Viola - Das Tagebuch der Sklavin
Könntest du dir das vorstellen?», fragte er.
«Du meinst, mit Fesseln und so?», erwiderte sie verhalten und starrte in die Dunkelheit.
«Ja, vielleicht. Wenn du Lust dazu hast? Ich weiß es ja nicht! Wenn du die Wahl hättest – wärst du lieber die Domina, die mich beherrscht, oder lieber die Sklavin, die sich unterwirft?»
Daphnes Herz klopfte bis zum Anschlag. Es war tatsächlich beinahe so, als ob er ihre geheimsten Wünsche kannte, die kleinen Perversitäten, die sich ihr Gehirn im Schlaf ausdachte, um sie mit erotischen Fantasien zu quälen, zu befeuchten und in Unruhe zu versetzen. Erst nach mehreren, beinahe schlaflosen Nächten war sie meistens erschöpft genug, zur Abwechslung mal eine Nacht durchzuschlafen und erholt aufzuwachen.
«Es muss dir nicht peinlich sein, sag es einfach, wenn es so ist. Oder hast du nie darüber nachgedacht?»
«Hm, doch, in letzter Zeit schon», antwortete sie fast wahrheitsgemäß. Die Sehnsucht danach hatte sie in ihrem Leben schon früher verspürt, aber es war ihr peinlich gewesen. Jetzt fand sie diese Gefühle nicht mehr so abartig, und vor allem waren sie in den vergangenen Monaten wesentlich stärker geworden und ließen sich nicht einfach ignorieren. Ihr Körper spielte mit ihren Gefühlen ein grausames Spiel, das sie möglicherweise nicht mehr unter Kontrolle bringen, sondern verlieren würde. Der Gedanke machte ihr Angst, weil sie für sich keinen Ausweg sah. Eigentlich widersprach die Frage nach Dominanz oder Unterwerfung ihrem Selbstverständnis von Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt. Wo sollte die Grenze zwischen Spiel und Ernst sein? Durfte man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem Spiel sprechen? Jesper hatte sie, obwohl einige Jahre älter, immer als ebenbürtige Partnerin behandelt und sie war ihm dankbar dafür.
«Nun?», flüsterte er sanft. «Domina oder Sklavin?» Er drückte sie fester an sich und sie fühlte eine Woge neuer Erregung und wünschte sich im selben Augenblick, er würde sie noch fester halten, umklammern, sie unbeweglich machen, küssen und dann …
«Sklavin», hauchte sie und nahm all ihren Mut zusammen, um weiter zu sprechen. «Ich wünsche mir manchmal nichts mehr, als deine Befehle zu befolgen und dir zu Willen zu sein, dass du mich wehrlos machst und mir unter irgendeinem banalen Vorwand meinen Hintern ein wenig mit deiner Hand versohlst …»
Ihre Stimme erstickte fast unter diesem einen Satz, den sie in atemberaubender Schnelligkeit herausgestoßen hatte und der am Schluss immer leiser geworden war. Nun war es geschehen, sie hatte es ihm gesagt und ihr Puls raste vor Anspannung.
Jesper drehte sich auf die Seite, zog seinen Arm unter ihr weg und schaltete die Nachttischlampe ein. Auf einen schummrigen Schein heruntergedimmt, warf die Lampe ein weiches Licht auf Daphnes Gesicht. Ihre Augen waren aufgerissen, ihre Lippen zitterten vor Aufregung und sie starrte ihn mit geweiteten Pupillen an. «Bist – bist du schockiert?»
«Ein wenig», schmunzelte er und betrachtete sie liebevoll. «Und warum willst du das? Sag’s mir!», ermunterte er sie. Insgeheim amüsierte ihn ihre nicht zu übersehende Verlegenheit, die ihr Geständnis hervorgerufen hatte.
«Na ja.» Daphne zögerte und versuchte in seinem Blick zu erkennen, ob er sich lustig über sie machen würde, aber es gelang ihr nicht. «Ich weiß nicht so genau, vielleicht damit du mir beweist, dass du mein Ehemann bist und das Sagen hast, mir alle Entscheidungen abnimmst und über mich bestimmst.» Sie holte tief Luft. «Könntest du mich nicht öfters mal anfassen, ich meine einfach so zwischendurch – in den Arm nehmen, streicheln, hmmm, ein wenig begrapschen, wo immer du willst – es muss ja nicht unbedingt gleich darauf Sex folgen, wenn du nicht willst! Aber ich möchte spüren, dass ich deine Frau bin, und würde gerne häufiger deine Nähe, deine Haut, deine Finger spüren, egal auf welche Weise …» Sie senkte ihre Augen und hielt verlegen den Atem an. Warum schämte sie sich eigentlich, diese Wünsche ihrem Mann mitzuteilen? Sie vertrauten einander, sie liebten sich.
Jesper griff nach Daphnes Hand, streichelte ihr über die Finger, dann langsam den Unterarm hinauf, kreiste über ihrem Ellenbogen. Auf ihrer Haut stellten sich die feinen Härchen sichtbar auf. Sie unterdrückte ein Seufzen. Seine Berührung jagte ihr Schauer über den Körper, die sowohl erhitzend als auch fröstelnd waren. Sie
Weitere Kostenlose Bücher