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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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gesehen. Wurden hier einheimische Lebewesen domestiziert? Langsam wundere ich mich über gar nichts mehr, dachte Kevin, als er hastig dem Tier folgte. Er wunderte sich dann doch, als ihn das Tier bis zum Dritten Dorf führte und verschwand, als sei es von einem Sumpfloch verschlungen worden.
    Später fiel Kevin die Ähnlichkeit dieses Tiers mit dem auf, das bei dieser seltsamen Waschung im Regen neben dem Jungen gelegen hatte. Er fragte Tom danach. »Sicherlich hast du ein Eingesicht getroffen«, sagte der Junge und sah Kevin forschend in die Augen.
    »Sind das Haustiere?«
    »Nein, Freunde«, sagte Tom knapp und drehte sich unhöflich um, ehe Kevin seine nächste Frage stellen konnte, in der es um ein merkwürdiges morgendliches Duschbad ging.
    Woher, dachte Kevin, als er dem Jungen verdrießlich nachsah, hatte Tom gewusst, dass es einen Regenguss geben würde, der zum Duschen reichte? Und wieso hatte der Zeitpunkt so genau gestimmt? Besuchen Sie den Regenplaneten, wo Kinder das Wetter steuern können und mit wilden Tieren befreundet sind! Hier lernen Sie joggen, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht! Hier können Sie fremdartigen Wesen in Menschengestalt beim Verhexen der Wolken zuschauen! Oje, dachte Kevin, diese Leute muss man vor etwas retten, was sie nie gesehen haben ... Eine Story liegt in der Luft. Im Regen. Das wäre eine bessere Geschichte als die sensationellen Reportagen damals bei der Wiederentdeckung Karnas, all das aufregende Bildmaterial von einer Welt, auf der sich die Menschen an dreifache Erdschwere angepasst hatten. Und auf Vilm wäre es nicht so gefährlich, das aufzunehmen; die temperamentvollen Karnesen hatten manchen Reporter übel auseinandergenommen, als sie dahinterkamen, mit was für schlüpfrigen Kommentaren die Aufnahmen von ihren seltsamen Sportarten ans zahlende Volk gebracht wurden. Mit den gigantischen, eingeölten Muskelbergen beiderlei Geschlechts, die ihre Gravitationsübungen machten, konnte man ganz andere Dinge als nur Sport illustrieren. Kevin musste an die mit Preisen überschütteten Berichte von Galdäa denken, an all diese überaus merkwürdigen Staaten, die unbegreiflich und absolut fremdartig waren, als lägen sie jeder für sich auf einem anderen, eigenen Planeten. Dagegen waren die schönsten Bilder von Magub oder von Oniskus nur Dutzendware. Kevin spürte jene Aufregung im Magen, mit der sich die wirklich guten Ideen ankündigen. Man müsste herausfinden, was vor sich geht, dachte er. Wie soll ich mit meinen Geräten hantieren, ohne aufzufallen? Es wäre keine Schwierigkeit, alles zu analysieren und Beweise für eine Veröffentlichung zusammenzubekommen, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, dass Unduldbares geschieht. Meine Apparate sind das Modernste, was es gibt, und die Vilmer beten Steinzeittechnik an. Nun ja, nicht Steinzeit. Unzeitgemäß, völlig veraltet. Und sie freuen sich über jedes Stück antiquierter Technik, das sie mühselig aus dem Gebirge herausschleppen ...
    Kevin dachte kaum daran, dass sich die meisten seiner Apparate auf der Armorica befanden; er bemerkte nicht die aufmerksamen ruhigen Augen, die jeden seiner Schritte registrierten. Er wusste nicht, dass sich gegen Mittag im Dritten Dorf wie zufällig ein Dutzend Bewohner zusammengefunden hatte, mit denen Hubert Cass davon sprach, dass und was da jemand fotografierte und dass er, Hubert, nicht gut finde, was da vor sich gehe. Ein Wort gab wenige andere, man ging ebenso gelassen auseinander, wie man zusammengekommen war. Doch die Zahl der Augen, die auf Kevin achteten, nahm zu.
    Das Bild des die Wolken beschwörenden Tom hatte Kevins Aufmerksamkeit auf die Kinder gelenkt; vermutlich waren die zugänglicher als die Erwachsenen. Er merkte sich bevorzugte Spielplätze und tauchte wie zufällig dort auf. Einige der hiesigen Spiele blieben ihm allerdings schleierhaft. Viele drehten sich um Fabelwesen, die Regendrachen genannt wurden und mit den Wolken zu tun haben sollten. Oft sammelten die Kinder runzlige Früchte aus den Pflanzen und brachten ausgesucht abartige Exemplare zu den Größeren. Eins der beliebtesten Spiele bestand darin, unter großem und für Kevins Ohren schmerzhaftem Geschrei in eines der Gestrolche hineinzurennen und es anschließend möglichst rasch wieder zu verlassen. Blieb der Mitspieler, den die anderen fasziniert und irgendwie angstvoll beobachteten, länger als einige Minuten in dem Gestrolch, brach die ganze Horde in das Gewächs ein und holte ihn heraus. Manchmal

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