Viola - Das Tagebuch der Sklavin
als jemals zuvor.
Als sie das Arbeitszimmer betrat, hatte Jesper den Rollladen heruntergelassen und saß abgeschirmt in der Dunkelheit hinter seinem Schreibtisch. Nur zwei Schreibtischlampen spendeten dem Raum einen Lichtkegel, der genau den Bereich ausleuchtete, wo Daphne knien sollte.
Sie verspürte einen Kloß im Hals. Die Atmosphäre hatte etwas Fremdartiges, Unpersönliches und Bedrohliches an sich.
«Wird das ein Verhör, mein Gebieter? Habe ich etwas ausgefressen?»
«Schon möglich», erwiderte er streng. «Knie nieder.»
Daphne gehorchte.
«Denk daran: Du gehörst mir. Ich bin dein Gebieter und ich bestimme, was du zu tun hast. Wiederhole.»
Daphne schluckte, dann antwortete sie, ins Licht blinzelnd: «Du bist –
Entschuldigung! Ihr seid mein Gebieter. Ich gehöre Euch und habe zu gehorchen.»
«Gut. Warum ist das so? Aber – Daphne, ich will diesmal keine auswendig gelernte Standardantwort hören!»
Sie überlegte einen Moment. Es gab viele Antworten. Weil sie devot war und sich auf dieses Rollenspiel eingelassen hatte? Weil er als der Dominante von ihnen sich diese Regeln ausgedacht hatte? Nein, Unsinn. Es musste einen anderen, ganz bestimmten Grund geben, den er diesmal hören wollte.
«Weil Ihr der Überzeugung seid, dass mir zu viel Selbstständigkeit und Freiheit nicht guttun?», erwiderte sie zaghaft und selbst wenig von ihrer Antwort überzeugt.
Zu ihrer Überraschung stimmte er ihr zu. «Richtig. Gut, dass du es einsiehst. Und nun erzähl mir deine schlimmsten Ängste, das Schlimmste, was du dir jemals selbst antun wolltest. Etwas, was du wahrscheinlich niemandem und wenn, dann wohl höchstens Viola erzählt hättest.»
Eine Gänsehaut überzog Daphnes Arme. Auf einmal ahnte sie, warum ihr die beiden Lampen so gnadenlos ins Gesicht schienen. Wollte er sich an ihrem Schrecken weiden – aber er konnte doch unmöglich wissen, dassᅠ…
«Was, um Himmels willen, sollte das denn sein?», schwindelte sie unsicher.
«Daphne, ich warne dich nur einmal. Wenn du nach Ausflüchten suchst und lügst, werde ich dich sehr hart bestrafen. Und es könnte gut sein, dass du diese Züchtigung nicht erotisch finden wirst. Also fordere nicht meine Geduld heraus, sondern erzähl mir die Wahrheit.»
«Aber – ich verstehe immer noch nicht, worauf Ihr hinauswollt, mein Gebieter? Es gibt nichts, was ich Euch erzählen könnte.»
«Wenn wir fertig sind, erhältst du zur Strafe Gewichte an die Brustwarzen und zehn Hiebe mit dem Rohrstock», kommentierte er kühl.
«Aber wofür?», widersprach sie zornig. Ihre Vagina begann aufgeregt zu pochen, aber ihr Herz schlug eher ängstlich. Seit wann besaß er einen Rohrstock? Und wenn schon die Wäscheklammern so gemein gezwickt hatten, wie würde es sich erst anfühlen, Gewichte an ihren Nippeln hängen zu haben? Sie schaute auf, versuchte sein Gesicht in der Dunkelheit zu entdecken. Doch vergebens.
«Für deine Lüge! Wofür glaubst du, sind die Lampen auf dein Gesicht gerichtet? Du kannst nicht vor mir verbergen, dass du lügst. Erzähl mir von deiner tiefsten Verzweiflung.»
Mit ihrer Wut über sein Machtspiel kehrte die Wärme in Daphnes Körper zurück. Sie versuchte dagegen anzukämpfen und entgegnete verärgert mit zitternden Lippen, die ihre Gefühle preisgaben: «Macht dir das Vergnügen, Angst oder Wut in meinem Gesicht zu sehen? Forderst du mich deshalb heraus?»
Jesper war kurz davor aufzuspringen, um sie für ihre Widerspenstigkeit auf den Boden zu werfen. Aber er unterdrückte diesen Impuls und antwortete: «Nein. Red kein Blech! Fünf weitere Hiebe für diesen Unfug. Begreif doch endlich, ich will dir helfen, nicht schaden!»
Er hatte das ernst und ruhig gesagt. Aber sie wollte ihm wohl trotzdem nicht ihr Innerstes offenbaren.
«Erzähl es mir. Erzähl mir von deinen Ängsten», wiederholte er unerbittlich.
«Ich habe keine besonderen Ängste oder willst du hören, dass ich mich vor Spinnen im Keller fürchte?» Ein letztes Mal versuchte sie einem Geständnis zu entgehen.
Jesper hätte fast gebrüllt vor Lachen, aber er verkniff sich diese Reaktion, er wusste, dass sie sich vor Spinnen nicht fürchtete, sondern denen, die sich unvorsichtigerweise ins Haus verirrten, resolut mit Besen
oder Staubsauger den Garaus machte. «Du hast abgrundtiefe Ängste, über die du noch nie mit mir gesprochen hast, und ich will sie von dir hören.»
«Die habe
Weitere Kostenlose Bücher