VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)
in einer Falle fest, das war unbestreitbar. Jemand oder etwas testete ihn. Versuchte herauszufinden, was geschah, wenn man die Bestandteile eines Vilmers voneinander trennte. Tom knirschte mit den Zähnen, und sein Atem stand in einer dichten Dampfwolke vor Mund und Maul. Wenn ich denjenigen in die Pfoten bekomme, dachte er, dann kann er erleben, dass die Wilden auf diesem Planeten verdammt gemein werden können. Hätte ich nur ein paar Rätselfrüchte dabei, dass ich euch das Grübeln lehren könnte.
»Der zweite Teil des Experiments hat tatsächlich funktioniert. Ich hätte nicht gedacht, dass das gutgeht.«
»Es ging um einen der grundlegendsten Triebe überhaupt, den der Selbsterhaltung. Das funktioniert immer.«
»Wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, derlei Fragen nicht zu stellen, müsste ich mich erkundigen, ob Sie so etwas schon öfter gemacht haben.«
»Gute Vorsätze soll man einhalten.«
»Sie sagen es.«
»Erstaunlich ist zumindest, wie lange es gedauert hat, bis das Wesen die geplanten Maßnahmen zu seinem Schutz vor der Kälte ergriffen hat. Die Temperatur lag längst weit unter seinem normalen Lebensspektrum. Wahrscheinlich ist die Toleranzbreite unterschätzt worden.«
»Wir sollten die Temperatur auf ein für seine Verhältnisse erträgliches Niveau anheben.«
»Oh, Sie überraschen mich. War das Mitleid?«
»Mitleid? Nein, bestimmt nicht. Es könnte die Ergebnisse verfälschen, wenn wir bei diesem Unterkühlungs-Szenario bleiben. Wenn unsere Auftraggeber etwas nicht gebrauchen können, sind es verfälschte Ergebnisse.«
»Ich heuchele Beruhigung. Die Erwärmung der Testvorrichtung wird einige Zeit benötigen, etwa fünfzehn Minuten. Was übrigens meinten Sie, als Sie von ungewöhnlichen Nebenumständen sprachen, die dieses Experiment mit sich bringt?«
»Für unsere Verhältnisse ungewöhnlich, meinte ich.«
»Da ich davon herzlich wenig weiß, interessiert es mich trotzdem. Wenn es Ihnen nicht zu aufdringlich erscheint.«
»Es kostet nichts, oder? Also kann es mir nicht aufdringlich erscheinen.«
»Manchmal erscheint es mir so, als ob wir zwar die gleiche Sprache, jedoch ein ganz anderes Gefüge von Bedeutungen und Nebenbedeutungen benutzen.«
»Darauf hat man mich vor dieser Mission hingewiesen.«
»Tatsächlich.«
»Um es genauer auszudrücken, die Wahl für diesen Auftrag fiel unter anderem auf mich, weil ich nach Meinung der Bruderschaft eine gut entwickelte Fähigkeit besitze, mit semantischen Konfusionen fertig zu werden. Sie selbst sind der beste Beweis dafür, dass dem so ist.«
»Ach wirklich? Inwiefern?«
»Sie leben noch.«
»Bitte?«
»Manche, wenn nicht die meisten meiner Confratres hätten Sie für die eine oder andere Bemerkung, die Sie gemacht haben, ohne Federlesen terminiert.«
»Was bin ich beruhigt. Wenn ich richtig informiert bin, steht der Begriff Terminierung bei Ihnen euphemistisch für Mord.«
»Sie haben auf eine bestimmte Art recht – auf eine andere Art haben Sie gerade von der gewissen Fähigkeit profitiert, die ich erwähnte.«
»Das bringt mich zurück auf meine Frage nach den ungewöhnlichen Nebenumständen, die dieses Experiment mit sich bringe. Was verstehen Sie darunter?«
»Dieses Vorhaben ist besonders bedeutsam. Seine Durchführung stellt ein beträchtliches Risiko dar. Deswegen werden alle Personen, die damit zu tun haben, einer besonderen Behandlung unterzogen. Wenn Sie so wollen, werde auch ich nach Beendigung dieser Arbeit terminiert.«
»Das meinen Sie doch wohl nicht ernst.«
»Ja und nein. Natürlich werde ich meine Existenz nicht auf die Weise beenden, die Sie im Sinn haben. Bloß mein Name, meine Konten und meine bisherigen Verdienste werden verlöschen. Was die Bruderschaft und ihre Bibliotheken betrifft, werde ich nie existiert haben. Meine physische Existenz jedoch wird unter einem neuen Namen, einer neuen Kontonummer weitergeführt.«
»Das ist eine ziemlich umständliche Art, von der Schaffung einer neuen Identität zu reden.«
»Das finden Sie.«
»Unser Wesen da drin hat inzwischen fast seine normale Betriebstemperatur erreicht.«
»Fast. Lassen Sie ihm Zeit.«
»Ja, ja, Sie wollen unverfälschte Ergebnisse.«
»Richtig. Aber, sagen Sie, gibt es auf Atibon Legba nicht ähnliche Sicherheitsvorkehrungen, was heikle Missionen wie diese betrifft?«
»Darüber kann ich Ihnen nichts sagen.«
»Das sagt mehr über Sie und Ihre Oberen aus, als Sie sich vorstellen können.«
»Gehören solche Einschätzungen zu
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