Viola - Das Tagebuch der Sklavin
wohlfühlt, solltest du dieses Ziel unbedingt weiter verfolgen. Mach ihr unmissverständlich klar, dass du ihr Gebieter bist und sie deiner Führung vertrauen muss. Züchtige sie ein bisschen, wenn es nötig sein sollte. Erteile ihr Befehle, aber nimm sie auch in deine Arme und zeig ihr deine Liebe, damit sie sich geborgen fühlt und weiß, dass sie dir vertrauen kann. Setzt euer Spiel fort.»
Verdattert las Jesper die Worte noch mal und noch mal. «Ist das nicht riskant, wenn ich zu viel verlange? Und wie kommen wir aus dieser Nummer jemals wieder heraus?»
«Müsst ihr denn überhaupt damit aufhören? Oder glaubst du, es wird für dich zu anstrengend oder langweilig, als Meister ständig die Führung zu übernehmen?»
«Nein, aber ich will nicht, dass es für Daphne zu viel wird und sie sich unterdrückt fühlt.»
«Lass dich von ihrer Verzweiflung und ihrem Tief nicht verunsichern. Sie braucht nur eines, um wieder da herauszukommen – deine Führung. Jetzt! Es gibt ihr Geborgenheit und Sicherheit, wenn du den Ton angibst. Immer. Täglich.»
«Aber, wir können doch dieses Rollenspiel nicht in unseren Alltag übernehmenᅠ…», fragte Jesper hilflos.
«Tu es. Ich habe es ähnlich erlebt wie du.»
Jesper saß die restliche Nacht wie betäubt im Wohnzimmer und dachte noch einmal gründlich über alles nach. Die richtige Entscheidung zu fällen war alles andere als einfach. Wenn er das Spiel jetzt beendete, würde Daphne in ein noch tieferes Loch fallen – und wenn er ehrlich zu sich selbst war, er wohl auch. War es überhaupt möglich, wieder zu einem normalen Alltag zurückzufinden oder waren sie schon zu tief in ihr Rollenverhalten verstrickt?
Als er früh am Morgen aufwachte, stand sein Entschluss, zu handeln, fest. Er gab sich einen Ruck und ging ins Schlafzimmer.
Vierundzwanzig/sieben
«Liebe Viola!
Mir fehlt die Kraft, dir zu schreiben, was geschehen ist. Nur so viel: Mein Gebieter stellt unglaubliche Forderungen. Er will keinen Spielabbruch. Ich fühle mich müde, verloren und ausgelaugt. Hatten wir uns zu viel vorgenommen? Vielleicht ist es ein Abschied und ich schreibe dir nie wiederᅠ… nie wieder in dieser Angelegenheit.»
Daphne blinzelte Jesper verschlafen an. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, den sie kaum erwiderte. Sie drehte den Kopf weg und er zögerte, setzte sich dann aber doch zu ihr auf die Bettkante.
«Daphne, ich habe lange über das, was bisher geschehen ist, nachgedacht und ich möchte eine Regeländerung.» Jesper machte eine Pause, um sich zu vergewissern, dass sie ihm zuhörte. Aber sie rührte sich nicht einen Millimeter und behielt ihre eingefrorene, gleichgültig wirkende Miene bei. «Ich bin der Meinung, dass es falsch ist, unser Ritual nur an den Wochenenden zu leben. Es geht um mehr als um erotische Erfüllung. Du sehnst dich im Grunde auch nach Sicherheit und Geborgenheit, und ich mache mir Sorgen um dein seelisches Wohlergehen.»
Daphne zog die Augenbrauen hoch.
«Ich möchte, dass wir unser Verhältnis als Meister und Sklavin bis zum Ende des Jahres als 24/7-Beziehung fortsetzen, mit allen Konsequenzen – und dann sehen wir weiter.»
Daphne richtete sich auf. Sie fragte angespannt. «24/7? Wie meinst du das?»
Jesper zwang sich zu einem ermunternden Lächeln. «Komm schon, tu nicht so unwissend. Du hast oft genug im Internet gesurft, um zu wissen, was das bedeutet.»
«Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tagen die Woche verfügbar – gilt für alle Online-Shops. Man kann jederzeit virtuell einkaufen gehen, was ich sehr praktischᅠ…»
«Wir reden hier nicht über Online-Shops, sondern über unsere Beziehung», knurrte Jesper. «Also, versuch’s noch mal, Sklavin!»
Daphne zuckte sichtbar zusammen. Es ging ihr durch und durch, wenn er so mit ihr sprach. «Man kann es auch als Modus in der Partnerschaft verwenden, für die Rolle zwischen dem Dom und seiner Sub», antwortete sie zurückhaltend. «Wenn beide Partner damit einverstanden sind. Die Sklavin hat ihrem Meister dann in jeder Hinsicht ununterbrochen und bedingungslos zu gehorchen.» Sie sah ihn zweifelnd an, ob er ernsthaft diesen Schritt in Erwägung zog oder nur ihre Reaktion testen wollte.
Jesper nickte zufrieden. Ihr Blick war klar, nicht mehr träge, aber auch devot, ganz so, wie er es sich wünschte. «Richtig. Bedingungslose Unterwerfung, in jeder Sekunde deines Daseins.»
«Gefällt dir deine
Weitere Kostenlose Bücher