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Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Viola - Das Tagebuch der Sklavin

Titel: Viola - Das Tagebuch der Sklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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Verstand. «Bitte verzeiht mir, dass ich Euch nicht vertraut habe.»
     
    Jesper schüttelte verwundert den Kopf. «Es gibt nichts, was ich dir verzeihen müsste. Der Fehler liegt doch bei mir! Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe.»
     
    «Es – es tut so weh, hier, tief in mir drinᅠ…» Sie wehrte sich gegen die Enge der Decke, versuchte ihre Arme hervorzuziehen, gab aber schnell auf. Ihre Lippen zitterten so sehr, dass sie nur noch ein Stammeln herausbrachte. «Ich habe solche Angstᅠ…»
     
    Jesper strich ihr erneut sanft über die Haare, gab ihr einen zarten Kuss auf die Stirn, die Augen, die Nase und den Mund. «Du musst keine Angst haben, meine Liebste. Ich bin doch da. Wir reden morgen noch einmal darüber. Jetzt bist du zu erschöpft. Lass dich fallen, entspann dich. Ich werde die ganze Nacht bei dir bleiben. Ich liebe dich.»
     
    Er streichelte sie sanft, presste sie an sich, sprach weiter leise beruhigend auf sie ein, bis sie aufhörte zu weinen und erschöpft einschlief.
     
    Jesper fühlte sich nicht beruhigt, aber erleichtert. Der erste Schritt war getan. Morgen früh und wenn es nötig war, wieder und wieder würde er mit ihr besprechen, was sie so verzweifeln ließ, bis er sicher war, dass sie das nächste Mal rechtzeitig zu ihm käme, egal wie mies er drauf war.
     
    Aber der nächste Morgen war nicht für ein Gespräch geeignet. Über Nacht war Daphne in eine tiefe Lethargie gefallen. Sie fieberte und ging auf seine Fragen nicht ein, sondern starrte dumpf vor sich hin. «Lass mich in Ruhe. Ich will nicht mehr reden. Wir sollten unser Spiel beenden. Ich werdeᅠ…»
     
    Jesper legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen und strich ihr mit der anderen Hand zärtlich eine Strähne aus den Augen. «Pssst, nicht sprechen! Unser Spiel funktioniert immer noch. Ich möchte, dass du noch mal mit mir in Ruhe über das sprichst, was du mir erzählt hast. Ich will dich nicht damit quälen, bestimmt nicht. Aber wenn ich gewusst hätte, wie frustriert du von meinem Verhalten bist, hätten wir etwas daran ändern können.»
     
    Daphne schloss die Augen. Sie verspürte keine Lust, noch mal über dieses Thema zu reden. Gewiss, von Zeit zu Zeit überkam sie diese merkwürdige Todessehnsucht, mitunter sogar dann, wenn sie eigentlich glücklich war und ihr Leben im Lot zu sein schien. Sie hatte alleine versucht, die Antwort auf das Warum zu finden, aber irgendwann aufgegeben. Im Augenblick fühlte sie sich schwach und elend wie nach einer Woche Grippe und dachte nur noch darüber nach, das Spiel abzubrechen. Warum hatten sie es überhaupt angefangen? Es war alles schrecklich verwirrend. Das Einzige, was sie davon abhielt, das Codewort zu sagen, war Jespers entschlossenes Auftreten.
     
    Er bemühte sich nach Kräften, sie auf andere Gedanken zu bringen. Suchte eine DVD mit einem Liebesfilm heraus, kochte ein dreigängiges Abendmenü – aber es half nichts. Daphne war nicht aus ihrer tiefen Lethargie aufzuwecken.
     
    «Lass uns aufhören, Jesper, bitte! Ich will nicht mehr. Gameᅠ…», weiter kam sie nicht. Jesper hielt ihr gerade noch rechtzeitig den Mund zu und schüttelte energisch den Kopf. Sie kämpfte gegen ihn an, versuchte ihm auszuweichen und auf ihn einzuschlagen, aber er war stärker als sie, presste sie auf das Sofa und wartete, bis sie aufgab und nicht mehr zappelte. Ansonsten vermied er bewusst jegliche Art von Gewaltanwendung oder Schimpfen. Sie sollte von alleine ruhiger werden.
     
    Dennoch fühlte er sich verunsichert und fürchtete, der Sache nicht Herr zu werden und Daphne vielleicht mehr zu schaden als zu nützen. Er setzte sich an seinen Computer, surfte stundenlang sinnlos auf der Suche nach ähnlichen Fällen und passenden Antworten. Das Problem, das sie gerade betraf, schien es nicht zu geben.
     
    Endlich fand er einen Chat, in dem diverse Themen diskutiert wurden. Die Leute erschienen ihm ernsthaft genug. Es war kein belangloses Zeug. Er meldete sich an und schilderte mit wenigen Worten sein Anliegen. Die meisten antworteten jedoch nur mit einem Bedauern, und dass sie darauf lieber keine als eine falsche Lösung anbieten würden. Jesper wollte sich gerade ausloggen, als sich ein weiteres Chat-Mitglied namens Doc zu Wort meldete.
     
    «Du hast etwas angefangen, was du zu Ende bringen solltest. Es hat keinen Sinn, mit Daphne noch mal über ihre Todessehnsucht zu sprechen. Dazu müsstest du Psychologe sein. Wenn du glaubst, dass sie sich in der Rolle als deine Sklavin

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