Telefon vibrierte und spielte Coldplay.
Seufzend stellte ich die Statuette zur Seite und sah auf die Wanduhr in meinem Zimmer. Ich hatte die Figur stundenlang untersucht, ohne Erfolg. Und der Freitag war schon halb herum.
Ich sah auf das iPad und staunte, weil es trotz des Lochs immer noch funktionierte. Die Uhr stand auf 33:01:06. Ein Viertel unserer Zeit war verstrichen und wir hatten noch immer keine Spur.
Stirnrunzelnd nahm ich mein iPhone. Auf dem Display stand » unbekannt«. Ich überlegte, die Mailbox anspringen zu lassen, doch die Neugier siegte.
» Tory.«
» Tory Brennan?« Eine männliche Stimme.
» Ja.« Vorsicht. Es wäre nicht der erste Streich, den mir irgendwer von der Bolton Prep spielte.
» Hier ist Eric Marchant vom kriminaltechnischen Labor des Charleston Police Departments. Jemand namens«– Papierrascheln im Hintergrund– » Jason Taylor hat mir eine Nachricht hinterlassen. Ich weiß nicht, wie er an meine Büronummer gekommen ist, aber das ist ja nicht so wichtig. Er hat mir etwas zur Analyse geschickt.«
» Mr Marchant!« Ich stand auf und begann, hin und her zu schreiten. » Vielen Dank für Ihren Anruf.«
» Gern geschehen. Die Anfrage war ja ein wenig eigenartig. Ich habe einen Wattetupfer mit unbekannter Substanz bekommen. Dabei handelte es sich um gewöhnliches Dieselbenzin.«
Dieselbenzin? Verflixt, eine Sackgasse. Das konnte man überall kaufen.
Marchants Stimme klang blechern, als habe er auf Lautsprecher gestellt. Dabei hatte er eine klare, präzise Art, sich auszudrücken. Ich stellte mir einen kleinen gebildeten Mann im Tweedjackett mit Kugelschreiberschutz in der Hemdtasche vor.
» Es gab da irgendeine Geschichte mit einer Registrierkasse.«
Plötzlich hatte ich eine Idee.
Dieser Mann war ein Ballistikexperte. Gestern Nacht hatte eine Selbstschussfalle auf uns gefeuert. Dabei hätte jemand zu Tode kommen können. Wenn Marchant uns weiterhelfen könnte, wäre das von unschätzbarem Wert.
In meinem Kopf entstand ein Plan.
» Da muss Jason etwas verwechselt haben, Sir. Es geht um eine ziemlich finstere Geschichte.« Mit bebender Stimme fügte ich hinzu: » Jemand hat versucht, meinen Hund zu töten.«
» Meine Güte.« Es klickte leise. Offenbar hatte Marchant den Hörer jetzt aus der Feststation genommen. » Hast du Anzeige erstattet?«
» Ich habe es niemandem erzählt.« Die Entscheidung für die Jungfrau in Nöten war gefallen. » Wir wohnen hier ein wenig abseits und die hiesige Polizei kommt nicht gern so weit heraus. Eigentlich ist es denen egal.«
» Eine Schande.« Marchant klang verärgert. » Allerdings überrascht mich das nicht. Einige unserer Sheriffs draußen auf dem Land würden nicht mal ein Feuer in ihrer eigenen Wache untersuchen. Aber warum glaubst du, jemand wollte deinem Haustier etwas antun?«
» Mein Hund ist halb Wolf, und vor ein paar Wochen haben diese Hinterwäldler gedroht, ihn zu erschießen.« Schnell erfand ich ein paar Details dazu. » Gestern Abend haben meine Freunde und ich etwas gefunden, das in den Dünen vergraben war. Eine Vorrichtung mit zwei kurzen Läufen. Wir haben sie versehentlich ausgelöst und dabei wäre ich beinahe getroffen worden.«
» Diese Vorrichtung hat auf euch geschossen? « Ungläubigkeit. » Eine Schusswaffe?«
» Ja, Sir. Ich glaube, es ist ein Gewehr, aber ich bin nicht sicher.«
» Was für verantwortungslose…« Ich konnte regelrecht sehen, wie sich Marchant aufrichtete. » Aber du hast eine Kugel gefunden, die mit der Waffe abgefeuert wurde?«
» Oh, ja, Sir! Ich habe die Waffe und zwei Kugeln.«
» Ausgezeichnet. Hast du auch Patronen?«
Warum hatte ich daran nicht gedacht? » Nein, Sir, aber ich könnte vielleicht noch einmal nachschauen.«
» Nicht notwendig.« Wieder knisterte Papier. » Heute bin ich dicht, aber wenn du mir die Sachen morgen vorbeibringst, kann ich sie mir mal anschauen.«
Jackpot. » Sicher. Könnten Sie mir die Adresse der Kriminaltechnik geben?«
» Natürlich. Schick mir eine E-Mail an
[email protected] und ich schicke dir eine Wegbeschreibung. Dann habe ich gleich deine Kontaktdaten.«
» Na, klar.« Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Gerade hatte ich einen Ballistikexperten rekrutiert, der uns beim Kampf gegen den Spielleiter unterstützen konnte. Gar nicht so schlecht. » Vielen Dank.«
» Ich helfe doch gern. Man muss schließlich herausfinden, wer diese Vorrichtung aufgestellt hat. So etwas ist unglaublich dumm und gefährlich.«
Ich bedankte mich