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Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Titel: Viola - Das Tagebuch der Sklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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ich nicht. Oder hast du etwa welche?»
     
    «Daphne! Zum letzten Mal. Fang an!»
     
    «Und wenn ich das nicht will?», entgegnete sie trotzig.
     
    Er zog die Augenbrauen hoch. «Wenn du nicht willst? Sag – wer bist du?»
     
    Daphne schwieg einen Augenblick, dann hauchte sie mit gesenktem Kopf ihre Antwort. «Eure Sklavin.»
     
    «Na also, dann gehorche.»
     
    «Aber – mein Gebieter, wenn ich solche Ängste doch gar nicht habe?» Daphnes Stimme verlor an Sicherheit.
     
    «Du lügst. Wir hatten Offenheit vereinbart. Zur Strafe zehn Minuten Wäscheklammern an deinen Nippeln.»
     
    Sie schaute wütend auf, versuchte noch einmal erfolglos gegen das blendende Licht sein Gesicht auszumachen. «Ich lüge nicht!»
     
    «In Ordnung, ich versuche es anders. Wo sind die zwei Seiten, die neuerdings in Viola fehlen?»
     
    «Wo… woher weißt du das?», stotterte Daphne entsetzt. «Du hast versprochen, nicht in meinem Tagebuch zu schnüffeln!»
     
    «Habe ich auch nicht. Ich habe es nur einer Intuition folgend durchgeblättert, ohne darin zu lesen, und dabei sind mir die beiden feinen Schnitte aufgefallen, mit denen du die Seiten herausgetrennt hast. Du hast dir viel Mühe gegeben, es zu vertuschen. Also muss es dir wichtig gewesen sein.»
     
    Daphne krümmte sich wie unter Bauchschmerzen nach vorne. «Nein, Jesper, bitte, bitte nicht! Lass mir noch ein paar kleine Geheimnisseᅠ…», winselte sie, die Regeln der Ansprache vergessend.
     
    «Du benimmst dich daneben, Sklavin. Dein Hintern wird glühen, wenn du so weitermachst.»
     
    Daphne unternahm einen letzten Versuch, richtete sich auf und schaute wieder in seine Richtung. «Aber – das ist unfair! Ihr dürft mich nicht dafür strafen! Unsere Regeln gelten nur für ein erotisches Zusammenspiel, nicht fürᅠ…» Ihre Worte stockten. Sie war hin- und hergerissen, versuchte verzweifelt, einen Blick auf ihn zu erhaschen, aber außer einem dunklen Schemen war nichts von ihm zu erkennen. «Und was ist, wenn ich Euch gehorchen will und ich kann nicht, wenn ich es nicht über meine Lippen bringe oder es einfach nicht in Worte fassen kann? Ich habe Angst davor – es ist wie eine Blockade!» Ihre Augen und ihre jetzt erhobenen und aneinandergeschlagenen Hände bettelten um Nachsicht. Es war ihr letzter Versuch, seinem Wunsch auszuweichen.
     
    «Du kannst», antwortete er unnachgiebig und inzwischen auch ungehaltener über ihre fortwährende Weigerung.
     
    Es waren nur wenige Sätze in diesem herausgeschnittenen Brief an Viola, die sie zum Vertuschen veranlasst hatten, aber vor diesen fürchtete sie sich. Tatsächlich war sie sehr sorgfältig vorgegangen und der festen Meinung gewesen, Jesper würde es niemals bemerken. Verzweifelt versuchte sie zu gehorchen, etwas zu sagen, aber es kam kein Wort über ihre Lippen. Das Licht war schlimmer als jede Finsternis, es geißelte gnadenlos ihre Augen. Sie öffnete den Mund, suchte nach einem Anfang, schloss ihre Lippen wieder, machte die Augen zu und riss sie wieder auf. Das Licht war so grell, dass sie durch ihre geschlossenen Lider hindurch ihre eigenen Adern sah.
     
    «Die, die Seiten handelten davon, dass – dass ich mich umbringen würde, wennᅠ…» Daphne rang nach Luft.
     
    Selbstmord. Es lähmte ihren Kopf, bohrte in ihrem Magen, stach in ihren Lungen. Bis zu diesem Augenblick hatte sie gehofft, ihm nur die halbe Wahrheit zu erzählen. Sie krümmte sich für Sekunden wie unter Schmerzen nach vorne und verschwendete einen winzigen Gedanken daran, das Codewort zu verwenden. Aber dieser Gedanke machte ihr noch viel mehr Angst als die Situation, die sie mehr und mehr zu verwirren begann. Warum wollte er das wissen? Jetzt begriff sie. Es ging um mehr, als ihre masochistische Neigung auszuloten und zu befriedigen. Er wollte seine Machtposition festigen.
     
    Nein, beschloss sie, was auch passieren würde, sie würde sich nicht dazu hinreißen lassen, das Codewort zu benutzen. Sie würde nicht unter Jespers Druck kapitulieren, wenngleich sie fand, dass er seine Rechte überschritt. Sie musste ihn dazu bringen, dass er derjenige war, der das Spiel beendete – der erkannte, dass seine Forderung falsch gewesen war.
     
    Allmählich fand Daphne in ihre Rolle zurück und erlebte diesen Zustand als etwas Tröstliches. Es würde nach diesem Geständnis keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen geben. Sie musste sich nur fallen lassen, ein echtes Sklavenverhalten an den Tag legen, seinem Willen Folge

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