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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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nicht diesen seltsamen schwarzen, schwammigen Belag auf ihrer Außenhülle. Nichts, was er kannte, ließ den ewigen vilmschen Regen so glatt und rückstandslos abperlen wie dieses Zeug. Und die Fluggeräte des Flottenkommandos waren nicht so gedrungen, duckten sich nicht so, hatten nicht so gerundete Konturen. Das Flottenkommando hatte wenig im Sinn mit Design, für die Oberen von Atibon Legba musste Technik einfach nur funktionieren, und das tadellos. Dieses rabenschwarze Objekt dagegen war voller geschwungener Rundungen, und es hatte zwischen den Gestrolchen gehockt, als würde es sie jeden Augenblick anfallen und fressen. Na gut, das Ding hatte ausgesehen wie die technikgewordene Heimtücke ... Aber war das Design eines Fluggerätes etwa ein Grund, nicht hineinzugehen, wenn die Luken weit offen standen? Für Tom nicht. Er war neugierig. Es war ein Rätsel, was ein solcher Apparat so weit ab von Vilm Village und dem Gebirge zu suchen hatte. Und Rätsel mussten gelöst werden. Kaum waren Toms Füße und Pfoten im dunklen Innern der Maschine, schlossen sich Luken und jaulten Aggregate auf. Ein jäh einsetzender Andruck wie von rascher Beschleunigung zwang Mensch und Eingesicht an den Boden der lichtlosen Kabine. Dort wurden ihre Körper tief in das weiche Material gepresst, und als die Flugmaschine mehrmals ihre Richtung änderte, behielten die Mulden, in denen sie lagen, ihre Form bei. Andrucksessel, die ihre Form jedem Wesen anpassen, das sich in der Kabine befindet, dachte Tom, und die Schlussfolgerungen daraus sahen nicht freundlich aus. Wer so etwas in einen Gleiter einbaute, rechnete mit den verschiedenartigsten Besuchern, und er rechnete damit, dass die Besucher nicht in der Lage oder nicht willens waren, sich während des Fluges vernünftig zu benehmen.
    Ich stecke in einer verdammten Falle, erkannte Tom, und in einer Welle von schwarzer Panik wurde er von Fluchtreflexen erfasst, irgendwohin rennen, nur weg, fort, aus der gefährlichen Nähe der großen Springwölfe mit ihren zähnestarrenden Gebissen und ihrer furchterregenden Geschwindigkeit ... Glücklicherweise war er unfähig, auch nur eine Pfote zu bewegen, sonst hätte er sich verletzt, ehe er den tierischen Furchtanfall seines vilmschen Teiles unter Kontrolle bekam. Er dachte an die majestätische Landschaft Vilms, an die vielfarbigen Wolken, den Regen in all seinen dutzenden Formen, und langsam legte sich die Panik. Tom hatte nicht gewusst, dass sich im Innern seines Wesens eine solche Angst vor den Raubtieren der Gestrolche verbarg.
    Später kam die Flugmaschine, die ihn entführt hatte, irgendwo an und wurde an irgendetwas Größeres angekoppelt. Tom lag still und lauschte, spürte, wie Metall auf Metall rieb, Halterungen einrasteten, Luft einströmte. Dann wurde es hell, und die Luke ging auf – es war die Luke, durch die er hineingekommen war, aber was jetzt dort lag, hatte mit dem feuchten Boden Vilms und den merkwürdigen Gestrolchen des westlichen Tieflandes nichts zu tun. Stattdessen starrte er in eine Fortsetzung des Raumes, in dem er sich befand. Kammern voller grauschwarzem Zeug an Boden, Wänden und Decken, verbunden durch enge Durchgänge wie den, der sich eben aufgetan hatte. Das Eingesicht war sofort durch die geöffnete Luke gesprungen, und als sie sich geschlossen hatte, hatte Tom zum ersten Mal Verzweiflung gespürt.
    Er starrte auf das dunkelgraue gummiähnliche Material, das beide Seiten des Schotts bedeckte, und obwohl er das Ding von beiden Seiten zugleich sah, war der Anblick derselbe. Porös wie ein Schwamm, gab das merkwürdige Zeug erst dann dem Druck von Hand oder Pfote nach, wenn man eine Weile auf dieselbe Stelle drückte. Absorption von Energie, dachte Tom, wer hier drin einen Tobsuchtsanfall bekommt, hat wenig davon, abgesehen von den Verletzungen, die er sich selbst beibringt. Und auf der Außenhülle eines Gleiters dürfte ein solches Material zwar die Flugeigenschaften beeinträchtigen, die Maschine selbst jedoch nahezu unsichtbar machen. Das alles, dachte Tom, ist abgekartet, ist geplant; er drehte sich um und musterte sein Gefängnis, während seine andere Hälfte auf der anderen Seite des Schotts dasselbe tat. Identische Räume, die beide ein und dasselbe grauenvolle Detail aufwiesen: Es war nur ein Körper in ihnen. Tom war getrennt. Zwar konnte er sein anderes Ich spüren, konnte sehen, was die anderen Augen sahen ... Das war nicht dasselbe. Das war überhaupt nicht dasselbe. Panik jaulte tief in ihm, und Nacht

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