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Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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vollständig umschlossen. Einige wahnsinnige Sekunden lang erwog Cummino, sich selbst die Hand abzuhacken. Er warf sogar einen abschätzenden Blick auf das Messer. Zu klein, zu leicht, keine Monofil-Schneide. Es würde ein Blutbad geben, wenn er sich mit diesem Ding eine Hand amputieren wollte.
    Was für eine Idee!
    Und ohne erfolgreiche Rätselfrüchte-Jagd und das viele Geld, das er und die Familie auf Atibon Legba mit vilmschen Mittelchen verdienen würden, könnte er sich auch die Behandlung nicht leisten, die eine neue Hand wachsen ließ. Und die Familie würde auch nicht zahlen für so einen Verlierer ...
    Moment.
    Rätselfrüchte.
    Die Datenbank des halbverrückten Lukaschik.
    »Vincent, wir lösen dieses Problem auf eine elegante Art«, sagte Cummino.
    Seine Hand begann zu pochen. Diese unangenehme Empfindung sickerte in die Handwurzel und strahlte in den Unterarm aus. Vielleicht bildete er sich das ein, aber es fühlte sich an, als begönnen die Auswüchse der Liane, sich ins Innere seines Körpers hineinzubohren. Er kam auf den Gedanken, nach dem Ursprung der Liane zu suchen, strich sich das Haar aus der Stirn und schaute nach oben.
    Dort waren mehrere Geschwister seiner ganz persönlichen Schlingpflanze. Sie baumelten aus der nässenden Finsternis herunter und näherten sich langsam, aber beharrlich. Cummino schluckte. Davon sollte er seinem Begleiter besser kein Wort sagen, wenn er nicht sehr plötzlich sehr allein sein wollte.
    »Elegant?«, überlegte Vincent. »Auf eine elegante Art? Ich meine, du hängst an so einer Scheißpflanze fest ... und redest von eleganten Lösungen?«
    »Ich weiß ja, dass die dreidimensionalen Projektoren hier viel zu schnell kaputtgehen und wir nur dieses altertümliche Ding haben ... Aber such dir eine halbwegs ebene Fläche und sieh in der Datenbank nach.«
    Vincent trat einen Schritt zurück und öffnete den Mund, als wolle er Widerspruch einlegen.
    »Verdammt noch mal, Vincent!«
    Cummino ruckte wider besseres Wissen an der Liane – und spürte, wie seine Finger enthäutet und in Säure gebadet wurden.
    Er jaulte ein bisschen herum und starrte, als er wieder klar sehen konnte, wütend in Vincents aufgerissene Augen.
    »Mach schon!«
    Vincent drehte sich mehrere Male um sich selbst und fand dann eine knorpelig vernarbte Fläche, die einer Wand noch am ähnlichsten sah. Die sowieso schon seltsamen Erkenntnisse der Arbeitsgruppe Rätselfrüchte sahen, auf diesen seltsamen Hintergrund projiziert, vollends unwirklich aus.
    »Wonach soll ich suchen?«
    Cummino rasselte ein paar Namen herunter, die alle ausgedacht klangen. Die Abbildungen der Früchte sahen ja auch aus wie Künstlerskizzen oder Kindergekrakel.
    Vincent verfluchte die feuchte Luft des Regenplaneten, die jeden 3-D-Projektor in Windeseile ruinierte und ihn auf diese Weise zwang, sich zweidimensionale, auf eine alles andere als ebene Fläche projizierte Bilder anzusehen. Den Paravent konnte er nicht verwenden, er hatte ja nur zwei Hände.
    Obwohl ...
    Er sah sich um, den jammernden Cummino absichtlich ignorierend.
    Das hier war – mehr oder weniger – fester Untergrund. Holz. Mit Viehzeug, das sich aus dem Schlamm nach oben wühlte und selbstmörderisch Folie verspeiste, war hier wohl nicht zu rechnen.
    Kurzentschlossen holte er das Gestell heraus, klappte die Projektionsfläche auseinander und lehnte sie an das Wurzelholz.
    Viel besser.
    Cummino winselte etwas von Luxus, den sie sich nicht leisten könnten, und von Tentakeln, die sich in sein Fleisch bohren würden, während Vincent die Früchte identifizierte, von denen sein Kumpel gesprochen hatte.
    »Willst du das wirklich ausprobieren?«, fragte er dann.
    Cummino stellte sein Gejammer ein und warf ihm einen verwirrten Blick zu.
    »Was meinst du?«
    »Das sind nicht dieselben Früchte«, stellte Vincent fest. »Nicht genau dieselben. Sie sehen alle ein bisschen anders aus als in der Datenbank.«
    »Völlig egal!«, rief Cummino. »Die Dinger haben sowieso mehrere Effekte, und nicht nur eine einzige Wirkung. Die Kombination, die ich meine, sollte mich für diese verflixte Pflanze ungenießbar machen, so dass ich hier weg kann.«
    Seine Stimme wurde schrill.
    »Ob ich danach Haare auf der Nase habe oder den Rest meines Lebens im Zweidritteltakt laufen muss, ist mir vollkommen egal!«
    »Deine Entscheidung«, murmelte Vincent und holte sieben der eingesammelten und angeblich unbekannten Rätselfrüchte aus dem Rucksack Cumminos. Dabei bemerkte er, dass dessen

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