tentakel tasteten sich aus dem feuchten Erdreich und befingerten den Köder. Widerliche augenlose Körper kamen zutage. Angeekelt und fasziniert zugleich hatte Kevin zugesehen, wie das Fleisch innerhalb von wenigen Minuten und nahezu lautlos zerrissen, zerquetscht, ausgesogen und unter die feuchtigkeitsgesättigte Krume gezerrt wurde. Mit einem schlafenden Menschen, versicherte man ihm, würde es ebenso gehen. Die abscheulichen Wesen tauchten immer in genau der Anzahl auf, die nötig war, um eine gegebene Masse zu beseitigen. Angeblich hatte es Tote gegeben, bedeutete man dem Fremden, und Tiere im eigentlichen Sinne des Wortes seien es auch nicht. Kleiner Schönheitsfehler, diese Scheusale, dachte Kevin, der würde

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