Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Titel: Viola - Das Tagebuch der Sklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
Vom Netzwerk:
nicht um mich kümmern würde. Dann eine ernsthafte Züchtigung mit einer Reitgerte oder einem Rohrstock ausgeführt. Wahrscheinlich würde ich heulen und schreien. Ich nehme mal an, dass jedes dieser Instrumente einen gewissen Kick auslöst, so wie ich es in den Internetgeschichten gelesen habe. Aber zwischen Lesen und Erleben ist doch ein großer Unterschied und ich glaube, ich bin eine richtige Memme und würde bald um Gnade winseln – und würde er dann aufhören oder erbarmungslos weitermachen? Wenn ich an die Fotos denke, die dunkelroten oder blauen Striemen. Ach du Schreck, Viola, auf was habe ich mich da nur eingelassen!»
     
    An dieser Stelle endete der Eintrag. Daphne klappte das Buch zu und legte es auf den Boden. Sie schluchzte gequält: «Nun wisst Ihr es, Gebieter.»
     
    Jesper schwieg nachdenklich und es brach ihr fast das Herz. Hatte sie ihn so sehr enttäuscht oder dachte er über ein hohes Strafmaß nach? Sie richtete sich wieder auf und schaute ihn durch ihren Tränenschleier hindurch an. «Ich – ich breche unser Spiel an dieser Stelle ab, Jesper! Ich kann das nicht ernsthaft umsetzen. Ich habe gedacht, es wäre einfacher. Ich weiß, wir haben erst angefangen. Aber ich habe Angst. Du bist bestimmt enttäuscht von mir?»
     
    Ihre Wangen glühten vor Hitze und ihre Nase schwoll allmählich von den Tränen zu.
     
    Er stand auf, kniete impulsiv vor ihr nieder, zog ihren Kopf empor und legte seinen Zeigefinger auf ihre bebenden Lippen. «Pscht, kein Wort mehr, Daphne! Schweig!», befahl er streng. Noch hatte sie das Codewort nicht gesagt, noch war nichts verloren. Er zog sie in seine Arme, umschlang sie und drückte sie fest an sich. Willenlos hing sie in seiner Umarmung, die Arme hingen an ihr herunter, als ob sie ihr nicht gehörten, ihr Kopf fiel gegen seinen Hals und sie weinte hemmungslos. Er streichelte ihr über die Haare, sanft, wieder und wieder, wie einem kleinen Kind, das sich die Knie aufgeschlagen hat und getröstet werden muss, und sie horchte zitternd auf seine Worte.
     
    «Du kannst das, denn du bist stärker, als du denkst. Du wolltest dieses Spiel viel mehr als ich und du willst es noch immer. Es ist doch noch gar nichts passiert. Deswegen wirst du es auch durchstehen. Wir werden uns langsam herantasten, die Intensität des Spiels aufbauen.» Er holte tief Luft. «Lass dich fallen! Überantworte mir alle Entscheidungen, deine Gedanken, deine Zweifel. Bedingungslos.»
     
    Als sie sich beruhigt hatte, löste er seine Umklammerung und stand auf. Er ging zurück zum Stuhl und setzte sich wieder.
     
    Daphne starrte auf den Fußboden, die Hände auf die Oberschenkel gelegt. Sie schniefte leise, wischte sich mit dem Handrücken unter der Nase einen
Tropfen fort. Seine Worte hallten in ihrem Kopf. Sie fühlte sich wie betäubt, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Warum wollte er weitermachen, wenn sie doch unschlüssig war? Aber wenn es sein Wunsch sein sollte – sie beugte sich in aufrichtiger Demut tief nach unten.
     
    «Vergebt mir, mein Gebieter. Es tut mir leid und es wird nicht wieder vorkommen. Ich werde Euch beweisen, dass ich eine gefügige Sklavin bin. In Zukunft werde ich Eure Entscheidungen nicht mehr in Frage stellen. Ich bitte Euch nur um eines. Schenkt mir die Gnade einer milden Strafe für mein Vergehen!» Sie senkte ihren Kopf noch tiefer, bis sie mit der Stirn schon fast den Teppich berührte, und fröstelte.
     
    Jesper fiel es schwer, ernst zu bleiben. Er biss sich auf die Unterlippe. Die ganze Situation war irgendwie lächerlich und drohte, außer Kontrolle zu geraten. Da kniete seine eigene Frau vor ihm auf dem Boden, winselte beinahe ernsthaft in sorgsam gewählten, spielfilmreifen Worten um Gnade und behandelte ihn wie einen wahrhaft Fremden, dem sie als Sklavin gehörte und gehorchen musste. Es war einfach absurd. Er kam sich vor wie der Schauspieler in einem Theaterstück. Aber er wusste, warum er es tat, und ließ sie deshalb eine Weile schmoren. Er wollte wissen, wie reumütig sie tatsächlich war.
     
    Daphne war sich inzwischen wieder sicher, dass sie das Spiel fortführen wollte. Wie er sie getröstet und in seinen Armen gehalten hatte, wie seine samtweiche Stimme sie beruhigt hatte, das entsprach genau ihren romantischen Vorstellungen eines dominanten, aber fürsorglichen Partners. Er hatte das von ihr verlangt, was sie selbst wollte: sich einem Menschen bedingungslos hingeben, in dem Vertrauen, dass er sie niemals enttäuschen, sondern immer

Weitere Kostenlose Bücher