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Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Titel: Viola - Das Tagebuch der Sklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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genau das Richtige für sie entscheiden würde. Sie wollte aufgefangen und gehalten werden, geführt und sicher durch das Leben geleitet, sich einem sanften, wohlmeinenden Zwang fügen. Sie sehnte sich danach, von seinen Armen gehalten und beschützt zu werden. Deshalb verharrte sie geduldig in ihrer Stellung, die Hände auf den Rücken gelegt, den Kopf gesenkt, schweigend und demütig.
     
    Ja, demütig, dabei war dies ein Wort, das sie seit jeher abgrundtief hasste. Aber es gab einen Unterschied. Gott verlangte Demut. Zumindest behaupteten das seine irdischen Handlanger. Ihm wäre sie niemals demütig gegenübergetreten, hatte niemals seit ihrer Kindheit in der Kirche ihr Knie gebeugt. Einem nicht greifbaren Hirngespinst, von Menschen in ihrer Unwissenheit über Naturereignisse und die Evolution erfunden, später bewusst zur Unterjochung des dummen Volkes benutzt. Schon lange hatte sie dem Gedanken abgeschworen, dass es einen Gott oder eine göttliche Instanz geben könnte. Sie hatte in ihrer tiefsten Verzweiflung aus dieser Ecke niemals Trost erhalten.
     
    Aber das hier war etwas anderes. Sie ergab sich ihrer Lage demütig. Sie wollte dienen, ihre Ebenbürtigkeit aufgeben, um dadurch etwas anderes zu erlangen: Ruhe, Geborgenheit, Sicherheit und nicht zuletzt – Zärtlichkeit, Liebe und Sex. Sie gab Gehorsam – um belohnt zu werden. Es war klar, dass Jesper sie auf die Probe stellte, und es machte ihr nichts aus. Geduldig verharrte sie in ihrer Position.
     
    Endlich brach er sein Schweigen. «Bring mir dein Tagebuch und den Schlüssel!», befahl er.
     
    Sie richtete sich auf, robbte auf den Knien zu ihm hinüber, um ihm mit gesenktem Kopf beides entgegenzustrecken. Er nahm es ihr ab und sie legte die Hände wieder auf den Rücken.
     
    «Schon besser. Also, dein Tagebuch bleibt hier auf meinem Sekretär liegen. Du wirst wie bisher deine Briefe an Viola schreiben. Und du wirst keine Gedanken weglassen, um sie vor mir zu verbergen. Denn wenn ich es für notwendig befinde, wirst du sie mir vorlesen. Viola braucht nicht zu wissen, dass ich alles weiß!»
     
    Was für eine absurde Idee – sie sollte weiterhin ihre wahren Gedanken niederschreiben, in dem Bewusstsein, dass sie ihm diese irgendwann vorlesen musste? Wie sollte das denn funktionieren? Sie konnte doch nicht einfach so tun, als wüsste sie das nicht.
     
    «Ich verspreche dir, dass ich ohne dein Beisein nicht in deinem Tagebuch lesen werde. Aber ich will keinerlei Geheimnisse mehr zwischen uns. Ich möchte deine intimsten Gedanken kennen lernen, nur dann kann ich dafür sorgen, dass meine geliebte Sklavin und Ehefrau sich wohlfühlt! Deshalb werde ich dich von Zeit zu Zeit auffordern, mir auch einen deiner älteren Briefe vorzulesen! Wirst du gehorchen?»
     
    Daphne schaffte es nur mit Mühe, ihren Blick unten zu halten. Sie stöhnte innerlich über seine Forderung. Abbrechen, aufhören – sie musste das verdammte Codewort sagen, sie wollte es hinausschreien, Game over, es pulsierte unaufhörlich in ihren Adern, Game over, trommelte mit Vehemenz in ihrem Kopf, Game over, wollte hinaus, hinaus … Ihre Lippen zitterten, aber sie biss die Zähne fest aufeinander. Nein, Aufgeben gehörte nicht zu ihren Prinzipien. Ihr Lebensmotto war Durchhalten, egal was passiert. Nur deswegen war sie überhaupt noch am Leben. Das war der Spruch, den sie sich selbst vorsagte, wenn sie glaubte, nicht mehr zu funktionieren.
     
    «Ich höre nichts!», tadelte Jesper ungeduldig.
     
    «Ja, mein Gebieter! Ich werde gehorchen und alles so machen, wie Ihr befehlt. Meine Gedanken gehören von nun an ohne Ausnahme vollkommen Euch!», murmelte Daphne.
     
    «Gut. Dann stell dich in die Ecke, leg die Hände an die Wand und warte auf deine Bestrafung.»
     
    Jesper wusste im Moment noch nicht, was er mit ihr machen sollte. Zwar hatte er die ganze Woche schon darüber nachgedacht, aber er war sich immer noch unschlüssig. Auf jeden Fall musste er sie unter so viel Druck setzen, dass sie daran nicht zerbrach, aber keine Zeit hatte, über eine frühzeitige Beendigung des Spiels nachzudenken. Alles musste so realitätsgetreu wie möglich ablaufen. Also musste er sie auch für ihren Ungehorsam bestrafen …
     
    Einer Ahnung folgend, hatte er Anfang Dezember heimlich in ihrem Tagebuch gelesen. Es war nicht schwierig gewesen, den Schlüssel zu finden. Das blanke Entsetzen hatte ihn beim Studieren ihrer Einträge gepackt, Zeile um Zeile, als er erkennen musste, dass seine Frau, dieses

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